Dienstag, 15. August 2017

Thees Uhlmann: Sophia, der Tod und ich

Es klingelte an der Tür, und im Treppenhaus roch es nach frisch gebrühtem Kaffee. Vor der Tür steht der Tod. Mit dieser Konstallation, die sich eigentlich erst im dritten Kapitel offenbart, beginnt das Buch von Thees Uhlmann. Ein auch vom Tod nicht vorhersehbarer Zufall ("Niemand stört mich bei meiner Arbeit, das ist nicht vorgesehen") führt dazu, dass der Tod den Helden des Buches nicht nach den von ihm genannten drei Minuten mitnimmt, sondern für eine auch ihm nur ungefähr bekannte Zeit selbst auf der Erde, im Leben bleibt. Und mit ihm auf eine Reise geht. Das Road-Movie, das der Roman nebenbei auch noch ist, nimmt den Leser mit in die norddeutsche Provinz und in eine ganz normale Lebensgeschichte des Helden, der sich eher so durch den Tag treiben lässt.


Thees Uhlmann, Sänger  und Autor der Hamburger Band Tomte, erzählt mit Melancholie und Lebensfreude, mit Lakonie und norddeutschem Witz, ebenso anrührend wie lustig, in Gleichnissen und Lebensweisheiten vom Tod und von den Möglichkeiten des Lebens, von der Liebe und von den kleinen Dingen im Alltag. Der Tod weiß vieles und doch nicht alles – zum Beispiel nicht, was auf der anderen Seite liegt. So kann auch der Tod, der durchaus Sinn für Humor hat, selbst noch einiges Lernen. Auch wenn der Tod auf fast jeder Seite präsent ist, ist das Buch eines nicht: bedrückend. Vielleicht, weil der einfühlsame Tod über seinen Widersacher, den unbarmherzigen, bösartigen Tod siegt. 

Uhlmann gelang mit Sophia, der Tod und ich ein lesenswerter Debütroman, den ich im Bücherregal irgendwo zwischen dem philosophisch sicher viel tieferen Roman von Joostein Garder "Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort" und Ambrose Bierces Erzählung "Zwischenfall auf der Eulenfluss-Brücke" einsortieren würde. Auf meinem Bücherstapel lag das Buch schon kurz nach seinem Erscheinen Ende 2015, mußte aber bis jetzt warten. Einmal zu lesen begonnen war es dann eines der Sorte, die man gar nicht wieder aus der Hand lege möchte. Und an dessen (hier nicht verratenem) Ende man bedauert, dass die Reise nicht noch endlos weitergeht.

Thees Uhlmann: Sophia, der Tod und ich
Kiepenheuer & Witsch, 2015
ISBN 3462309897, 9783462309898
320 Seiten

Bei Google Books gibt es eine Lesprobe.

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