Samstag, 2. Juni 2012

Romantik 2.0

Das Altstädtische Krankenhaus in Magdeburger stand lange leer – nun hat es der Kulturanker e.V zu neuem Leben erweckt, in dem er in dem riesigen Komplex eine dreiwöchige Kunstausstellung installiert hat, die von zahlreichen Veranstaltungen und Konzerten begleitet wird. Unter dem Titel "Romantik 2.0" stellen 250 Künstler ihre Kunstwerke dar, setzen sich mehr oder weniger eng mit dem Titel der Ausstellung auseinander.


Was ist Romantik in den Zeiten digitaler Medien (worauf das 2.0 hindeuten mag)? Das mögen sich sowohl Künstler als auch Besucher fragen. Denn auf den ersten Blick ist es nicht leicht zu erkennen, wie auch überhaupt der Begriff der Romantik ein sehr weit gefaßter ist. Denn Romantik ist eben mehr als gedämpftes Licht beim Kerzenschein-Dinner. Ist es auch Romantik, wenn man an einem Touch-Screen spürt, wie man von der Rückseite her ebenfalls berührt wird, wenn eine Krankenhaustoilette bepflanzt und in rotes Licht getaucht wird? Oder alten Holzteilen durch Malerei neues Leben eingehaucht wird? Oft entstehen romantische Stimmungen erst im Kopf des Betrachters, der gedanklich mit den Objekten interagiert. Und dazu bietet die Ausstellung reichlich Anlaß und spart auch kontroverse Gedanken nicht aus. So ist eine gefliester Raum mit einer Bank und einem Abendmalsgemälde zu einem Altar gestaltet, während im Raum nebenan in der Farbe des Blutes auf den Boden geschrieben ist, "Wo seid ihr jetzt, meine Brüder?".

Die ausgestellten Kunstwerke gehören zu sehr vielfältigen Genres, reichen von Fotografie, Malerei, Objektkunst bis zu Installationen aus Licht und Klang. Besonders interessant wird es, wenn die Objekte den Raum des Krankenhauses einbeziehen, vielleicht sogar extra dafür gestaltet wurden oder dort entstanden sind. So wie die großflächig an die Wand gesprühten Bilder – bei denen dann spätere Nutzer des Gebäudes den Vorteil (oder das Problem) haben, ein Kunstwerk zu besitzen. Das Krankenhaus wurde für die Ausstellung unverändert gelassen, deutlich sind noch einzelne Bereiche zu identifizieren wie ehemalige Röntgenstationen. Sogar deren enge Umkleidekabinen sind Stätte von Kunstinstallationen.

Es macht Spaß, durch das Krankenhaus zu gehen, zu schlendern, sich treiben zu lassen von den Kunstwerken und Assoziationen. Eine unbedingte Empfehlung, die Ausstellung zu besuchen, die noch bis zum 24.06. zu sehen ist. Und: bringt bitte genügend Zeit mit. Ich habe beim ersten Besuch gemerkt, daß zwei Stunden viel zu wenig sind und werde wohl nochmal wiederkommen.

Der Eingang zum Ausstellungsgelände (von der Rückseite
des Krankenhausgeländes her, an der Erzberger-Straße)
ist aus alten Brettern gezimmert, wie eine Tür zu
einem geheimen Garten.

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