Donnerstag, 29. Dezember 2022

Batterie laden

Heute etwas zum Laden von tiefentladenen Kfz-Batterien. Anlass: der kleine rote Trecker stand ein halbes Jahr unbewegt, der Anlasser klackte nur noch müde. die Batterie zeigte irgendwas zwischen 10 und 11 Volt. 

Zwei Batterieladegeräte mit annähernd gleicher Ladeleistung,
aber unterschiedlicher Größe und Masse. Das große rote mit
Trafo + Gleichrichter und das kleine grüne mit Inverter und
elektronischer Laderegelung.

Also: Ladegerät ran. Das war aber nicht so einfach, denn das schöne kleine elektronische Ladegerät (das grüne) zeigte mit einer roten LED einfach nur "Fault" und weigerte sich schlichtweg, auch nur die kleinste Amperestunde in die Batterie zu schicken. Anscheinend erkannte die Auswerte-Elektronik einen Defekt der Batterie. Nichts zu machen. Oder doch?

Mittwoch, 30. November 2022

Albers Brauerei Gädebehn

Bei einem Kurztrip nach Schwerin fiel uns in der Innenstadt, in Domähe, in einem Wildgeschäft (wo sonst, wenn man auf die Bilder schaut. Und ja, manchmal kauft man auch nach Etikett) das Bier der Brauerei Albers aus Gädebehn bei Crivitz in die Hände. Leider nur die drei Sorten. "Eigentlich gab es noch eines", sagte der Verkäufer, "das war vorhin noch da, ist jetzt wohl raus". Schade, denn auch das vierte, ein American Pale Ale ("Hühnerschreck") hätte mich interessiert. Heute waren also drei Biere in der Verkostung. Vielleicht gibt es das vierte ja auch Online bei der Brauerei.

Das Helmut ist ein Helles Lager, das sehr leicht und einfach daherkommt. Hellgelb, mit frischer Kohlensäure und stabilem Schaum. Leichter Geschmack, wenige malzig, aber auch nur wenig Bitterkeit. Statt des aktuellen Novembers vielleicht eher für die Erfrischung an heißen Tagen gut. 

Donnerstag, 17. November 2022

Freitag, 11. November 2022

Multiphonics: Junge Komponisten, Orgel und Chor

"Von Spiegel-Pfeifen und Tenororgeln" war das Konzert überschrieben. Zu hören waren Werke junger Komponisten. Das Konzert in der Gertraudenkirche Magdeburg war der Auftakt von Multiphonics, den Tagen der Jungen Musik des Musikalischen Kompetenzzentrums Magdeburg.

AuditivVokal Dresden
Leitung: Olaf Katzer
Ivan Terekhanov – Orgel
AuditivVokal Dresden unter Leitung von
Olaf Katzer und Ivan Terekhanov (Orgel)

Das Konzert begann mit einer Improvisation des 19jährigen Ivan Terekhanov an der Rühlmann-Orgel der Gertraudenkirche. Mächtige Orgelklänge aus allen Registern mit einem sanften Mittelteil. Auch im Anschluss spielte die Orgel eine wichtige Rolle, als Begleitung der Sängerinnen und Sänger oder als Soloinstrument. Die Sängerinnen und Sänger wechselten dabei stets zwischen Orgelempore und Altarraum. Das lockerte die Konzertatmosphäre auf und war angesichts der niedrigen Temperaturen wohl auch zum Aufwärmen nützlich.

Das Konzert war in zweifachem Sinn ein Gastspiel. Das Ensemble kam aus Dresden – auch die jungen Komponisten, im Alter zwischen acht und achtzehn Jahren, der jüngste war persönlich anwesend, kamen überwiegend aus Sachsen und sind dort Schüler*innen der Komponistenklasse Dresden. Ihre Werke waren allesamt Uraufführungen und viele von ihnen hatten erstmals die Möglichkeit, für Kirchenorgel und Vokalensemble zu komponieren.

Donnerstag, 10. November 2022

Holocaust-Gedenken: Ruth Weile aus Schönebeck, 15 Jahre.

Einen Tag nach dem Gedenktag an die Pogrome des 9. November 1938 hielt die niederländische Historikerin Afke Berger einen Vortrag über eines der jüdischen Opfer aus Schönebeck, die 1928 geborene Ruth Weile. "Sie war ein fröhliches Kind", konnte sie anhand der Fotos und von Augenzeugenberichten feststellen.

Die Beschäftigung mit dem Leben von Ruth Weile war ein Stück weit ein Zufall: "Zu Beginn meines Studiums beschäftigte ich mich mit jüdischen Flüchtlingen und kam in dem Zusammenhang mit einer alten Frau in Kontakt, die mir ein Fotoalbum gab. Es war dies das Fotoalbum von Ruth Weile. Diese hatte es ihrer niederländischen Freundin zu Aufbewahrung gegeben, bevor sie von Amsterdam aus in das Sammellager Westerbork transportiert wurde". 

Montag, 7. November 2022

Handwerksbrauerei Schütte Sommer-Pils

Der Sommer ist schon längst vorbei - andererseits so lange auch wieder nicht, denn erst vor einer Woche, am 30. Oktober, war der letzte Sommertag des Jahres, mit 25,5 Grad. So kam jedenfalls heute das Sommer-Pils aus der Handwerksbrauerei Schütte aus Rottmersleben noch ganz passend in mein Verkosteglas. Ein interessantes und trotz des intensiven Geschmacks leichtes Bier.

Montag, 31. Oktober 2022

Orgel, Drums & Light

Am Reformationstag gab es in St. Johannis in Bad Salzelmen ein besonderes Konzert, in einer gelungenen Verbindung vom Spiel der Instrumente mit vielfarbigen Lichteffekten. 

Carsten Miseler – Orgel
Julius Jung – Violine, Piano
Stephan Miseler – Cello
Vincent Thormann – Schlagzeug, Perkussion
Jürgen Groth – Lesung 
Jacob Miseler – Lichteffekte
Norman Staude – Ton und Medien
Carsten Miseler begrüßt die Konzertbesucher
in der bis zum letzten Platz vollen
St.-Johannis-Kirche, bevor er sich
auf der Empore an die Orgel setzte.

Die Ankündigung des Konzertes muss sich herumgesprochen haben, denn schon weit vor Konzertbeginn kamen die ersten Besucher, und sie kamen so zahlreich, dass am Ende auch die Sitzplätze an den Seiten der Kirche besetzt waren und noch zusätzliche Stühle herangeholt wurden."Es gibt übrigens keine schlechten Plätze", rief Carsten Miseler den Besuchern zu, "die Musik ist von überall hörbar und auch zu sehen gibt es in der ganzen Kirche etwas". Für das gute Sehen sorgte unter anderem ein großer Fernseher vor dem Altar und ein Technik-Team, das dort die Musiker mit Kameras nahe heranholte. Auch Carsten Miseler und Vincent Thormann, die sonst oben auf der Orgelempore unsichtbar geblieben wären.

In der Kirche schien es, als wäre ein wenig von dem Herbstnebel hereingeschwappt, der Bad Salzelmen und Schönebeck einhüllte. Nur waren es drinnen Spuren vom Bühnennebel, der die Strahlen der Lichttechnik besser sichtbar machte. Die bei Landschaftsfotografen so beliebte "Blaue Stunde" schien es nun drinnen zu geben, eine geheimnisvolle, Erwartungen weckende Lichtstimmung. 

Sonntag, 30. Oktober 2022

Sinuston: Zurück zum Mond

Bei Sinuston, den Magdeburger Tagen der elektroakustischen Musik, gab es auch in diesem Jahr wieder ein Familienprogramm. Im Programmheft stand "5+" – und ich kann bestätigen, sowohl mein Enkel als auch ich, wir waren beide gleichermaßen fasziniert von dieser phantastischen Reisegeschichte von der Erde bis zum Mond. 

Spiel, Regie, Dramaturgie, Text: Sandy Gärtner
Ausstattung, Regie, Dramaturgie, Text: Wolfgang Krebs


Als Bühne im Turmpark, dem alten Wasserwerk unterhalb des Wasserturms Salbke (Magdeburg) genügte ein schwarzes Partyzelt, einige Bücher, eine Popcornmaschine und, ganz wichtig, eine Karte unseres Sonnensystems (die Luna als Planetenexpertin erklärte) sowie ein riesiger Vollmond. Denn diesen besuchte sie bereits an ihrem 8. Geburtstag. 

Sauer darüber, dass die nun erwachsene Luna (Sandy Gärtner) bei einer aktuellen Expedition zum Mond nicht mitfliegen durfte, erzählte nun die 8jährige Luna Mondmädchen (als Puppe) die Geschichte ihrer Reise zum Mond. Damals war sie sogar auf der Rückseite des Mondes, wo sie an einem Baum silberne Äpfel pflückte. Und sie half einem auf dem Mond mit seinem Raumschiff gestrandeten Außerirdischen.

Samstag, 29. Oktober 2022

Sinuston: Silver Apples of the Moon

"Silver Apples of the Moon" von Morton Subotnick inspirierte Stefan Schultze für seine Kompositionen, die er für sein Large Ensemble erstellte und mit "A handcrafted tribute to Morton Subotnick" bezeichnete.

Stefan Schultze – Klavier, Komposition
Almut Kühne – Gesang
Leonhard Huhn – Altsaxophon
Peter Ehwald – Tenorsaxophon
Magnus Schriefl – Trompete
Elena Kakaliagou – Horn
Roland Neffe – Marimba
Els Vandeweyer – Vibraphon
Peter Meyer – E-Gitarre
Felix Henkelhausen – Kontrabass
Moritz Baumgärtner – Schlagzeug

Stefan Schultze vollzieht gemeinsam mit seinem Large Ensemble, einer Gemeinschaft von allesamt großartigen Musikern aus der Jazz-Szene, eine stimmgewaltige und bis auf die E-Gitarre rein akustisch vollzogene Remineszenz an das rein elektronisch entstandene Werk "Silver Apples of the Moon". Eine interessante Hörerfahrung ergab sich gleich zu Beginn: aus dem vorangegangenen Vortrag von Morton Subotnick waren noch einige Synthesizer-Klänge im Ohr und das elektronische Klanggefühl war noch präsent. Und plötzlich hörte man diese Klänge, aber auf akustischen Instrumenten gespielt. Tripsody nannte Stefan Schultze sein erstes Stück, und verstand es wie überhaupt das ganze Konzert als Kommentar zur Musik von Morton Subotnick. "Es sollte nicht einfach eine Adaption werden", sagte Schultze, "wir wollten mit unserer eigenen Sprache etwas daraus machen". 

Sinuston: Morton Subotnick

Ein großer Vollmond prägte Flyer und Programmhefte der diesjährigen Sinustage. Unübersehbares Zeichen dafür, dass Morton Subotnicks Silver Apples of the Moon im Mittelpunkt des Festivals stehen soll. Der amerikanische Komponist und Pionier der elektronischen Musik Morton Subotnick kam persönlich für einen Vortrag über die Geschichte der (elektronischen) Musik nach Magdeburg. Sein Silver Apples of the Moon war auch Inspiration für das an den Vortrag anschließende Konzert von Stefan Schultze und seinem Large Ensemble.  "Ich freue mich sehr, dass Morton Subotnick unserer Einladung gefolgt ist", begrüßte ihn Stefan Schultze. 

Der 89jährige Komponist setzte sich in der Mitte des Gartensaales des Gesellschaftshauses vor das Publikum und hielt einen Vortrag über die Geschichte der Musik im Allgemeinen und die Geschichte der elektronischen Musik im Besonderen. Geplant waren 45, am Ende waren es dann 90 sehr interessante Minuten. In seinem Vortrag präsentierte Morton Subotnick Bilder und vor allem Klangbeispiele.  

Freitag, 28. Oktober 2022

Sinuston: Kaleidoskop der Räume

Heute stand bei Sinuston, den Magdeburger Tagen der elektroakustischen Musik, eine Klanginstallation auf dem Programm, die sich mit Werken von Heinrich Schütz beschäftigte. Eine interessante Verbindung von klassischer und neuer Musik.

Fabian Russ – Konzertinstallation

Das Konzert fand statt im Schinkelsaal, in dem sonst klassische Konzerte und - mit der Telemann-Sonntagsmusik - Alte Musik aufgeführt werden. Die Verbindung passte also. Nur war das Ambiente ein völlig anderes. Statt Stuhlreihen standen einige Stühle im Kreis, Sitzkissen lagen auf dem Boden und  violettes und blaues Licht bildete eine mystische Atmosphäre. 

Acht Lautsprecher standen im Kreis und erzeugte so nicht nur einen quadrophonischen Sound, wie er lange schon Standard im Fernseh-Ton ist, sondern einen oktaphonischen. Tatsächlich wurde der Ton aus acht separaten Tonsspuren gespeist, wie der Tontechniker erklärte. So wurden akustische Effekte möglich, die so etwas wie einen erweiterten Raumklang erzeugten und sich Tonquellen im Kreis bewegten.

Samstag, 15. Oktober 2022

Rolf Winkler: Licht und Schatten

Heute wurde in der Kulturwerkstatt Gommern Rolf Winklers Ausstellung "Licht und Schatten" eröffnet. Neben fotografischen Kontrasten gibt es Farbe und makroskopische Blicke auf die Natur. 

Die Laudatio gab es von Dorothea Iser. Iser kennt den Gommeraner Fotografen schon lange und hat mehrere seiner Bücher mit Fotos und Gedichten veröffentlicht. Sie sprach über die früheren Ausstellungen und über seine Verbundenheit zum Ausstellungsort ("Rolf Winkler ist in der Kulturwerkstatt zu Hause") und über die Begleitung durch die Familie, durch seine Frau als Unterstützerin bei Zweifeln und Unsicherheiten und durch die Enkel, die schon oft seine Ausstellungen begleiteten. Etwa mit Cello oder Harfe, oder wie heute Sinha Winkler, die mit der Violine und einigen Solostücken von Georg Philipp Telemann die Vernissage umrahmte. 

"Seine Fotografien verändern die Sicht auf die Dinge, verändern selbst seinen eigenen Blick", sagte Dorotheaser Iser, "und er macht Dinge lebendig, die man hinter den Bildern sehen kann". Mit Gesichtern, Händen, Blüten und Gräsern. "Seine Sphärographien rundeten den Raum, und ich erinnerte mich auch noch an die Fotos der Gräserdamen, die fortan als Engel durch den Raum schweben".  

Sonntag, 11. September 2022

Gitarrenfestival: WENET – Werner Neuman Electric Trio

Zum Abschluss des 5. Internationalen Gitarrenfestivals spielte WENET, das Werner Neuman Electric Trio. Mit einer Mischung aus Jazz, Rock und Fusion.

Werner Neumann – Gitarre
Steffen Griesinger – Orgel
Tom Friedrich – Schlagzeug

Die Band spielt durchaus kräftig und rockig und doch haben viele der Titel eine Eigenart, die schon ein eigenes Bild abgibt: am Anfang sind viele der Stücke für eine solch kräftige Besetzung unerwartet leise – um dann um so unverhoffter laut loszulegen. "Für mich ist auch die Dynamik etwas sehr wichtiges", sagt Werner Neumann nach dem Konzert über diese Art zu spielen. Manchmal versuche ich, die E-Gitarre so runterzudrehen, dass man nur noch die akustischen Töne wahrnimmt. Das Publikum muss so etwas auch mitmachen – das in Magdeburg war jedenfalls ein sehr aufmerksames. 

Die Band lieferte eine interessante und wohl abgestimmte Mischung aus E-Gitarre und E-Orgel, zwei Instrumenten, die in ihren elektronisch bzw. elektroakustisch erzeugten Tönen durchaus Ähnlichkeiten, aber auch große Unterschiede haben. In ihrer Musik ist die Band genreübergreifend. Da kann es auch mal etwas lateinamerikanisches sein, wie in to tango. Eine solche Vielfalt macht eine Beschreibung mit wenigen Worten schwierig. Man möchte so etwas immer gern für die erste Sätze haben. Als ich Werner Neumann nach dem Konzert danach fragte, ob ich mit den oben genannten Begriffen "Jazz, Rock und Fusion" richtig läge, winkte er ab und meinte "eigentlich noch viel mehr".

Gitarrenfestival: Kreisberg meets Veras

Am Sonntag ging im Forum Gestaltung das 5. Gitarrenfestival Magdeburg zu Ende. Im ersten Set des Abschlusskonzertes gab es brasilianisch-jazzige Klänge von zwei Gitarristen: 

Jonathan Kreisberg – Gitarre
Nelson Veras – Gitarre

Als Stephan Bormann die beiden Musiker ankündigt, sagte er "Auf Gitarrenfestivals ist eher die akustische Gitarre weiter verbreitet. Deshalb haben wir gedacht, wie legen den Schwerpunkt mal auf die elektrische Gitarre. Jetzt haben wir aber mal eine Mischung aus beiden". 

Zu hören sind lässige lateinamerikanische Rhythmen, die leicht und hochkonzentriert zugleich rüberkommen. In ein Solo auf Nelson Veras akustischer Gitarre stimmt Jonathan Kreisberg mit seinen elektronischen Klängen ein, später geschieht das umgekehrt. Immer aber spielen beide virtuos und voller Spielfreude. 

Freitag, 9. September 2022

Gitarrenfestival: Songland-Trio

Im zweiten Set des Singer-Songwriter-Abends beim Gitarrenfestival Magdeburg stand dessen künstlerischer Leiter, der Gitarrist Stephan Bormann, selbst auf der Bühne und hatte sich zwei weitere Musiker mitgebracht. "Auf einem Gitarrenfestival kann ja auch mal Musik abseits der Solo-Gitarre zu hören sein", sagte er zur Begrüßung. 

Sarah Lipfert – Gesang
Stephan Bormann – Gitarren
Christoph Reuter – Klavier

Songland-Trio: Stephan Bormann,
Sarah Lipfert und Christoph Reuter (von links)

Am Beginn stand aber erst mal das Duo aus Stephan Bormann und Christoph Reuter, mit einem sehr funkigen Instrumental. Zwei Musiker voller lebendiger Spielfreude waren da zu hören. 

Anschließend vervollständigte Sarah Lipfert das Trio. Lieder irgendwo zwischen Pop und Soul, so wie These are my days, aber auch solche mit eigenen, nachdenklichen Texten. Sarah Lipfert spricht über den Krieg und singt ein Lied in dem es heißt "Da wo wir in Frieden lebten / Kinder durch die Straßen fegten / Alles kam anders ....". Dazu langezogene E-Gitarrentöne von Stephan Bormann, mit musikalischen Zitaten aus Pink Floyds Shine on your crazy diamond.  

Musikalisch ganz anders dann "Auf den Flügeln des Gesangs", eine in modernem Sound interpretierte Reminiszens an die Zeit der Romantik – mit einem Lied von Mendelssohn-Bartholdy und Text von Heinrich Heine. Welch wandelbare Musik.

Gitarrenfestival: Emily Elbert

Der "Singer-Songwriter-Abend" des Gitarrenfestivals Magdeburg wurde von Emily Elbert eröffnet. Die 33jährige Sängerin aus Los Angeles begeisterte das Magdeburger Publikum mit ihrer herzlichen Art und ihrer natürlichen Stimme, begleitet von der akustischen Gitarre.

"Ich lebe in L. A., aber ich komme aus Texas", stellte sie sich dem Publikum vor. "Eine komplizierte Gegend, aber mit einer wunderbaren musikalischen Geschichte: Country, Blues Soul, ... ". Und all das hatte auch in ihrer Musik Spuren hinterlassen, in einer wohltuenden Mischung. Ihre Songs trug sie mit einer warmen Stimme vor, begleitet von akustischer Gitarre und E-Gitarre. 

Donnerstag, 8. September 2022

Gitarrenfestival: Nu:n

Am Eröffnungstag des Magdeburger Gitarrenfestes ging es im zweiten Set weit zurück in die Musikgeschichte: Das Ensemble Nu:n spielte ihre ganz speziellen Interpretationen von Estampies, alten französischen Tänzen.

Falk Zenker – Gitarre
Nora Thiele – Percussion
Gert Anklam – Saxophon

„Die Estampies Royales sind alte Tanzlieder und stammen aus dem 13. Jahrhundert, aus der Zeit der Troubadoure“, sagte Falk Zenker, „Es ist ein Wunder, dass diese alten Melodien bis in unsere Zeit überdauert haben. Und dass sie wiederentdeckt wurden. Sie sind auf den alten Notenblättern nur ganz einfach notiert, ohne Begleitung. Wir haben dafür unsere eigene Begleitung gefunden, bei jedem Stück etwas anders.“

Gitarrenfestival: Pavel Steidl

Der tschechische Gitarrist Pavel Steidl eröffnete das Gitarrenfestival. Mit ihm hatten die Organisatoren einen Meister der Barockgitarre eingeladen.


Pavel Steidl beginnt mit Stücken der Alten Musik, von Komponisten wie Jan Antonio Lossy oder Daniel Spohr. In der Barockzeit für Laute geschrieben und nur noch einem Fachpublium bekannt, aber Steidl erweckt sie zum Leben. Er spielt die Stücke mit einem hohem Maß an persönlichem Ausdruck, begleitet die Stücke mit leisem Gesang, eher ein Mitsummen der Melodiestimme, und formt die ausklingenden Töne der Gitarre mit seinen Händen. Ihn zu hören ist wunderbar, aber ihn live spielen zu sehen noch viel schöner. Übrigens einer der großen Vorteile von Livemusik gegenüber Funk und Fernsehen - probiert das mal selbst wieder aus!

Sein Programm moderiert er überwiegend auf englisch. Einmal wechselt er ins deutsche, vielleicht weil das Zitat von einem deutschen Musiker stammt, von Daniel Spohr, der sagte, es gibt in der Musik den „richtigen Vortrag“ und den „schönen Vortrag“. Nach dem Konzert sagt er im Gespräch: „Man kann die Stücke nach den Noten spielen, man kann aber auch seine eigenen Empfindungen hineinlegen. Im besten Fall kommen in der Musik die DNA des Komponisten und die DNA des Interpreten zusammen.“ Ich bin mir ganz sicher: Pavel Steidel ist von der zweiten Art. Seine Barockstücke stammen von Musikern mit Bezug zu Prag, aber was spielte das in dieser Zeit für eine Rolle - die gesamte Gegend war ein gemeinsamer Kulturraum. Und dennoch sieht er einen typisch tschechischen Einfluss: “this music is so Prague“, sagt er. 

Gitarrenfestival: Eröffnung

Heute begann im Forum Gestaltung Magdeburg (in einem bis zum letzten Stuhl vollen Saal!)  das 5. Internationale Gitarrenfestival. An vier Tagen gibt es Gitarrenkonzerte mit einer großen Vielfalt, vom Solo-Gitarristen bis zum Ensemble, mit und ohne Gesang. Veranstaltungsorte sind das Forum Gestaltung (Do. und So.) und das Gesellschaftshaus Magdeburg (Fr.  und Sa.). Das Schöne am Fistival ist auch: die Konzerte finden in einem kleinen Rahmen statt und erlauben die Musik aus der Nähe zu erleben.

Stephan Bormann (links) und Norbert Pohlmann

Als Norbert Pohlmann die Besucher begrüßte, blickte er auch auf  die letzten Kulturmonate und -jahre zurück. Auf den Wiederbeginn der Kulturveranstaltungen, auf das was alles wieder möglich ist. Zur Vielfalt an Konzerten zitierte er Goethes Faust, bei dem es im Vorspiel im Theater heißt: Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen, / Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus. / Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; / Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.

Aber auch auf den nun schon ein halbes Jahr dauernden Krieg in der Ukraine blickte Pohlmann zurück. Wiederholt stellte er die Frage, die er bereits bei den Jazztagen und ähnlichen Konzerten stellte: "Darf man in diesen Zeiten Kunst machen?" und beantwortete sie auch gleich: "Man darf nicht - man muss!" Statt Waffen brauchen wir Gitarren, sagte er, die völkerverbindende Wirkung der Musik und der Kultur im Blick. 

Sonntag, 4. September 2022

Strukturbetont. Ausstellung von Steffen Ebert

"Strukturbetont" lautet der Titel der Ausstellung des Fotografen Steffen Ebert aus Langenweddingen,   Heute wurde seine Ausstellung im Ferdinand-Döbbel-Haus Altenweddingen eröffnet. 


Steffen Eberts schwarzweiße Fotografien lassen den Betrachter einen neuen Blick auf Objekte werfen, die er aus dem Alltag kennt. Oft ist es Architektur, sind es ganze Bauwerke oder Details von Gebäuden. Harte Kontraste bestimmen das Bild, so ziemlich das genaue Gegenteil vom allgegenwärtigen und  überbordend häufigem HDR. Vielleicht sollte man dafür die Abkürzung HCR einführen: High Contrast. Mit hartem Schwarzweiß, gelegentlich auch wenigen dazwischenliegenden Grautönen, macht Steffen Ebert Strukturen sichtbar. Seine Fotos sind so wie der Titel der Ausstellung: strukturbetont. 

Samstag, 3. September 2022

Klangbilder – Freie Improvisation in Musik und Malerei

Klavierklänge waren aus der weit geöffneten Tür der Frohser St.-Laurentius-Kirche zu hören. Carsten Miseler spielte improvisierte Versionen von Stücken irgendwo zwischen "Somewher over the rainbow", "Weißt Du wie viel Sternlein stehen" und jazzigen Melodien. Drinnen in der Kirche sah man an einigen im Halbrund aufgestellten Tischen Künstler stehen oder sitzen. Sie ließen sich vom Klang von Carsten Miselers Musik und auch vom hellen Raum der Kirche und den bunt leuchtenden Glasfenstern zu Bildern inspirieren, zu Grafiken, Gemälden und Aquarellen.

"Ars inspirati" bezeichnen die Mitglieder der "Gruppe 90" ihre Treffen, bei denen sie sich etwa einmal jährlich an unterschiedlichen Orten zu ihren Kunstwerken inspirieren lassen. Für den Termin in der Frohser Kirche stellte Karin Hamann den Kontakt zu Pfarrer i. R. Johannes Schulz her. Verbunden damit war dann gleich der Plan zu einer Ausstellung am Tag des offenen Denkmals am darauffolgenden Wochenende. Am Sonntag, dem 11. September werden ab 10 Uhr einige der heute entstandenen Bilder und weitere Werke der Künstlergruppe in der Kirche zu sehen sein.

Samstag, 20. August 2022

Wohnen im Atemhaus: Gedichte von Rose Ausländer

Der Dramaturg David Schliesing und die Schauspielerin Judith Kruder lasen im Schloss Hohenerxleben Lyrik und Prosa der Dichterin Rose Ausländer. Den Titel eines ihrer Gedichte, "Wohnen im Atemhaus", stellten sie als Überschrift der Lesung voran.

Unsichtbare Brücken spannen
von dir zu Menschen und Dingen
von der Luft zu deinem Atem

Mit Blumen sprechen
wie mit Menschen
die du liebst

Im Atemhaus wohnen
eine Menschblumenzeit

Rose Ausländer, 1901 in der Bukowina, in Czernowitz geboren, wechselte mehrfach zwischen ihrer Heimat, den USA und Österreich, überlebte die Besetzung ihrer Heimat durch rumänische, mit dem faschistischen Deutschland verbündete Truppen und das jüdische Getto, wurde von der Sowjetarmee befreit, zusammen mit den letzten nur etwa 5.000 überlebenden Juden des Gettos, von einst 55.000. Sie lebte und arbeitete ab 1965 in Düsseldorf, wo sie 1988 starb. Mit ihrem Leben hat sie damit fast das ganze 20. Jahrhundert mit seiner großen Tragik erlebt. Daran erinnerte auch Heinrich Dieter Funke vom Schloß Hohenerxleben, der die Lesung eröffnete.

Die Schrecken der Nazizeit waren in vielen der Gedichte Rose Ausländers spürbar, aber auch der Glaube an das Leben. "Warum schreibe ich", mit diesem selbstreflektiven Prosatext Rose Ausländers beginnt Judith Kruder, "vielleicht, weil ich im vielsprachigen Czernowitz zur Welt gekommen bin". Als Deutscher kann man solche Worte nicht hören, ohne auch Gedanken daran im Sinn zu haben, was dann  mit dieser lebendigen Kulturstadt geschah. Und wenn es später heißt, "wer hat mir den Regenbogen aus dem Blick gerissen", dann liegt darin sprachlich der Verlust allen Glücks verborgen. 

Rose Ausländer verstand es, mit wenigen Worten eindrucksvolle Gedankenbilder zu schaffen. "Ich bin ohne Visum auf die Welt gekommen. Ich brauche ein Visum nach Liebe" schreibt sie und diese Zeilen sind aktuell wie für die heutige Zeit geschrieben. "Das Leben spielt mich. Es hat mir eine Krone geschenkt. Ich kaufte dafür ein Königreich aus Worten". Darin liegt Liebe zur Sprache ebenso wie ein zuversichtlicher Blick auf das Leben. 

Montag, 18. Juli 2022

Leikeim Premium Pils

Das Leikeim Premium Pils ist mit 11,4 % Stammwürze und nur 4,9 Vol% Alkohol ein leichtes fränkisches Bier. 

Aus der Bügelverschlussflasche kommt es mit strohgelber Farbe und relativ wenig Kohlensäure ins Glas.

Mittwoch, 6. Juli 2022

Uta (Film)

Ein Film über die Sängerin, Liedermacherin und Malerin Uta Pilling. Und eigentlich auch über den Liedermacher Jens Paul Wollenberg, mit dem sie seit 1990 bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 zusammenlebte. Beides Originale aus der Leipziger Kulturszene, und dies im besten Sinne, im Sinne von originell und unangepasst, beide gleichermaßen. „Wir sind aneinander gebunden“, sagt sie im Film über ihre nicht immer einfache, aber immer liebevolle Beziehung. (Webseite zum Film)


Der Film von Mario Schneider ist nahezu vollständig in schwarzweiß gedreht, einzig die eingeblendeten Schnipsel von privaten Video-Aufnahmen sind in Farbe und auch Uta Pillings 70. Geburtstag, der zu Begiun und Ende den Film einrahmt. 
 
Der Film strahlt insgesamt eine große Ruhe aus, etwa wenn er Uta zeigt sie, wie sie im kalten Wasser eines Leipziger. Sees badet, vorher Atemübungen macht, die der Szene einen eigenen Rhythmus geben. Oder wie sie mit klammen Fingern in der leipziger Fußgängerzone ihr Knopfakkordeon spielt und dazu singt. Nein, keine Wohlfühl-Lieder, sondern Texte über die „in Wohlstandsmüll gehüllten“. Während sie selbst fast nichts hat, aber auch nichts braucht. „Wir haben nichts was Geld kostet“, sagt sie über sich undJens-Paul Wollenberg, „wir haben nicht mal einen Computer“. Die am Ende ihres Lebens fast blinde Musikerin sagt: „mir reicht es, wenn ich mit der Lupe meine Texte schreiben und lesen kann“- 

„Was ist schon die Zeit, gegen Dich, gegen mich...“ singt sie, und der Film schält in langen Gesprächspassagen, vor allem mit ihrer Schwester, allmählich Stationen ihres Lebens heraus. Ein Leben, das von Geburt an („ich wurde bereits im Mutterleib für tot erklärt, lebte dann doch, zeigte aber erst mit etwa 9 Monaten erste Lebenszeichen“) schwer war, mit Missbrauch durch den Vater und vielen tragischen Ereignissen, bei denen sie aber nie den Mut verlor und vor allem nie die Güte ihren Mitmenschen gegenüber - und ihren Kindern, bei denen es nicht drauf ankam, von welchen Vätern sie stammten. Da ist nie etwas von Bitterkeit zu spüren, sondern immer eine unerschütterliche Liebe zum Leben. 

„Ich wollte nie ein blinder Sänger sein, / und auch keine blinde Sängerin, /und trotzdem schrei ich es aus mir heraus...“ heißt es in einem weiteren Liedtext. Und so zeigt der Film eine Sängerin, die sich nie unterkriegen lielß. Und erzählt am Beispiel ihrer Person auch die Geschichte einer ganzen Epoche. Ein berührender Film, der nie ins sentimentale verfällt, sondern die Zuschauer gestärkt zurücklässt.

Sonntag, 26. Juni 2022

Holzhaustheater: Mit Petticoat und Rock 'n' Roll

Für die 2022er Kalimandscharo-Festspiele des Holzhaustheaters Zielitz schrieb Sigrid Vorpahl ein ganz neues Stück. Eine Romeo-und-Julia-Geschichte in der DDR der 1950er Jahre kombinierte sie mit dem Druck auf kleine Gewerbetreibende, etwas Industriespionage und der über den eisernen Vorhang schwappenden Westmusik. 

Romeo und Julia heißen hier Gerda und Joachim und entstammen verfeindeten (Mode)Häusern. Gerdas Vater Ernst Weberknecht hat eine kleine Schneiderei, Joachims Vater Heinz Lohmann ist der "rote Dior" Heinz Lohmann. Mit dieser Bezeichnung ist die Figur deutlich erkennbar angelehnt an den Magdeburger Modemacher Heinz Bormann, der über die Grenzen der DDR anerkannte Mode entwarf.

Sonntag, 19. Juni 2022

Der Messias: Großes Halleluja in der Johanniskirche

Gleich drei Chöre holte Carsten Miseler für die Aufführung des Messias in der Schönebecker Johanniskirche zusammen, dazu 4 Solisten und ein Alte-Musik-Ensemble. So wurde daraus ein wirklich goßes und großartiges Projekt.

Kantorei Schönebeck
Kantorei Aschersleben
Chorgemeinschaft Hötensleben
Sarah Mengs – Sopran
Inga Jäger – Alt
Björn Christian Kuhn – Tenor
Tobias Mengs – Bass
Saxonia Music Company
Carsten Miseler – Leitung

Carsten Miseler, Inga Jäger, Sarah Mengs, Tobias
Mengs und Björn Christian Kuhn (von links)

Die Präsenz der drei Chöre mit ihren über achtzig Sängerinnen und Sängern war schon allein optisch ein grandioser Anblick, wie sie den ganzen Altarraum der prunkvollen Schönebecker Kirche auf mehreren Ebenen ausfüllten. Und dann erst die Musik! 

Schönebecks Kantor Carsten Mieseler hatte sich großes vorgenommen, mit seinen Chören den Messias komplett aufzuführen. Ein über zwei Stunden dauerndes Werk, das oft nur teilweise zur Aufführung kommt. Hier nun komplett und so waren zu Beginn von Solisten und Chor Texte zu hören wie "Ein Kind ist uns geboren" und "Es waren Hirten in derselben Gegend". Man konnte sich also etwas verwundert wie Weihnachten im Sommer vorkommen (was beispielsweise in Australien normal wäre). Um das zu verstehen muss man den Aufbau von Händels Oratorium kennen. Diese vereint drei große Erzählungen des Christentums: im ersten Teil Christoi Geburt, im zweiten Teil seinen Tod am Kreuz und im dritten Teil die Hoffnung auf Auferstehung und Wiederkehr. 

Samstag, 18. Juni 2022

Sinfonieorchester Magdeburger Musikfreunde: Neuer Mut

Mit "Neuer Mut" hatten die Musikerinnen und Musiker des Sinfonieorchesters Magdeburger Musikfreunde unter Leitung von Gero Wiest ihr aktuelles Programm überschrieben. Für sie war das Konzert das erste gemeinsame nach zweieinhalb Jahren Zwangspause. Und so kann man "Mut" auch in seiner Bedeutung als "Beherztheit" verstehen, als  Bestreben, mit frischen Schwung endlich wieder loszulegen. 

Perlende Harfenklänge (Maura Knierim als Gast) leiteten den Beginn des Konzertes ein, solo, ohne jede Orchesterbegleitung. Als dann tief die Bläser einsetzte, kam eine musikalische Stimmung auf wie von einem Waldidyll mit fließendem Wasser. Dieses berührende Motiv stammte aus Bedřich Smetanas "Mein Vaterland", aus dem ersten Satz (der eigentlich eine alte Burg über der Moldau beschreibt). Ein durchaus anspruchsvolles Stück, an den schwungvollen wie auch an den leisen Stellen im weiteren Verlauf. Teils mussten die Streicher so leise und zart spielen, dass man überlegen musste, ob man vielleicht das Kirchen-Heimchen hört. "Ich liebe dieses Stück", sagte mir Dirigent Gero Wiest. "Darin kann man auch Erinnerungen an Schlachten-Musik und an Ritterfeste auf der großen Burg sehen".

Freitag, 17. Juni 2022

Gommeraner Burgbräu

Heute galt "Global Thinking, lokal drinking". Zwei Flaschen Gommeraner Burgbräu aus der Brauerei in der  Wasserburg Gommern. (Die Flaschen sehen im Foto gleich aus, das Etikett mit Namen des Bieres und den nötigen Angaben besteht in der Banderole um den Verschluss der Bügelverschlussflasche.)


Zuerst das Gold: ein naturtrübes, bersteinfarbenes Bier. Auch aus der Flasche eingegossen entwickelt es eine schöne und feste Schaumkrone. Der leicht fruchtige Duft wird auch im Antrunk deutlich, eine fruchtiger Hofengeschmack, dessen nur leicht bittere Note erst später zum Tragen kommt. Ein angenehm leichter Malzgeschmack bildet dafür die Basis. 

Samstag, 4. Juni 2022

Dixieland in Zens – Old Merry Tale Jazzband

Dixieland von der Waterkant – Addi Münsters Old Merry Tale Jazzband fand im Künstlergarten der Familie Feldbach in Zens beim Festival "Klänge im Raum" über 400 begeisterte Zuhörer. 

Jost "Addi" Münster – Posaune, Leitung
Hans Malte Witte – Saxophon, Klarinette
Lennart Axelsson – Trompete
Philipp Straske – Gitarre
Lorenz Boeschel – Klavier
Gerald Bartels – Bass
David Bowler – Schlagzeug

Mit Blick auf den übervollen Feldbachschen Garten – 400 gedruckte Tickets waren verkauft, aber auch danach wurden noch Gäste reingelassen – hörte man sowohl von Ortsbürgermeister Frank Ahrend als auch von Gastgeber Michael Feldbach bei der Begrüßung Worte wie "Wow, das ist ja Wahnsinn". Das Publikum wollte nach zwei Jahren Zwangspause wohl endlich wieder Live-Musik hören, wollte sein Heimatfest feiern, das dieses Konzert mit Unterstützung des ganzen Dorfes und vor allem des Vereins Heimatfreunde Zicken-Zens letztlich auch darstellt. Die Heimatfreunde kümmerten sich wieder um Getränke, Kuchen und Grill. Und um viele Arbeiten vor und nach dem Konzert. Für Frank Ahrend war es auch "ein Symbol, dass es wieder mit der Kultur losgeht".

Das 28. Mal "Klänge im Raum" und das 24. mal "Dixieland in Zens" sind schon sehr viel – Addi Münster, 87, Bandleader und Posaunist der Old Merry Tale Jazzband, kann auf wesentlich größere Zahlen zurückblicken: Er kam ein halbes Jahr nach der Gründung, immerhin schon im Jahr 1956, zur Band und leitet sie seit 1957. "Wir hätten letztes Jahr unser 65. Jubiläum feiern wollen. Das ging aus bekannten Gründen nicht, wegen diesem dummen Virus. Aber das holen wir jetzt im 66. Jahr nach", sagte er dem Publikum. "Ich habe mich sehr gefreut, als ein Anruf kam, ob wir in Zens spielen könnten", sagte Münster, "und dann musste ich erst mal nachschauen, wo das eigentlich liegt. Aber nun werde ich es nicht vergessen".

Die Band startete mit "The Sunny side of the street" und angesichts des Wetters (die Band stand auf der Terrasse in vollem Sonnenschein) merkte Addi Münster an, "Ein Titel, der hier so richtig her passt". Mit der Musik nahm die Band die Zuhörer mit in die Jazzgeschichte. Teils mit Titeln, mit denen die Band bereits in den 60er Jahren Erfolg hatte, so zum Beispiel mit ihrer Filmmusik zum Film "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn" oder "Hallo kleines Fräulein, haben Sie heut' Zeit". Und selbstverständlich internationale Standards, wie den Beale Street Blues oder When the Saints goes marching in. 

Dienstag, 31. Mai 2022

Erinnerungen an Ludwig Schumann

In einer Gedenklesung im Farnhaus der Gruson-Gewächshäuser erinnerten heute das Literaturhaus Magdeburg und der Förderverein der Schriftsteller Magdeburg an den Schriftsteller Ludwig Schumann (1951 – 2019).

Claudia Behne-Kilz, Leiterin des Literaturhauses
Magdeburg eröffnete die Lesung

Zahlreiche Freunde Ludwig Schumanns folgten der Einladung, einige lasen aus Texten Schumanns oder sprachen über ihn. Den Beginn machte Albrecht Franke, der auch seine Biografie kurz zusammenfasste: "Ludwig Schumann war Koch, Pfarrer, Schriftsteller", sagte er, "und er schrieb wunderbare, kluge Texte. Und wer sich auf seine Gedichte einlässt, wird darin weite Räume entdecken". An Schumann erinnert man sich selbst im Ort seiner ersten Pfarrstelle, Groß Bodenstedt, immer noch gut, sagte Franke, "Ludwig Schumann hatte bereits dort, hatte schon immer, auch die Menschen am Rand im Blick, die es auch in der DDR gab". 

Samstag, 30. April 2022

Christian Wegner: Praxisakzente

Christian Wegner, Zahnarzt aus Schönebeck, beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit der Aktfotografie. Heute eröffnete er im Industriemuseum Schönebeck seine erste Ausstellung. 

Das Model und sein Fotograf

Christian Wegner hat sich dabei eine Beschränkung auferlegt: die Fotos müssen in den Räumen seiner Praxis aufgenommen werden. Wie diese Idee entstand, erklärte er so: "Ich mag die Ästhetik von Frauenkörpern, und diese in Verbindung mit Fotografie, das geht wohl schon auf meine Kindheit in der DDR zurück. Wir hatten von Verwandten Playboyhefte bekommen und meine Eltern hatten auch das Magazin" (Älteren unter den Lesern muss man zum Magazin wohl nichts erklären, jüngeren sei zumindest gesagt, dass im Magazin immer einige Aktfotos namhafter Fotografen enthalten waren.) Als Wegner seine Praxis am oberen Ende der Friedrichstraße übernahm, kam er auf die Idee, einen Aktkalender zu erstellen, in dem er sein Hobby mit Werbung für seine Praxis verband. "Ich fotografiert in der Praxis die Gesichter der Patienten zur Dokumentation der Behandlung", erklärte er, "und dabei kam mir die Idee, die Praxis auch als Hintergrund für meine Aktfotos zu nutzen". Zur Gestaltung der Fotos sagte er: "Nach ersten Versuchen mit eher dunklem Aussehen, sollte sich später das Weiß des Hauses und das Weiß der Praxisräume auch in den Fotos widerspiegeln", erklärte er den Besuchern der Vernissage.

Freitag, 29. April 2022

Kammerphilharmonie: Abschiedsstunde

Bei der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck gab es heute ein Konzert mit dem Klarinettisten Jerzy Bojanowski als Solist. Geleitet wurde das Konzert von Torsten Janicke, Konzertmeister des Kölner Gürzenich-Orchester. Auch eine Uraufführung eines Auftragswerkes für die Kammerphilharmonie stand auf dem Programm, "zu welcher Stunde" von Charlotte Seither.

Jerzy Bojanowski

Die Kammerphilharmonie nimmt in den Konzerten der aktuellen Spielzeit das Leben des Schönebecker Arztes und Begründer des Kurwesens in Bad Salzelmen, Wilhelm Tolberg, als Idee für die Programmgestaltung. "Aus Tolbergs Zeit" ist dann auch die Überschrift der Konzertreihe. Jedes Konzert wurde durch eine Lebensstation Tolbergs bestimmt. Diesmal ist es sein Tod im Jahr 1831. Mit diesem Wissen konnte bereits der Einzug des Orchesters als Abschiedssymbol wahrgenommen werden – denn auf dem Podium gab es eine Leerstelle: der Dirigent fehlte. Aber kein Grund zur Sorge: Jan Michael Horstmann saß quicklebendig im Publikum. "Jetzt habe ich die seltene Gelegenheit, mein Orchester vom Saal aus zu erleben", sagte er augenzwinkernd. Seine Stelle nahm Torsten Janicke ein, der als Gast die Rolle des Kapellmeisters, des ersten Geigers übernahm und das Orchster von dieser Position aus leitete. Das Konzert bekam so den Charakter von Kammermusik.

Montag, 11. April 2022

Propeller-Bier

Heute sind zwei Craft-Biere der Brauerei Propeller-Bier in der Verkostung. In einem regionalen Edeka-Markt relativ willkürlich ins Craft-Bier-Regal gegriffen, wo von dieser Brauerei lediglich das "Aufwind" und das "Nachtflug" standen. (Auf der Webseite sieht man, dass sie fünf weitere unterschiedliche Sorten im Angebot haben.)

Dienstag, 5. April 2022

Das schönste Land der Welt

Es war das wohl exklusivste Theaterstück, das ich bisher erleben durfte: eine ganzes Land, das schönste noch dazu, an einem für nur vier Personen gedeckten Tisch. In einem 20-Fuß-Übersee-Container auf dem Schönebecker Markt. 

Das Schönste Land der Welt vom Puppentheater Magdeburg
Spiel: Luisa Grüning, Kaspar Weith
Dramaturgie: Miriam Locker
Regie: Leonhard Schubert
Ausstattung: Jonathan Gentilhomme
Musik, Sounddesign: Bernhard Range
Technischer Support: Richard Barborka

Mit verschwörerischen Blick lassen Luisa Grüning, Kaspar Weith als Gastgeber ihre Besucher in den unscheinbaren Container mit dem roten Vordach ein. Vorab gibt es noch den Hinweis, bitte keines der kleinen Teile anzufassen. Drinnen: eine gemütliche Stube, ein langer Tisch mit vier Stühlen, der Tisch gedeckt mit vier Mokkatassen. Bitte Platz zu nehmen! Für jeden der Gäste gibt es einen Kopfhörer, es wird dunkel und die Reise in die Geschichte konnte beginnen. Eine Reise, angeregt durch das Leben von Robert M. Schernikau (1960 – 1991), der als Kind zusammen mit seiner Mutter die DDR in einem Kofferraum Richtung Westen verließ, als 16jähriger Kommunist wurde, von 1986 bis 1989 in Leipzig Literatur studierte und im September 1989 zu einem der letzten Einwanderer aus der BRD in die DDR wurde.

"Es war einmal ein Land. Das hatte böses getan und wurde dafür geteilt. In einen großen Teil, der reich war. Und in einen kleinen, in dem die Arbeiter und Bauern regierten". Wie ein Märchen beginnt das Stück, das mit eingespielten O-Ton-Zitaten von Zeitzeugen und Soundschnipseln erzählt wird. Dramaturgin Miriam Locker sammelte die Erinnerungen von DDR-Bürgern aus Magdeburg und auch aus Schönebeck – woher der in Magdeburg geborene Autor in gewissen Sinn stammt: "Gezeugt wurde er in Schönebeck", berichtete Locker von einem Gespräch mit Schernikaus Mutter, "geboren ist er in Magdeburg und gestorben in Berlin". 

Freitag, 18. März 2022

Frühlingskonzert mit der Martin-Rühmann-Band

Mit "Frühlingskonzert" war das Programm der Martin-Rühmann-Band im Forum Gestaltung überschrieben. Aber es war mehr als nur ein Abgesang des Winters, es war auch eine Liebeserklärung an das Leben und ein Konzert für den Frieden, das mit "Give Peace a Chance" ausklang. 

Martin Rühmann (voc, git)
Sylvia Oswald (voc)
Warnfried Altmann (sax)
Rüdiger Krause (git)
Carsten Apel (acc)
Tino Scholz (bass)
Gören Eggert (perc)

Bevor Norbert Pohlmann die Band begrüßte, berichtete er vom Solidaritätskonzert für die Ukraine und davon, dass dabei über 1000 Euro an Spenden zusammenkamen. Das Thema des Krieges in der Ukraine kam auch im Konzert der Rühmannband gedanklich immer wieder, entweder direkt, vor allem aber wenn man einige der Lieder, teils auch altbekannte in einem neuen Kontext hörte. So  gleich zu Beginn, als Martin Rühmann solo am Klavier ein Lied spielte, dass er einst für seinen Sohn schrieb. "Als er gerad zwei Wochen alt war, habe ich mich ans Klavier und schrieb ein Lied, was ich ihm wünsche, was ich allen Kindern wünsche", sagte er. "Ich wünsche, dass Du nie marschierst, / dass Du vor niemandem parierst", hieß es darin. 

Freitag, 4. März 2022

Eroica mit Schweigeminute

Der beeindruckendste Moment im heutigen Konzert der Kammerphilharmonie Schönebeck war, als Chefdirigent Jan Michael Horstmann vor dem zweiten Satz länger als gewohnt innehielt und gesenkten Hauptes an seinem Pult stand. Die Pause wurde zur Schweigeminute für die ukrainischen Opfer des Krieges und die Flüchtlinge. Und der langsame zweite Satz zum Trauermarsch.

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie
Schönebeck spielt im Zeichen des Friedens.
(Foto: Renate Bojanowski)

"Es gibt Situation in dieser Welt, da fragt man sich 'kann man in dieser Zeit noch Musik machen? Darf Musik politisch sein'" sagte zu Beginn des Konzertes Jan Michael Horstmann, Chefdirigent der Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck, dem Publikum. "Und die Antwort ist 'ja'", erklärte er, "denn Krieg ist Barbarei, Musik ist Zeichen für Humanität". Er fügte hinzu: "Wir widmen das Konzert, insbesondere den ruhigen zweiten Satz von Beethovens Eroica, den Opfern des Krieges". 
 

Montag, 14. Februar 2022

9 O'Clock

Zum Valentinstag gab's Salonmusik mit kleinen Anekdoten, präsentiert von 9 O'Clock. Das Publikum in gut gefüllten Saal des Gemeindezentrums St. Jakobi in Schönebeck war begeistert.

Juliane Behrens-Simonis – Gesang, Violine, Akkordeon, Banjo, singende Säge
Vivian Anastasiu –Klavier, Violine, Gesang
Alejandro Carillo Rosario sen. – Bass, Gitarre, Gesang

Das Trio begann mit einem locker arrangierten Medley, das von Hallo Dolly bis zu Mecky Messer führte. Juliane Behrens-Simonis lockerte das Programm immer wieder mit kleinen Moderationen auf. Eine Botschaft war ihr gleich zu Beginn des Abends wichtig: "it's so nice to be back where you belong", sagte sie, dem Bandtitel entsprechend auf englisch – "Ich freue mich, wieder dort zu sein, wo wir als Band hingehören, auf der Bühne". Und sie zitierte als Bestätigung einen Spruch von Karl Valentin: "Über kurz oder lang kann das nimmer länger so weitergehen, außer es dauert noch länger, dann kann man immer noch sagen, es braucht halt alles seine Zeit, und Zeit wär's, dass es bald anders wird".

Juliane Behrens-Simonis ist Violinistin in der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie (in der auch die anderen Musiker Mitglied sind). Geige spielen kann sie wunderbar. Wenn es mal schräge Töne gibt, dann mit musikalischer Absicht. So wie bei der Melodie von Alexis Sorbas, bei der kratzende Töne auf den Saiten der Geige Vivian Anastasiu am Klavier begleiten. Die Filmbilder (den Film und und seine Musik kennt wohl jeder im Publikum) entstehen im Kopf dazu. Musikalische Komik scheint eben auch immer mal durch. Aus dem Gesang der Lerche wird dann auch mal eben die Melodie von O Macarena.  Gerade zu solchen schwungvollen Klängen trägt auch Vivian Anastaiu einen guten Teil bei, wenn er am Klavier sitzend auch mal die Trommeln schlägt oder osteuropäische Geigenklänge anstimmt.

Sonntag, 13. Februar 2022

Grete Minde

Eine späte, aber auch eine wunderbare Aufführung. Eugen Engels romantisches Operndrama erlebte nach fast 90 Jahren seine Uraufführung am Magdeburger Theater. So lange musste das Werk des 1943 von den Nazis im Vernichtungslager Sobibor ermordeten deutsch-jüdischen Komponisten auf seine Aufführung warten, ehe es durch eine Reihe glücklicher Zufälle in die Hände von Magdeburgs Generalmusikdirektorin Anna Skryleva gelangte.

Grete Minde (Raffela Lintl)
alle Fotos: Andreas Lander

Die Oper nimmt uns gleich auf zwei Zeitreisen mit: geschichtlich in die Zeit kurz vor dem 30jährigen Krieg, in die Zeit der Auseinandersetzungen um den "richtigen Glauben" und die Zeit des großen Stadtbrandes von Tangermünde. Und musikalisch in die Zeit der 1920 bis zum Beginn der 1930er Jahre, als Eugen Engel seine Oper unter dem Einfluss der Musik von Komponisten wie Wagner oder Humperdinck komponierte. Aber auch die tragischere Lebens- und Leidensgeschichte von Eugen Engel und seiner Familie gehört zum Bericht über die Oper unbedingt dazu. Schließlich war es gerade auch diese Geschichte, die mich neugierig auf die Magdeburger Uraufführung machte. 

Freitag, 4. Februar 2022

Die Salzprinzessin und Iberts Flötenkonzert

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie hatte für das heutige Konzert im Tolberg-Saal (Schönebeck – Bad Salzelmen) eine interessante Musikmischung zusammengestellt. Zwei Mozart-Stücke (Clemenza die Tito und Haffner-Sinfonie, beide vom Schönebecker Orchester kraftvoll in Szene gesetzt) umrahmten zwei weitere Stücke, die sich für mich als die Höhepunkte des Abends erweisen sollten: das Flötenkonzert von Jaques Ibert (mit Jelka Weber als Solistin) und "Die Salzprinzessin" von C. René Hirschfeld

Elka Weber und die Mitteldeutsche Kammer-
philharmonie, Leitung Jan Michael Horstmann
Foto: Renate Bojanowski

Man sollte nicht versäumen, zu den Konzerten etwas früher zu erscheinen und sich Jan Michael Horstmanns Konzerteinführung anzuhören. Es gibt dort nicht nur etwas über die Musik und die Interpreten zu erfahren, Horstmann kann auch so lebendig, geradezu begeisternd über die Musik sprechen, dass es eine Freude ist zuzuhören. Dabei gab es auch interessante Verbindungen zwischen Musikgeschichte und Zeitgeschichte. In dieser Konzertsaison stellt die Kammerphilharmonie die Konzerte mit einzelnen Lebensstationen Johann Wilhelm Tolbergs in Verbindung, des Arztes, der das Kurwesen in Bad Salzelmen begründete. In diesem Jahr war der Zusammenhang im Jahr 1791 zu finden, Mozarts Todesjahr und das Jahr von Tolbergs Promotion in Halle. Der Zusammenhang von Musikgeschichte und Universalgeschichte war eben schon immer interessant.   

Programm:
W. A. Mozart: Ouvertüre zur Oper „La Clemenza di Tito“ KV 621
Jacques Ibert: Konzert für Flöte und Orchester

René Hirschfeld: Die Salzprinzessin (Uraufführung)
W. A. Mozart: Sinfonie Nr.35 D-Dur KV 385 „Haffner-Sinfonie“  

Mozarts Werke am Beginn und am Schluss des Konzertes gehörten zu den gern gespielten und gern gehörten. Eingängige Melodien, von der Kammerphilharmonie kräftig in Szene gesetzt, mit klaren Tönen, zu denen sicher auch die recht kurze Akustik des Saals beitrug. 

Das Konzert für Flöte und Orchester von Jaques Ibert war für mich eine Neuentdeckung. Ich kannte Ibert nicht, ordnete aber die Musik rein vom Musikgefühl her mit "irgendwas aus den 1920er Jahren" sogar ungefähr richtig ein. Wenn auch nicht ganz, denn es stammte von 1934. Musikalisch erinnerte es mich an Passagen aus George Gershwins 10 Jahre zuvor erschienener Rhapsody in Blue, an die Flötentöne aus Nachmittag eines Fauns von Debussy und witzigerweise auch ab und zu an Musik zu Westernfilmen (auf diversen Video-Plattformen gibt es das Stück, in anderen Besetzungen – hören Sie mal rein). In der Schönebecker Aufführung spielte Elka Weber die Querflöte meisterhaft, in guter Abstimmung mit dem Orchester. 

Samstag, 22. Januar 2022

Soundtrack

Das Gesellschaftshaus Magdeburg und der Moritzhof Magdeburg haben heute unter dem Titel "Soundtrack" eine neue Reihe gestartet, bei der jeweils ein Konzert des Gesellschaftshauses mit einem dazu passenden (Dokumentar-)Film im Moritzhof kombiniert wird. 


Die Idee geht auf Christoph Hackel, den künstlerischen Leiter des Moritzhofes zurück, der auch die Filme zu einer Auswahl von Konzerten zusammenstellte. Auf der Webseite des Gesellschaftshauses wird die damit verbundene Idee so beschrieben:
Wie die Kraft der Musik und das Charisma von Musiker:innen Filmemacher:innen zu berührenden und aufwühlenden Dokumentationen inspiriert hat, präsentiert die neue Reihe „SOUNDTRACK“, ein Gemeinschaftsprogramm von ARTist! e.V./MORITZHOF und Gesellschaftshaus. Erleben sie Musik in all Ihren Facetten und buchen Sie Konzert und Film in Kombination! 

Das Programm:

Circus und Regen – ein Stummfilmprojekt

Film und Musik zusammenbringen – das ist Ziel einer neuen Reihe, die das Gesellschaftshaus heute gemeinsam mit dem Moritzhof Magdeburg startete. Jeweils ein Konzert im Gesellschaftshaus wird mit einem dazu passenden (Dokumentar-)Film im Moritzhof kombiniert. Den Auftakt machte ein Konzert, bei dem Live-Musik und Film naturgemäß am dichtesten zusammenkommen: Das Kammerensemble Neue Musik Berlin begleitete im Gartensaal des Gesellschaftshauses zwei Stummfilme.

Rebecca Lenton – Flöte
Miguel Pérez Iñesta – Klarinette
Hanno Koloska – Fagott
Justine Eckhaut – Klavier
Theodor Flindell – Violine
Simon Beyer – Violine
Kirstin Maria Pientka – Viola
Cosima Gerhardt – Violoncello
Andre Bartetzki – Videotechnik

Den Auftakt machte der Stummfilm "Regen" von Joris Ivens (NL), den es aber zunächst ohne Musikbegleitung gab. "So können Sie die Ästhetik des Films erstmal pur auf sich wirken lassen", merkte Carsten Geerth vom Gesellschaftshaus an. Das Gesellschaftshaus hatte extra für dieses Konzert einen besonders leisen Beamer ausgeliehen (der Film kam von der Festplatte), so war es völlig still im Saal. Mich erinnerte das ein wenig an die Schmalfilme, in denen – gleichfalls stumm – früher unser Familienleben festgehalten und angeschaut wurde. Nur fehlte mir das leise Rattern des Projektors, dieses hörbare Zeichen der zuverlässig arbeitenden alten Technik.

Anschließend gab es Musik, die gar nicht für diesen Film komponiert wurde, die aber (wenn ein "was wäre wenn" der Sinn des Experiments war) vom Spannungsbogen her auch hätte passen können. Das Kammerensemble Neue Musik führte die Musik auf, die Hanns Eisler für Charlie Chaplins Film "The Circus" geschrieben hatte. 

Als dritter Programmpunkt wurde nun der Film "Regen" mit der Musik aufgeführt, die Hanns Eisler unter dem Titel "14 Arten den Regen zu beschreiben" für Joris Ivens' Film komponierte. Auf die Musik (und den Film) wurde ich erstmals aufmerksam, als bei den Magdeburger Jazztagen 2017 Stephan König und sein LeipJAZZig Orchester ein Hanns-Eisler-Programm aufführten. Stephan König hatte sich unter anderem von Eislers "14 Arten" zu seiner Bigband-Adaption „7 Arten den Regen zu beschreiben“ inspirieren lassen. Heute gab es also die Original-Filmmusik, die den sich am Horizont anzeichnenden Regen, den aufkommenden Wind, den Regen, die hastigen Bewegungen der Passanten und den Straßenverkehr bis zum Ende des Regens begleitete. Im abgedunkelten Saal und vor der Leinwand sitzend. Für die Kinobesucher zugleich auch ein Versionsvergleich mit und ohne Ton, die wichtige Bedeutung der Musik für den Film demonstrierend.