Am Reformationstag gab es in St. Johannis in Bad Salzelmen ein besonderes Konzert, in einer gelungenen Verbindung vom Spiel der Instrumente mit vielfarbigen Lichteffekten.
Carsten Miseler – Orgel
Julius Jung – Violine, Piano
Stephan Miseler – Cello
Vincent Thormann – Schlagzeug, Perkussion
Jürgen Groth – Lesung
Jacob Miseler – Lichteffekte
Norman Staude – Ton und Medien
Carsten Miseler begrüßt die Konzertbesucher in der bis zum letzten Platz vollen St.-Johannis-Kirche, bevor er sich auf der Empore an die Orgel setzte. |
Die Ankündigung des Konzertes muss sich herumgesprochen haben, denn schon weit vor Konzertbeginn kamen die ersten Besucher, und sie kamen so zahlreich, dass am Ende auch die Sitzplätze an den Seiten der Kirche besetzt waren und noch zusätzliche Stühle herangeholt wurden."Es gibt übrigens keine schlechten Plätze", rief Carsten Miseler den Besuchern zu, "die Musik ist von überall hörbar und auch zu sehen gibt es in der ganzen Kirche etwas". Für das gute Sehen sorgte unter anderem ein großer Fernseher vor dem Altar und ein Technik-Team, das dort die Musiker mit Kameras nahe heranholte. Auch Carsten Miseler und Vincent Thormann, die sonst oben auf der Orgelempore unsichtbar geblieben wären.
In der Kirche schien es, als wäre ein wenig von dem Herbstnebel hereingeschwappt, der Bad Salzelmen und Schönebeck einhüllte. Nur waren es drinnen Spuren vom Bühnennebel, der die Strahlen der Lichttechnik besser sichtbar machte. Die bei Landschaftsfotografen so beliebte "Blaue Stunde" schien es nun drinnen zu geben, eine geheimnisvolle, Erwartungen weckende Lichtstimmung.
Über solche Erwartungen sprach auch Carsten Miseler bei der Begrüßung vor dem Konzert. "Ich möchte die Perspektive wechseln", sagte er, "denn wir schauen viel zu selten nach oben. Dort wo das Licht herkommt und hier auch die Musik. Mit unserem Konzert wollen wir neue, auch visuelle Erfahrungen eröffnen. So können wir auch die Frage nach Gott neu stellen."
Zu hören waren zunächst Kirchenchoräle und Stücke der klassischen Musik. In einem zweiten Teil des Konzertes wechselte die Musik zu eher populären Melodien: Abba war dabei, aber auch Depeche Mode. Alles von Carsten Miseler persönlich für Orgel plus Begleitung, teils auch für Klavier und Cello arangiert. Vor allem die kräftigen Töne der Orgel beeindruckten, wenn sie mit Schlagzeugunterstützung durch die Kirche dröhnten. Cello und Geige waren für die sanfteren Klänge zuständig, für die ebenfalls genügend Platz blieb. Die bunten Leuchten, zur Stimmung und zum Takt der Musik von Hand gesteuert, machten den gesamtem Kirchenraum zu einem emotionalen Erfahrungsraum. Und wenn die Bühnenscheinwerfer bunte Streifen durch den leichten Dunst hindurch zeichneten, dann kam eine Atmosphäre wie bei Popkonzerten auf.
Der Ehrenamtsreferent des Kirchenkreises Egeln, Jürgen Groth, hielt während des Konzertes eine Andacht. Am Ende seines Abendgebetes dankte er, "Herr, es war heute ein guter Tag. Und wenn er gut war, dann war er richtig."
Am Ende des Konzertes waren die Besucher eingeladen, gemeinsam das Lied "Der Mond ist aufgegangen" zu singen. Carsten Miseler leitete vom Klavier aus den Gemeindegesang. Die letzte Strophe des Liedes sangen die Musiker a-capella. "Und lass uns ruhig schlafen, und unseren kranken Nachbarn auch" tönte es tief und klar durch das große dunkle Kirchenschiff . Ein Moment andächtiger Stille lag vor dem verdienten Schlussapplaus.
Nach dem Konzert sprach ich mit Carsten Miseler über seine Gründe, solch ein umfassendes Erlebnis aufzuführen. "Alles heute gesprochene, gesungene, gehörte und gesehene war mein Versuch
eines neues Formats für ein Kirchenkonzert, mit allen Farben dieser
Welt", sagte er. "Wir können nicht ständig wie bisher weitermachen, das wird auch in der Kirche zunehmend schwierig. Die Kirchenmusik
kann mit neuen Formaten näher bei den Menschen sein." Tatsächlich waren so viele Menschen zum Konzert gekommen wie schon lange nicht. Von mehreren Konzertbesuchern waren Bemerkungen wie "Das ist ja so voll wie wie Weihnachten" zu hören. Das Erreichen der Menschen hat schon mal gut funktioniert. Jetzt kommt es drauf an, das Erlebte auch weiterzusagen und wiederzukommen.
Die Planungen für das Konzert liegen lange zurück. Vielleicht liegt der Ursprung bereits am Ende eines ähnlichen Konzertes in St. Jacobi am 27. August 2021 unter dem Titel Orgel und Licht. Denn bereits damals gab es die Frage an Carsten Miseler, ob er das Konzert irgendwann wiederholen könne. Ja, das konnte er, und das sogar noch größer.
Ohne Aufwand geht so etwas aber nicht. Schon die Arangements brauchten ihre Zeit. Hilfe gab es unter anderem dadurch, dass die Musik den Miselers im Blut liegt und so das Konzert ein wenig zum Familienunternehmen wurde. Der Vater an Orgel und Klavier und seine Söhne Jacob und Stephan als Lichttechniker und als Cellist. Carsten Miselers Frau Ulrike freute sich, "dass uns unser Sohn dadurch besuchte", fügte aber noch hinzu, "gesehen habe ich ihn aber kaum". Von Freitag Nachmittag an waren die Künstler gemeinsam mit Medientechniker Norman Staude über das gesamte lange Reformationswochenende hinweg in der Kirche tätig, um Kabel zu verlegen, die Ton- und Lichttechnik zu installieren und zu proben. Ein Aufwand der sicht lohnte, wie man an den glücklichen Gesichtern der Konzertbesucher ablesen konnte.
Der Ehrenamtsreferent des Kirchenkreises, Jürgen Groth, hielt während des Konzertes eine Andacht. |
Am Ende des Konzertes waren die Besucher eingeladen, gemeinsam das Lied "Der Mond ist aufgegangen" zu singen. Carsten Miseler leitete vom Klavier aus den Gemeindegesang. |
Nach dem Konzert leuchteten die Fenster noch bunt in den nebligen Reformationsabend. |
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