Samstag, 15. Oktober 2022

Rolf Winkler: Licht und Schatten

Heute wurde in der Kulturwerkstatt Gommern Rolf Winklers Ausstellung "Licht und Schatten" eröffnet. Neben fotografischen Kontrasten gibt es Farbe und makroskopische Blicke auf die Natur. 

Die Laudatio gab es von Dorothea Iser. Iser kennt den Gommeraner Fotografen schon lange und hat mehrere seiner Bücher mit Fotos und Gedichten veröffentlicht. Sie sprach über die früheren Ausstellungen und über seine Verbundenheit zum Ausstellungsort ("Rolf Winkler ist in der Kulturwerkstatt zu Hause") und über die Begleitung durch die Familie, durch seine Frau als Unterstützerin bei Zweifeln und Unsicherheiten und durch die Enkel, die schon oft seine Ausstellungen begleiteten. Etwa mit Cello oder Harfe, oder wie heute Sinha Winkler, die mit der Violine und einigen Solostücken von Georg Philipp Telemann die Vernissage umrahmte. 

"Seine Fotografien verändern die Sicht auf die Dinge, verändern selbst seinen eigenen Blick", sagte Dorotheaser Iser, "und er macht Dinge lebendig, die man hinter den Bildern sehen kann". Mit Gesichtern, Händen, Blüten und Gräsern. "Seine Sphärographien rundeten den Raum, und ich erinnerte mich auch noch an die Fotos der Gräserdamen, die fortan als Engel durch den Raum schweben".  

Viele Fotos sind geprägt von großen Unschärfe-Bereichen, in denen man irgendwo einen scharfen Punkt findet. Nein, nicht etwa mit digitalen Filtern weichgezeichnet, das würde der langjährige Fotograf strikt ablehnen, sondern mit einem gezielten Einsatz von Blende und Belichtungszeit. Blicke fallen durchs Makroobjektiv und zeigen kleine Details. Andere Bilder setzen optische Effekte in den Mittelpunkt, Brechung gerader Linien in Glas und Wasser, Teil-Reflexionen lassen drinnen und draußen verschwimmen. So könnte der Titel der Ausstellung auch noch ergänzt werden um "Schärfe und Unschärfe, Spiegelung und Verzerrung". Aber das wäre dann doch zu lang und zu konkret. Überhaupt, was bedeutet schon konkret – die Ausstellung ist diesesmal eher abstrakt. Die Fotos zugrundeliegenden Motive (eine Besucherin wollte etwa wissen, welche Blüte abgebildet ist) treten in den Hintergrund und lassen Platz für Assoziationen.

Eines der Fotos bedarf dann doch der Erklärung des Fotografen, die er in seiner kurzen Ansprache auch gleich selbst gibt. Das Foto hat einen Einzelplatz zwischen zwei Türen bekommen. Auf den ersten Blick sieht man etwas, das Fotografen sonst tunlichst vermeiden, eine deutliche Verwacklung der Kamera. "Der Burger Autorenkreis erinnert jedes Jahr an den Jahrestag der Bücherverbrennung. Das Foto diente der Illustration einer dieser Veranstaltungen". Und so kann man das, was ursprünglich wohl eine im gelben Natriumlicht liegende Straße ist, auch als Feuer gesehen werden, auf das ein Beobachter aus der Ferne schaut, sich vom Geschehen fern haltend.  

Einige Fotos konnte man bereits in anderen Ausstellungen sehen, etwa die Tänzerin in den weit wehenden roten Gewändern. Oder die abstrakt geformten Hölzer mit rätselhaften Formen. Neu ist der Blick auf Einzelheiten der Natur, vor allem auf Pflanzen, die er Stilleben gleich anordnet. Damit zeigt die Ausstellung mehrere Ausschnitte aus dem viel breiteren Œuvre des Fotografen. 


Rolf Winkler und sein von Thomas Westermann
auf ein Ahornblatt gemaltes Porträt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen