Samstag, 29. Oktober 2022

Sinuston: Silver Apples of the Moon

"Silver Apples of the Moon" von Morton Subotnick inspirierte Stefan Schultze für seine Kompositionen, die er für sein Large Ensemble erstellte und mit "A handcrafted tribute to Morton Subotnick" bezeichnete.

Stefan Schultze – Klavier, Komposition
Almut Kühne – Gesang
Leonhard Huhn – Altsaxophon
Peter Ehwald – Tenorsaxophon
Magnus Schriefl – Trompete
Elena Kakaliagou – Horn
Roland Neffe – Marimba
Els Vandeweyer – Vibraphon
Peter Meyer – E-Gitarre
Felix Henkelhausen – Kontrabass
Moritz Baumgärtner – Schlagzeug

Stefan Schultze vollzieht gemeinsam mit seinem Large Ensemble, einer Gemeinschaft von allesamt großartigen Musikern aus der Jazz-Szene, eine stimmgewaltige und bis auf die E-Gitarre rein akustisch vollzogene Remineszenz an das rein elektronisch entstandene Werk "Silver Apples of the Moon". Eine interessante Hörerfahrung ergab sich gleich zu Beginn: aus dem vorangegangenen Vortrag von Morton Subotnick waren noch einige Synthesizer-Klänge im Ohr und das elektronische Klanggefühl war noch präsent. Und plötzlich hörte man diese Klänge, aber auf akustischen Instrumenten gespielt. Tripsody nannte Stefan Schultze sein erstes Stück, und verstand es wie überhaupt das ganze Konzert als Kommentar zur Musik von Morton Subotnick. "Es sollte nicht einfach eine Adaption werden", sagte Schultze, "wir wollten mit unserer eigenen Sprache etwas daraus machen". 

So waren die einzelnen Stücke auch unterschiedlich angelegt, etwa mit jazzigen, in Richtung Fusion Music gehenden Klängen wie in Spectral Sender, mit ausdrucksstarkem Gesang von Almut Kühne. Die Sängerin und das Ensemble steigern sich gegenseitig zu höchsten und wildesten Tönen. Im nächsten Stück stellte Schultze die Hornistin Elena Kakaliagou ins Zentrum. Eher sanfte Musik mit vielen Windgeräuschen der Bläser. Dabei war die Wandelbarkeit der Musiker im Umgang mit den Instrumenten wunderbar zu erleben. Die Bläser, die mit Tönen der Klappen ihrer Instrumente, Stephan Schultzes präpariertes Klavier, mit dem er ungewohnte Töne erzeugt, das Xylophon mit leise rasselnden Ketten zum Klingen gebracht oder mit Klöppeln an den Fingerspitzen von Handschuhen.  Und Almut Kühne, die nicht nur singt, sondern auch in Sprache wechselt, in einem sehr akzentuiertem Sprechgesang und Begriffen wie Audio Signals, Oscillator, Control Voltages Modules und Frequencies eine sprachliches Remineszenz an die Beschreibung elektronischer Instrumente liefert. 

Stefan Schultze wendet sich direkt an den in der ersten Reihe sitzenden Morton Subotnick: "Morton, we are very inspired by your music", sagt er, "and we took the next line from the poem of Yeates as title for the next piece: Golden Apple of the sun". Musik, die anfangs vom metallisch hellen Vibraphon geprägt ist, silbrig und filigran klingt, und plötzlich zu einem kräftigen Gesamtklang aller Musiker wechselt. Ein Stück trägt den Namen des Buchla-Synthesizers im Titel (Bucla Nr. 9), geschrieben für Magnus Schriefl. Zu hören ist Bigband-Musik, aus der die Trompete hell und klar herausklingt. 

Diese akustische Adaption elektroakustischer Musik (die bei Sinuston im Untertitel steht) war ein sehr schöner Abschluss des Sinuston-Festivals, das in diesem Jahr etwas kleiner ausfiel, weil einige Veranstaltungen krankheitsbedingt ausfallen mussten.


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