Sonntag, 31. Mai 2015

Rolf Winkler: Sphärographie, Stilleben und Haikus

Heute wurde die 10. Ausstellung des KuK 26 eröffnet: Der Fotograf Rolf Winkler aus Gommern zeigt im Gemeindezentrum St. Jakobi seine Sphärographien und Stilleben, die er mit selbst gedichteten Haikus kombiniert. Zahlreiche Gäste kamen zur Vernissage.

Rolf Winkler (rechts) bei der Eröffnung der Ausstellung

Rolf Winkler ist Physiker und hat lange Zeit in der geologischen Forschung gearbeitet. Fotografiert hat er schon seit seiner Jugend. Dabei interessierten ihn immer auch ungewohnte Blickwinkel und fotografische Experimente, aber auch Aufnahmen in der Natur.

Seine Sphärographien sind Fotos, die über die Reflexion an einer Kugel entstehen und einen ganz anderen Blick auf die Wirklichkeit geben. Während der Eröffnung der Ausstellung sagte er dazu:
Man hat sich über all die Jahre an die fotografische Abbildung gewöhnt und ist davon überzeugt, daß auf Fotos die Wirklichkeit 1 zu 1 abgebildet wird. Daß das nicht so ist, sieht man bereits bei Aufnahmen mit extremen Weitwinkeln, bei denen beispielsweise die Gesichter an den Rändern verzerrt dargestellt werden. Bei den Sphärographien ist das bis ins extreme getrieben. Im Foto sieht man (mit Ausnahme des Bereiches hinter der Kugel) den kompletten Raum abgebildet. Dies aber in einer zu den Rändern hin zunehmenden Verzerrung. Dabei entsteht das Bild bis zur digitalen Aufnahme vollkommen analog und an einem Stück, ohne es wie heute möglich, nachträglich aus einer Zahl von Einzelbildern am Computer zusammenzusetzen.
Daß die Aufnahme derartiger Fotos doch nicht so ganz einfach ist, merkte man bei Gesprächen mit Besuchern der Ausstellung. Vor allem spielt der Aufnahmestandpunkt eine entscheidende Rolle, weil bereits dadurch die Wirkung des fertigen Fotos festgelegt wird und nicht mehr zu ändern ist. Aber auch die Entfernung der Kamera, die Wahl der Brennweite, der Blende und des Schärfepunktes wollen bereits vorab bedacht sein.

Rolf Winklers großformatige Stilleben zeigen in Nahaufnahme Details aus der Natur. Oft sind es Blüten, die er für die Fotos arrangiert, mitunter auch aus der gewohnten Umgebung herauslöst. Den Fotos stellt er Haikus zur Seite, kurze dreizeilige Gedichte nach einem japanischen Versmaß. Dadurch gibt er dem Betrachter zu dem, was ansonsten "einfach nur" eine Detailsansicht der Natur wäre, seine Sicht auf das Foto mit. Mitunter ist das auch eine mit einem leisen Humor, wenn er etwa neben einem Foto von Disteln mit dem weißen Flaum ihrer Fruchtstände schreibt
ein bett zum träumen 
es kratzt und sticht sticht und kratzt
distelflaum lädt ein.

Die Ausstellung ist noch bis zum September im Gemeindezentrum St. Jakobi in Schönebeck zu sehen. Das Gemeindezentrum ist Mittwoch und Freitag von 9 bis 12 Uhr, Donnerstag von 16 bis 19 Uhr sowie nach telefonischer Absprache (Tel.03928/404887) geöffnet.

Eine Auswahl von Fotos und Texten von Rolf Winkler ist 2010 unter dem Titel Was Du nicht siehst im Dorise-Verlag erschienen.


Wer wollte, konnte auf einer während der Vernissage aufgenommenen Sphärographie erscheinen und dabei gleich deren Entstehung mitverfolgen.

Aufstellung im Treppenhaus zur Aufnahme

Das fertige Foto, bei dem die einzige Nachbearbeitung im Herausschneiden der Kugel aus dem ansonsten störenden Hintergrund besteht:


Samstag, 23. Mai 2015

Jörg-Hegemann-Trio und Thomas Aufermann

Am Pfingstsonnabend stand das Jörg-Hegemann-Trio gemeinsam mit Thomas Aufermann auf der Bühne des Künstlergartens der Familie Feldbach in Zens:
Jörg Hegemann – Klavier
Reinhard „Django“ Kroll – Bass
Jan Freund – Schlagzeug
Thomas Aufermann – Gesang

Die Konzerte mit Dixiland, Blues und Boogie im Feldbach'schen Garten haben innerhalb der Konzertreihe "Klänge im Raum" eine langjährige Tradition und sind inzwischen zu einem Selbstläufer geworden, der kaum noch Werbung benötigt: für viele Besucher ist der Pfingstsonnabend schon ein fester Termin und es wird nur noch nachgeschaut, wer denn in diesem Jahr spielt. So ist es kein Wunder, daß in jedem Jahr einige hundert Besucher zum Konzert kommen.

Vorbereitet wird das Konzert unter anderem von den "Heimatfreunden Zicken-Zens", die Bänke aufstellen und sich um die Versorgung mit Speisen und Getränken kümmern. Die gastronomische Versorgung unterscheidet das Zenser Konzert auch sehr von den anderen Konzerten der Reihe. Bei Kaffee und Kuchen, Bier und Grillwürsten sitzend, bietet sich für viele Besucher natürlich auch eine gute Gelegenheit, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Für diejenigen, die vor allem wegen der Musik kamen, war diese leichte Unruhe sicher etwas ungewohnt. Gegen die Gespräche mußten die Musiker erst einmal ankommen – was sie aber auch gut schafften. Jörg Hegemann spielte gemeinsam mit seiner Band mitreißende Boogies, ab und zu auch etwas melancholischere Bluestöne. Das alles zugleich mit Konzentration und doch voller Leichtigkeit, daß das Zuhören und Zusehen eine Freude war.

Thomas Aufermann sang nicht nur in gekonnter Weise, sondern führte auch auf eine charmante und angenehm lockere Art durch das Programm; mit seinen Moderationen hatte er oft die Lacher auf seiner Seite. Auch in die Musik brachte der Sänger mit leisem Humor gelegentlich eigene Variation ein, da wurde auch mal der Text angepaßt, der dann etwa "Mr Hegemann, don't play the boogie so sad" lautete.
Die Musiker wurden nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen, zum Abschluß erklangen als Duo von Hegemann und Aufermann die "29 ways to get to my baby's door". Da konnte man im Anschluß mit beschwingtem Gefühl nach Hause gehen.

Auch schon Tradition: während des Konzertes ist der große Carport zu Ausstellungsfläche umfunktioniert, auf der jeweils ein Künstler aus der Region seine Bilder zeigt. In diesem Jahr war es die Schönebecker Fotografin Agnes Schulz. In ihren Fotos konzentriert sie sich auf kleine Ausschnitte, die am Wegesrand unbeachtet bleiben würden, Gras in Pfützen, rostige Schrauben oder Licht- und Schattenspiel auf Schrottplätzen, und setzt sie mit sehr viel Sinn für das Details neu ins Bild. Die Betrachter staunten, Sätze wie "das hätte ich gar nicht wahrgenommen" waren zu hören, wenn die normalerweise unbeachteten Gegenstände ein eigenes grafisches Leben entwickelten.

Wolf-Michael Feldbach (links) und Ortsbürgermeister
Frank Ahrend (rechts) begrüßen die Musiker und Gäste
und stellen dieFotografin Agnes Schulz (mitte) vor,
derenFotos während des Konzertes ausgestellt werden.
Der Garten ist voller Leute,
über 400 Gäste waren zum Konzert gekommen.
Die Fotografin Agnes Schulz (2.von links) im
Gespräch mit Besuchern ihrer Ausstellung