Mittwoch, 29. April 2015

Wilde Reise durch die Nacht

In seinem Roman "Wilde Reise durch die Nacht" setzt Walter Moers in genialer Weise Bilder von Gustave Doré in eine neue, fantastische Umgebung. Es ist faszinierend, den Text zu lesen und dann beim Umblättern die dazu genau passende Illustration zu sehen, die Gustave Doré jedoch bereits vor 150 Jahren angefertigt hat. Dadurch ergibt sich eine so enge Verbindung von Text und Bild, die für mich bisher nur im Buch ihre Wirkung richtig entfalten konnte. Es gibt zwar auch eine Hörbuchfassung (mit Dirk Bach als Sprecher), aber auch dort fehlen die Bilder.

Nun hat sich das Puppentheater Magdeburg an den Stoff gewagt. Herausgekommen ist eine Inszenierung (für Erwachsene gedacht und ohne Puppen), die Text und Bilder sehr lebendig auf die Bühne bringt. Damit steht die Magdeburger Inszenierung dem Witz des Buches nicht nach. Sie liefert durch die verrückten und skurilen Arrangements von Gustave Dorés Bildern in Verbindung mit dem großartigen Spiel von Freda Winter, Lennart Morgenstern und Florian Kräuter und durch die auf offener Bühne erzeugten Effekte und Geräusche einen neuen und faszinierenden Blick auf die Geschichte und auf Gustave Dorés Grafiken.

Der Tod (Freda Winter) und seine verrückte Schwester
Dementia (Florian Kräuter) streiten sich um die Seele
von Gustav Doré (Lennart Morgenstern, mitte).
(Foto: Jesko Döring, Puppentheater)