Samstag, 4. Juni 2022

Dixieland in Zens – Old Merry Tale Jazzband

Dixieland von der Waterkant – Addi Münsters Old Merry Tale Jazzband fand im Künstlergarten der Familie Feldbach in Zens beim Festival "Klänge im Raum" über 400 begeisterte Zuhörer. 

Jost "Addi" Münster – Posaune, Leitung
Hans Malte Witte – Saxophon, Klarinette
Lennart Axelsson – Trompete
Philipp Straske – Gitarre
Lorenz Boeschel – Klavier
Gerald Bartels – Bass
David Bowler – Schlagzeug

Mit Blick auf den übervollen Feldbachschen Garten – 400 gedruckte Tickets waren verkauft, aber auch danach wurden noch Gäste reingelassen – hörte man sowohl von Ortsbürgermeister Frank Ahrend als auch von Gastgeber Michael Feldbach bei der Begrüßung Worte wie "Wow, das ist ja Wahnsinn". Das Publikum wollte nach zwei Jahren Zwangspause wohl endlich wieder Live-Musik hören, wollte sein Heimatfest feiern, das dieses Konzert mit Unterstützung des ganzen Dorfes und vor allem des Vereins Heimatfreunde Zicken-Zens letztlich auch darstellt. Die Heimatfreunde kümmerten sich wieder um Getränke, Kuchen und Grill. Und um viele Arbeiten vor und nach dem Konzert. Für Frank Ahrend war es auch "ein Symbol, dass es wieder mit der Kultur losgeht".

Das 28. Mal "Klänge im Raum" und das 24. mal "Dixieland in Zens" sind schon sehr viel – Addi Münster, 87, Bandleader und Posaunist der Old Merry Tale Jazzband, kann auf wesentlich größere Zahlen zurückblicken: Er kam ein halbes Jahr nach der Gründung, immerhin schon im Jahr 1956, zur Band und leitet sie seit 1957. "Wir hätten letztes Jahr unser 65. Jubiläum feiern wollen. Das ging aus bekannten Gründen nicht, wegen diesem dummen Virus. Aber das holen wir jetzt im 66. Jahr nach", sagte er dem Publikum. "Ich habe mich sehr gefreut, als ein Anruf kam, ob wir in Zens spielen könnten", sagte Münster, "und dann musste ich erst mal nachschauen, wo das eigentlich liegt. Aber nun werde ich es nicht vergessen".

Die Band startete mit "The Sunny side of the street" und angesichts des Wetters (die Band stand auf der Terrasse in vollem Sonnenschein) merkte Addi Münster an, "Ein Titel, der hier so richtig her passt". Mit der Musik nahm die Band die Zuhörer mit in die Jazzgeschichte. Teils mit Titeln, mit denen die Band bereits in den 60er Jahren Erfolg hatte, so zum Beispiel mit ihrer Filmmusik zum Film "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn" oder "Hallo kleines Fräulein, haben Sie heut' Zeit". Und selbstverständlich internationale Standards, wie den Beale Street Blues oder When the Saints goes marching in. 

Mitunter meinte ich im Chorus-Gesang der Band Anklänge an die typische norddeutsche Art zu singen herauszuhören, den Shanty. Etwa wenn die Musiker "When my dreamboat comes home" anstimmten. Aber im Grunde war es immer und vor allem ganz ordentlicher und mit viel Gefühl für die Musik gespielter Jazz. 

Münster moderierte das Programm mit der Ruhe eines Hamburger Kaufmanns und leichtem norddeutschen Akzent. In seinen Anekdoten gab es einige, bei denen ich innerlich grinsen musste. Etwa als er erzählte, dass die Band bei ihrer ersten Platte davon profitierte, dass die Deutsche Grammophon ihre Aufnahmetechnik umstellte: nämlich von Mono auf Stereo. "Stimmt wirklich", sagte er mir nach dem Konzert. Und dadurch waren sie eine der ersten Bands die Stereo-Platten hatten – die dann auch entsprechend oft im NDR gespielt wurden, denn der hatte kurz darauf auch seine Sender auf Stereo umgeschaltet. Oder die Story zu "I found a new baby", zu dem Münster sagte, "das hatten wir mal Schröder gewidmet, der ist ja mit seinen vielen Frauengeschichten ins Gespräch gekommen".  

Am Ende des Konzertes stand das "Glory glory halleluja", zum Mitsingen für das Publikum. Die Sonne begann langsam unterzugehen, im wolkenlosen Abendhimmel zogen Mauersegler ihre Kreise. Und viele aus dem Publikum blieben noch eine Weile im Garten sitzen, um den schönen Abend zu genießen und miteinander zu erzählen.

Zu den Konzerten im Künstlergarten von Bärbel und Michael Feldbach gehört schon immer die Kunst ganz selbstverständlich dazu. Bärbel Feldbachs Baumelfen sitzen schon vor dem Konzert in ihrem Garten und schauen, wann denn die Musik losgeht. Und in einer improviserten Open-Air-Galerie bekommt jedes Jahr ein Künstler der Region die Möglichkeit zu einer kleinen Ausstellung. In diesem Jahr ist es Hans Both aus Calbe. Er zeigt seine Lithografien und erklärt im Gespräch mit den Besuchern auch die spezielle Herstellungsmethode. Die Besucher interessiert selbstverständlich auch, was sie in den Grafiken wiederfinden, etwa die Hütte auf dem Wartenberg, das Schloss Hohenerxleben, Häuser aus Calbe oder auch aus Zens.

Frank Ahrend, Michael Feldbach und
Bärbel Feldbach (von links)
Jost "Addi" Münster
David Bowler
Hans-Malte Witte
Lennart Axelsson
Lorenz Boeschel
Philipp Straske
Hans Both (rechts) stellt Bilder seiner
Ausstellung vor.
Eine ganze Schar von Baumelfen
Bärbel Feldbach hat das Ringheiligtum
Pömmelte in Keramik gestaltet.

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