Dienstag, 31. Mai 2022

Erinnerungen an Ludwig Schumann

In einer Gedenklesung im Farnhaus der Gruson-Gewächshäuser erinnerten heute das Literaturhaus Magdeburg und der Förderverein der Schriftsteller Magdeburg an den Schriftsteller Ludwig Schumann (1951 – 2019).

Claudia Behne-Kilz, Leiterin des Literaturhauses
Magdeburg eröffnete die Lesung

Zahlreiche Freunde Ludwig Schumanns folgten der Einladung, einige lasen aus Texten Schumanns oder sprachen über ihn. Den Beginn machte Albrecht Franke, der auch seine Biografie kurz zusammenfasste: "Ludwig Schumann war Koch, Pfarrer, Schriftsteller", sagte er, "und er schrieb wunderbare, kluge Texte. Und wer sich auf seine Gedichte einlässt, wird darin weite Räume entdecken". An Schumann erinnert man sich selbst im Ort seiner ersten Pfarrstelle, Groß Bodenstedt, immer noch gut, sagte Franke, "Ludwig Schumann hatte bereits dort, hatte schon immer, auch die Menschen am Rand im Blick, die es auch in der DDR gab". 

Sabine Raczkowski las aus "Im Garten der Schubartin", Schumanns zeitlichem Brückenschlag zwischen einer Stiftsdame im Kloster Drübeck und der heutigen Zeit. "Abschiede lassen sich nicht lernen. Und der schwerste steht mir noch bevor", heißt es an einer Stelle. 

Zwischendurch improvisiert Warnfried Altmann auf seinem Saxophon. Eine verzerrte Version der DDR-Nationalhymne taucht in der Musik auf. "Ludwig Schumanns Erinnerungen an die Wendezeit und an den Streit um die richtige Entwicklung des Landes im gerade gelesenen Kapitel der Schubartin inspirierten mich dazu", sagte er später.

Torsten Rolle spricht über Ludwig Schumanns Arbeit an der Literaturzeitschrift Ort der Augen, kurz ODA, herausgegeben im Oschersleber Dr.-Ziethen-Verlag. Schumann schrieb darin über Kunstwerke, hatte immer seinen eigenen Blick darauf, aber auch Interviews mit Künstlern, wie dem Musiker Konstantin Wecker. 

Bettina Fügemann zieht sich auf dem Podium ihre Küchenschürze über ("die ist noch von meiner Oma", sagt sie) und spricht über ihre Arbeit mit Ludwig Schumann am Buch "Genießen wie Gott in Anhalt". Mit dem "Amadeus Komplott" und Ludwig Schumann war sie von 2005 bis 2015 in sommerlichen Lesungen unterwegs und brachte darin Musik, Literatur und Kochkunst zusammen. Eine mitgebrachte Bratpfanne mit Vertiefungen für vier Eierkuchen ("auch noch original von der Oma, aus Schlesien") war mit den Buchstaben L U D W I G verziert. Fügemanns Beitrag war auch eine Erinnerung an Ludwig Schumann als Koch, der er ja auch war. 

Aus einem nachgelassenen Text Schumanns las Albrecht Franke gemeinsam mit Uschi Günther und Sabin Raczkowski. "Es ist das Schicksal mancher Texte, dass sie nicht erscheinen", sagte er über den Text "Mechthild und Loverman", der das Leben der Mystikerin Mechthild von Magdeburg verbindet mit Antworten von Schumanns literarischem Alter Ego. Wenn Franke Schumanns Rolle liest, dann erinnert mich der Sprachrhythmus an Schumann, sehe ich sein Bild vor meinen Augen. 

Auch nach dieser Lesung wieder eine Saxophon-Improvisation. Diesmal über "Maria durch ein Dornwald ging", was gut zu Mechthilds Figur passte. Altmanns kräftiges Saxophon klingt gut im Gewächshaus, das übrigens eine unerwartet gute Akustik aufweist. Vielleicht sind es die vielen Pflanzen, die trotz Glas und Beton für einen natürlichen Klang ohne übermäßigen Hall sorgen. 

Uschi Günther erinnert an ein Gespräch mit Ludwig Schumann, als dieser eine schwere Operation vor sich hatte. Auch über Ängste, die er davor hatte. Jedoch war Schumanns Sicht darauf auch von einer ruhigen Gelassenheit geprägt. "Wenn ich denn gehen muss, dann gehe ich mit mir im Reinen", sagte er ihr. 

Wahid Nader, der auch einige von Schumanns Texten ins arabische übersetzte, berichtete:"Ich kannte Ludwig Schumann gut, wir waren oft zusammen. Seine Sehnsucht hat mich berührt". Naher las aus "WasserHautSeele" in seiner arabischen Übersetzung, die Gäste hatten ein Textblatt mit dem deutschen Text auf dem Platz liegen und konnten mitlesen. In seinem Text "Rückkehr nach Druxberge" erinnerte Wahid Nader an Ludwig Schumann. 

Auch Harry Ziethen war anwesend, der nicht nur Schumanns Verleger, sondern auch ein guter Freund war. Auch wenn er selbst nicht auf dem Podium stand, gab es dann hinterher die Gelegenheit, mit ihm über Ludwig Schumann zu sprechen.

Auf den Webseiten des Literaturhauses Magdeburg gibt es Erinnerungen an Ludwig Schumann, die zu dessen 70. Geburtstag aufgeschrieben wurden, von
Claudia Behne-Kilz
Wahid Nader
Thomas Wischnewski
Ursula Günther
Albrecht Franke
Sabine Raczkowski

Albrecht Frankes einleitende Gedanken an Ludwig Schumanns Biografie und dessen Arbeit als Pfarrer erinnerten mich daran, dass ich Ludwig Schumann einmal als Pfarrer zur Elbe-Andacht in das "Elbe-Saale-Camp" eingeladen hatte, eine Umweltschutzveranstaltung, die ich mit organisiere. Das war im Jahr 2017, eine plötzliche Erkrankung verhinderte Ludwig Schumann ganz kurzfristig daran, nach Barby an die Saalemündung zu kommen. Den bereits fertigen Text seiner Andacht sandte er mir dann später . Hier ist nachzulesen, was Ludwig Schumann uns damals zum Verhältnis von Mensch und Natur gesagt hätte.

Albrecht Franke
Sabine Raczkowski
Torsten Olle
Bettina Fügemann
Uschi Günther
Wahid Nader
Ein Foto des Fotografen Hans-Wulf Kunze,
in den 1990er Jahren entstanden bei der Arbeit
mit Ludwig Schuman am gemeinsamen Buch
"Verletzte Landschaft" stand vor dem Podium
und erinnerte an Ludwig Schumann.
Ludwig Schumann 29.11.1951 – 22.05.2019

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