Freitag, 4. Februar 2022

Die Salzprinzessin und Iberts Flötenkonzert

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie hatte für das heutige Konzert im Tolberg-Saal (Schönebeck – Bad Salzelmen) eine interessante Musikmischung zusammengestellt. Zwei Mozart-Stücke (Clemenza die Tito und Haffner-Sinfonie, beide vom Schönebecker Orchester kraftvoll in Szene gesetzt) umrahmten zwei weitere Stücke, die sich für mich als die Höhepunkte des Abends erweisen sollten: das Flötenkonzert von Jaques Ibert (mit Jelka Weber als Solistin) und "Die Salzprinzessin" von C. René Hirschfeld

Elka Weber und die Mitteldeutsche Kammer-
philharmonie, Leitung Jan Michael Horstmann
Foto: Renate Bojanowski

Man sollte nicht versäumen, zu den Konzerten etwas früher zu erscheinen und sich Jan Michael Horstmanns Konzerteinführung anzuhören. Es gibt dort nicht nur etwas über die Musik und die Interpreten zu erfahren, Horstmann kann auch so lebendig, geradezu begeisternd über die Musik sprechen, dass es eine Freude ist zuzuhören. Dabei gab es auch interessante Verbindungen zwischen Musikgeschichte und Zeitgeschichte. In dieser Konzertsaison stellt die Kammerphilharmonie die Konzerte mit einzelnen Lebensstationen Johann Wilhelm Tolbergs in Verbindung, des Arztes, der das Kurwesen in Bad Salzelmen begründete. In diesem Jahr war der Zusammenhang im Jahr 1791 zu finden, Mozarts Todesjahr und das Jahr von Tolbergs Promotion in Halle. Der Zusammenhang von Musikgeschichte und Universalgeschichte war eben schon immer interessant.   

Programm:
W. A. Mozart: Ouvertüre zur Oper „La Clemenza di Tito“ KV 621
Jacques Ibert: Konzert für Flöte und Orchester

René Hirschfeld: Die Salzprinzessin (Uraufführung)
W. A. Mozart: Sinfonie Nr.35 D-Dur KV 385 „Haffner-Sinfonie“  

Mozarts Werke am Beginn und am Schluss des Konzertes gehörten zu den gern gespielten und gern gehörten. Eingängige Melodien, von der Kammerphilharmonie kräftig in Szene gesetzt, mit klaren Tönen, zu denen sicher auch die recht kurze Akustik des Saals beitrug. 

Das Konzert für Flöte und Orchester von Jaques Ibert war für mich eine Neuentdeckung. Ich kannte Ibert nicht, ordnete aber die Musik rein vom Musikgefühl her mit "irgendwas aus den 1920er Jahren" sogar ungefähr richtig ein. Wenn auch nicht ganz, denn es stammte von 1934. Musikalisch erinnerte es mich an Passagen aus George Gershwins 10 Jahre zuvor erschienener Rhapsody in Blue, an die Flötentöne aus Nachmittag eines Fauns von Debussy und witzigerweise auch ab und zu an Musik zu Westernfilmen (auf diversen Video-Plattformen gibt es das Stück, in anderen Besetzungen – hören Sie mal rein). In der Schönebecker Aufführung spielte Elka Weber die Querflöte meisterhaft, in guter Abstimmung mit dem Orchester. 

Dann folgte eine Uraufführung: Der in Wernigerode geborene Caspar René Hirschfeld schrieb ein Auftragswerk für die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie. "Es sollte etwas mit Salz sein", sagte er, "und da fiel mit das tschechische Märchen von dem König ein, der seine Töchter fragte, welche ihn wie sehr liebe". Jan Michael Horstmann verglich das Stück mit Werken wie Peter und der Wolf, bei denen die Musik die Lesung eines Sprechers illustriert. "Den Sprecher müssen Sie sich aber vorstellen, den haben wir hier nicht". Schade eigentlich, denn das wäre wohl wirklich interessant und das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

Hirschfeld ordnete den drei Töchtern unterschiedliche Musiken zu, der einen die ihren Vater "wie alles Gold" liebte pompöse Klänge oder der, die ihren Vater "wie große Feste" liebte einen Walzer. Und dann war da noch die jüngste, die ihren Vater liebte "wie Salz" - und daraufhin fortgejagt wurde. Das Salz mit seinen Kristallen erschien dann musikalisch in den perlenden Klängen aus Horstmanns Cembalo. Ja, man kennt das: das unscheinbare aber wichtige nimmt man nicht war. Und als das Salz fehlte, verdorrte das Land. Die Prinzessin begnete einer alten Frau, einer guten Fee, die ihr eine nicht versiegende Quelle von Salz mitgab. Alles nahm ein gutes Ende... (so die Kurzfassung). Hirschfelds Musik war tongewaltig und spielte mit vielen Klangmöglichkeiten des Schönebecker Orchesters. Sollte man sich unbedingt nochmal anhören. (Am Sonntag dem 13.02. um 17. im Magdeburger Gesellschaftshaus ist nochmal Gelegenheit dazu).

Aus der Konzertankündigung:

Die Konzerte der Reihe „Musik am Nachmittag“ der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie sind in dieser Saison dem Arzt Johann Wilhelm Tolberg gewidmet, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Bad Salzelmen die Heilkraft der Sole entdeckte. Werke seiner Zeitgenossen, nämlich Wolfgang Amadeus Mozart, aber auch Jacques Ibert und eine Uraufführung von C. René Hirschfeld, stehen auf dem Programm des Konzerts „Doktorwürde“ am Sonntag, 13. 2., 17 Uhr, im Gartensaal des Gesellschaftshauses.

Johann Wilhelm Tolberg 1791 promovierte er erfolgreich an der Universität Halle. Mozart schrieb im selben Jahr – seinem Todesjahr – eine Krönungsoper für Leopold II. von Böhmen, „La clemenza di Tito“, deren Ouvertüre auf dem Konzertprogramm steht. Mozart trachtete immer danach, sich der Fessel der Konvention zu entziehen, und suchte den Kontakt zu weltoffenen Zeitgenossen. Einer davon war Sigmund Haffner der Jüngere, der als Erbe einer Salzburgischen Großkaufmannsfamilie sein Geld freigiebig unter Arme und Bedürftige verteilte und dem Mozart neben einer Serenade seine D-Dur-Sinfonie, die berühmte „Haffner- Sinfonie“ widmete.
Wie Tolberg schwankte der Franzose Jacques Ibert zwischen zwei Welten: der Übernahme der väterlichen Geschäfte und dem Ruf der Musik. Sein 1934 entstandenes Flötenkonzert ist ein brillant- geistreiches Werk voller französischem Esprit.

Den anspruchsvollen Solopart übernimmt Jelka Weber, Flötistin der Berliner Philharmoniker. Kammermusikalisch ist Jelka Weber regelmäßig auch beim Scharoun-Ensemble Berlin und im Rahmen des Davos-Festivals zu hören. Seit 2008 unterrichtet die mehrfache Preisträgerin renommierter Wettbewerbe selbst an der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker.
Auch C. René Hirschfeld ist ein Wanderer zwischen den musischen Welten. Vom Composer in Residence am Gesellschaftshaus Magdeburg erklingt eine Uraufführung
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Jelka Weber
Foto: Jim Rakete

C. Rene Hirschfeld

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