Donnerstag, 21. Mai 2020

To Be or not Tomato Beer

Der Himmelfahrtstag hielt noch harte Arbeit für mich bereit. Der Braumeister der (bisher eher Insidern bekannten) Brauerei FRIKS hatte mich an einem Experiment teilhaben lassen, für das er mir 4 Flaschen eines speziell kreierten Bieres brachte, das garantiert nicht dem deutschen Reinheitsgebot entspricht. "Hier, das kannst Du mal verkosten", sagte er, "und es wäre schön, wenn Du Deine Eindrücke in einem Fragebogen notieren würdest".


Ein Experiment, das auf jeden Fall zeigt, was beim Brauen geschmacklich möglich ist...

Der Bieransatz (mit frischen Tomaten) wurde in vier Portionen mit unterschiedlichen Kräutern gewürzt. So entstanden die vier Probe-Sorten, die nach Farbe, Geruch, Geschmack (unterteilt nach Antrunk, Trinkgenuss und Abgang), Karbonisierung und Schaum zu beurteilen waren. Der Fragebogen erwies sich dann als einer mit vier vollen Seiten, harte Arbeit für einen Feiertag, wenn man es wirklich ernst nimmt.

Die FRIKS-Biere entstehen allesamt in Flaschengärung, haben einen kräftigen Druck und bilden einen schönen, lange anhaltenden Schaum. Was man auf diesen Fotos hier leider nicht sieht. Zur Ehrenrettung des Brauers möchte ich deshalb ausdrücklich erklären: die Flaschen hatte ich schon ein paar Tage zuvor angetrunken, und auf den damals genutzten "richtigen" Biergläsern bildete sich wirklich eine schöne und beständige Schaumkrone. Ich habe den weiteren Test auf ein paar Tage später verlegt, weil ich jenen Abend erstens nicht alles zu beurteilen schaffte und ich zweitens ein paar schöne Fotos bei gutem Tageslicht machen wollte. Ob die Probiergläser auf den Fotos nicht die richtigen waren, nicht frisch mit Wasser ausgespült oder was auch immer – jedenfalls gab es kaum Schaum. Ordentlich Druck war aber immer noch auf den Flaschen, und innen gab es auch Schaum. Also sorry für die Fotos, tut mir leid.

Zu den Einzelheiten der unterschiedlichen Mischungen werde ich mich hier nicht äußern, denn das würde einer Bewertung der endgültig festgelegten Rezeptur vorgreifen. Aber vielleicht so viel: Kennt jemand diese Kaffeeautomaten aus Bibliotheken, Museen oder Kantinen, aus denen es diverse Kaffeesorten, Espresso, Cappucino, Latte Macchiato und Kakao, jeweils mit unterschiedlichen Zuckermengen gibt – und dazu noch Tomatensuppe? Und diese dann als Bier. Denn an genau diese Tomatensuppe erinnerte mich eine der vier ToBe-Rezepte, die ich dann am Ende auch zu meinem Favoriten erklärte: "Wenn schon was verrücktes, dann mit Stil und dem nötigen Augenzwinkern". FRIKS ist jedenfalls eine experimentelle Variante eines Getränkes gelungen, das mit herkömmlichen Bier wenig zu tun hat, aber dafür etwas sehr interessant schmeckendes darstellt. Sozusagen die Haute Couture unter den Bieren.

Bleibt noch hinzuzufügen, dass ich ander als bei einer Weinverkostung die Proben nicht etwa wieder ausspie, sondern allesamt trank. Inhaltlich waren die ToBe-Sorten voll vergorene Biere. Das gab dem Himmelfahrtstag zugleich eine gehörige Portion Fröhlichkeit. 

Ein Glas Wasser zum Neutralisieren der
Geschmacksnerven kam noch hinzu.
Im Sonnenlicht: Farbvergleich mit der EBC-Scala.
Und hier ist nun auch der Schaum auf dem Probierglas.

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