Freitag, 10. September 2021

Lesung Ahne "53 Jahre Vollmond"

Heute war der Berliner Lesebühnenautor Ahne zu Gast im Magdeburger Moritzhof. Kurzgeschichten mit teils irrwitzigen Wendungen, vorgetragen in typischer Lesebühnenart.

Einige von Ahnes neuesten Geschichten haben, wen wunderts, mit Corona zu tun. Immerhin ist sein Auftritt in der Scheune des Moritzhofs sein erster unter festem Dach, in Berlin las er bisher unter dem Dach der FIT-Tankstelle, also quasi open Air. Und auch ein Corona-Tagbuch entstand, satirisch überhöht. "Es ist ganz gut, wenn man Dystopien rauslässt", sagt er darüber. 

Der Titel des Programms, 53 Jahre Vollmond, ist eher ein grober Rahmen, das Alter des 1968 geborenen Autors steckt darin und eben "Es ist doch immer Vollmond, manchmal sieht man nur die Hälfte". Ansonsten ist das dabei, was man von Ahne kennt. Seine Zwiegespräche mit Gott, der immer noch in der Choriner Straße wohnt, aber "inzwischen von der 61 in die 63 umgezogen ist". Selbstverständlich ist Gott auch diesmal nicht mit nach Magdeburg gekommen, also liest Ahne mit verteilten Rollen und dreht sich zur Verdeutlichung je nach Rolle anders zum Publikum: "Von hier bin ich es ... von hier ist es Gott". Gespräche über das Abschaffen des Kleingeldes, "man sollte lieber das Großgeld abschaffen - aber mit uns kleene Leute könn'ses ja machen". Oder über einhöckrige Kamel, deren Vorname Bernd ist, wegen Höcke. Über Corona spricht Ahne mit Gott und über einen merkwürdigen, bei Aldi gewonnenen Weltraumflug. Und er überlegt im Gespräch mit Gott, ob er nicht eine Partei gründen sollte. Die PDKL, die Partei der kleinen Leute, oder DU, Die Unzufriedenen. "Und wenn man dann fragt, 'wer regiert in Deutschland?' – dann kann man sagen 'DU'." Die Zwiegespräche führt er mit einer nur leisen Komik und immer einer letzten Nachfrage bei Gott, die nochmal eine letzte Pointe bringt. Aufmerksames Hören ist bei Ahne wichtig. 

Auch Gedichte stehen wieder im Programm, oft nur Zwei- oder Vierzeiler, die an Heinz Erhardt oder Robert gernhardt erinnern. ("Im Weltraum kräht kein Hahn nach Dir / Drum bleib' ich hier"). Und Gesang. Neuinterpretation von Popsongs und anderem, mit Ahnes Texten, ohne Band und mit nur wenig Melodie, eher ein sehr rhythmischer Sprechgesang. 

Einer seiner Prosatexte handelt vom Aufstieg auf einen Berg über Jena, der, mit Blick über die Stadt und mit Restaurant oben, wohl der Jenzig sein muss. Einen Blick gibt es nicht nur über Jena, sondern zwischen den Zeilen auch über die mit ihm am Tisch sitzenden Leute, die gut auch die Wutbürger sein könnten, für die nur das Normale das Richtige ist. Für mich eine der besten Geschichten des Abends.

Zwiegespräche mit Gott. "Von hier bin ich es..."
"... von hier ist es Gott."

Wer Ahnes Zwiegespräche mit Gott noch nie gehört hat – hier ist ein Beispiel: 


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