Das Leben von Anne Frank kam heute in einer Oper von Grigori Frid auf die Bühne. Bereits vor zwei Jahren gab es eine Aufführung, die wegen der Corona-Pandemie ohne Publikum als Livestream stattfinden musste. Heute, aus Anlass des Holocaust-Gedenktages am 27.01., wurde das Stück erneut aufgeführt. Diesmal mit Publikum.
Miriam Sabba: Anne Frank
Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck (Leitung Jan Michael Horstmann)
Miriam Sabba als Anne Frank und Dirigent Jan Michael Horstmann (Foto: LPB/Martin Hanusch) |
Die Oper war eine "Monooper", mit nur einer Sängerin – und mit sehr sparsamer Bühnenausstattung: es genügten ein Holztisch, ein paar Stühle, ein Koffer, eine brennende Kerze, vielleicht das Lebenslicht, das am Ende verlischt. Der Text der Oper waren 1:1-Auszüge aus Anne Franks Tagebuch, teils gesprochen, überwiegend gesungen. Von Miriam Sabba dabei auch szenisch gespielt, die wenigen Requisiten wandelbar nutzend.
Die Geschichte von Anne Franks Tagebuch ist bekannt – auch in der Oper beginnt die Geschichte mit ihrem Geburtstag, an dem sie das Tagebuch bekommt und es zu ihrer Freundin erklärt. Miriam Sabba als Anne Frank singt davon dass die Familie beschließt zu verschwinden, bevor die SS sie holen, von Besuchen der Gestapo im Haus, der Ausweglosigkeit, dem Zusammenleben auf engem Raum, aber auch den Gedanken über Politik und Welt, wenn sie – diesmal im Rezitativ – fragt, warum Millionen für Waffen ausgegeben werden, aber nichts für die Kunst oder für arme Leute. Davon wie sie überlegt, ob nur die Kapitalisten für den Krieg sind oder auch die kleinen Leute. Und auch von den Gedanken daran, nach dem Krieg einen Roman "Das Hinterhaus" herauszugeben und alle würden denken, dies sein ein Kriminalroman.
Die Musik war keine leichte Kost, mit vielen Dissonanzen und schrillen Tönen, mit denen die Schrecken der Zeit im Versteck deutlich wurden, wenn jedes Geräusch Gefahr bedeuten konnte ("Man hörte Schritte. Und das Klopfen von sieben Herzen"). Aber auch mit Swing, wenn Anne Frank tanzte, und mit ruhigeren, zarten Tönen, wenn das junge Mädchen von ihren Frühlingsgefühlen sang.
Eine gelungene Aufführung, genau passend zum Holocaust-Gedenktag, die auch zeigt, dass das Thema lebendig bleiben kann – und muss. Eine kleine Anregung: angesichts der Bedeutung des Textes hätte ich mir Übertitel gewünscht.
Von der Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen-Anhalt gab es Unterstützung, auch in Form von kostenlos bereitgestellter Literatur. Unter anderem gab es auch eine Sonderausgabe von Anne Franks Tagebuch als Graphic Novel.
Fotos 1 bis 5: Landeszentrale für Politische Bildung/Martin Hanusch (von der Aufführung einen Tag zuvor im "Speicher K" der Uni Magdeburg)
Großer Applaus nach der Aufführung im Schönebecker Tolbergsaal |
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