Samstag, 11. Juni 2016

Wanderkino – Stummfilm in Pechau

Schon zum siebten Mal kam das Wanderkino nach Pechau, um Stummfilme mit Livebegleitung aufzuführen.
Tobias Rank – Piano
Gunthard Stephan  – Geige
Die beiden Musiker touren in Ihrem Feuerwehr-Oldtimer (einem 50 Jahre alten Magirus Deutz mit 10 Liter Hubraum und 150 PS) in jedem Sommer quer durch Deutschland, in diesem Jahr stehen auch Schweden und Weißrußland auf dem Tourplan.


Die Filme zeigen sie nach alter Landfiilmtradition open Air. In Pechau mußte in den vergangenen Jahren aber auch schon einigemal auf eine Scheune des Landwirts ausgweichen werde – der Landregen machte dem Landkino einen Strich durch die Rechnung. Aber in diesem Jahr war alles perfekt, es hatte schon fast zwei Wochen nicht geregnet, die Wiese war trocken und wurde sogar extra für die Kinovorführung gemäht. Das Wetter war warm, so daß keiner frieren mußte (ok, eine Decke gegen die Abendkühle ist immer eine gute Empfehlung) und es gab keine Mücken. So konnte also das Feuerwehrauto, der "Laster der Nacht", im Umflutkanal stehen und die Besucher auf den Bierbänken oder im Rang – auf dem Deich sitzend – Platz nehmen. Für die Lichtstimmung sorgten zahlreiche auf der Wiese stehende Kerzen und ein paar Feuerkörbe.

Bei der Begrüßung freute sich Carsten Kriegenburg, der die Veranstaltung von Beginn an organisiert, über das große Interesse der Besucher. Es kamen so viele wie noch nie, um sich die Stummfilme live begleitet anzusehen. Und er hatte auch eine Anekdote vom ersten Kinoabend parat. Da rief ihn nach der Ankündigung in der Presse jemand an: "ich habe früher auch schon Landfilme in Pechau gezeigt, im Saal und auch im Freien, am Deich". Auf die Frage, wann denn das war, bekam er die Antwort, das müsse so etwa 1953 gewesen sein.

An solche Traditionen wollen auch Tobias Rank und Gunthard Stephan anknüpfen, wenn sie sommers über Land fahren. Die Filme, die sie dabeihaben, sind vor allem Klassiker der Stummfilmzeit, meist mit Darstellung lustiger Episoden. Dieses mal sind es drei Filme: Stan Laurel und Oliver Hardy, die aus dem Knast ausbrechen, Charlie Chaplin als Schneidergeselle und zuletzt Buster Keaton als Sherlock junior, der als Kinovorführer zugleich auch Detektiv werden möchte – und dabei nicht ganz erfolgreich ist. Alle mit einer sehr schönen Situationskomik, die Lacher hatten die Helden stets auf ihrer seite. Gedreht wurden die Filme ohne Audiospur. Die wenigen Dialoge werden als Text eingeblendet und die akustische Untermalung des Films liegt wie früher in den Händen der Kinomusiker. Es ist immer wieder schön zu erleben, wie Tobias Rank am Piano und Gunthard Stephan auf der Geige die Filme begleiten, den Blick immer auf die Leinwand gerichtet und die Stimmung des Filmes aufgreifend, ja sie sogar ab und zu vorausahnend. Eine herrliche Remineszenz an die "gute alte" Stummfilm- (und Landfilm-)zeit.

Warten auf den Film
Begrüßung durch Carsten Kriegenburg
Einstellen des Filmprojektors
Dorfkino im Umflutkanal



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen