Samstag, 24. Juni 2017

Wenzel-Festival

"Wenzel-Festival? Sollte es nicht ein Wenzel-Konzert sein?" Nein, bei Musik von nachmittags um fünf bis nachts um drei hat Wenzels Konzert in Kamp dann doch schon eher etwas von einem Festival. Natürlich eines rund um Wenzel, mit Wenzels Kinderliedern, Wenzel Solo, Wenzel mit Gästen, Gäste solo, Wenzel mit Band und zum Schluß Tanz in die Nacht, ebenfalls mit Wenzel und seiner Band. Und hörte man die Stimmen der Konzertbesucher, als auch die letzte Zugabe gespielt, am Ende des Konzertes der letzte Ton verklungen war, dann hätte es noch endlos so weitergehen können.
Hans-Eckardt Wenzel – p, g, acc, voc
Thommy Krawallo – b, g
Hannes Scheffler – b, g
Conny Ochs –  g
Stefan Dohanetz – dr, perc
Halleyn Ruiz Polo – tr
Lexa Schäfer – b
Tobias Morgenstern – acc
Mascha, Lotte und Theo
und der Hafenverein Kamp 
Wenzel, Thommy Krawallo, Theo, Hannes Scheffler,
Lexa Schäfer und Stefan Dohanetz (von links)

Auf der Fahrt nach Kamp spielte unser Autoradio eine Aufzeichnung der Liederbestenliste, die im Deutschlandfunk an jedem ersten Samstag nachts um zwei vorgestellt wird. Im Juni steht dort Wenzels "Es wird immer alles immer gleicher" auf Platz zwei. So war Wenzel bereits auf der Fahrt zu hören (und wurde laut mitgesungen) – auch dieses Lied aus seiner aktuellen CD "Wenn wir warten" gab es später live.

Am Anfang der Konzerte stand das Kinderprogramm, danach gab es erst einmal – Regen. Um sieben sollte es mit Wenzel Solo weitergehen, ab halb sieben regnete es. Aber, wer auch immer ein Einsehen hatte oder jemanden "ganz oben" kannte, jedenfalls hörte es kurz nach sieben auf, der Himmel wurde immer klarer und dann stand auch schon der Platz vor der Bühne wieder voller Menschen.

Den langen Weg in das kleine Dorf am Ende der Welt fanden vor allem Leute, die Wenzels Musik schon lange kennen, sie lieben, sie brauchen. Und sie bekamen hier in der Abgeschiedenheit sehr viel davon. Ob Wenzel Solo oder mit seiner Band, ob alte Lieder oder neue CD, Melancholie oder unbändiger Frohsinn, von jedem etwas und doch nicht genug. Nur drei Tage nach dem längsten Tag des Jahres ging die Sonne erst spät unter, und in der im Norden üblichen scheinbar endlosen Dämmerung – das Himmelsblau ging allmählich in einen silbrigen Farbton über – ging die Musik noch ewig weiter.

Als ich Wenzel sagte, wie schön ich es fände, daß er die Konzerte hier oben macht, antwortete er in seiner herzlichen Art, alles auf den Punkt zu bringen, "man muß ja all dem schrecklichen in der Welt etwas gutes entgegensetzen".  Ja, muß man wohl. Und genau das ist es, was er immer wieder mit seiner Musik leistet. Manchmal mit leisen Liedern, machmal mit kräftigen Worten. Mal melancholisch, mal verträumt. 

Im letzten der Konzerte stand die fröhliche Musik im Mittelpunkt, Lieder zum laut mitsingen und mittanzen. Der "König von Honolulu" und ähnliche. Getanzt wurde dann zwar eher weniger, zu sehr wollten die meisten Musik und Texte genießen. Bei solchen Gelegenheiten fällt mir immer wieder Wenzels Bonmot über Tanzmusik ein, der irgendwann mal sagte: "Wenn jemand tanzt, ist es Tanzmusik. Wenn nicht, dann ist es einfach nur so Musik". Ach ja, von solcher "einfach-nur-so"-Musik könnte es mehr geben. Schließlich gab es auch im nächtlichen Konzert nicht nur die "Sibirische Liebe", sondern auch nachdenkliche Lieder. Bei den fröhlichen stand auch Theo wieder mit auf der Bühne und sang den Refrain der "Zeit der Irren und Idioten" so begeistert mit, wie es wohl nur ein sechsjähriger kann, der instinktiv merkt, wie verrückt das alles ist. 

Ein toller Abend, nach dem es noch Tage später im Kopf von Ohrwürmern nur so wimmelt, die immer mal wieder ihren Kopf heben und sagen, "Hör mal, mich gibt's auch noch". Und dann hat man plötzlich wieder Melodien wie die "Zeit der Irren und Idioten", "Schöner Lügen" oder den Refrain des Kamper Trinkliedes im Ohr und wird sie nicht los, mag sie auch nicht loswerden.
Und wenn wir uns verloren gehen
und wenn wir uns wieder entfernen
Dann bleibt vielleicht das Bild bestehen,
wie wir hier am Hafen steh'n
Unter all den Sternen
hier im kühlen Abendwind
Froh das wir am Leben sind,
froh das wir am Leben sind.
                             (Wenzel, Kamper Trinklied)

Tobias Morgenstern und Wenzel
Conny Ochs

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