Matthias Mück – Orgel
Warnfried Altmann – Saxophon
Wilfried Staufenbiel – Cello, Gesang
Matthias Mück, Warnfried Altmann, Wilfried Staufenbiel (von links nach rechts) |
Das Konzert bezeichneten die drei Musiker als Improvisationskonzert, und so wurde die Musik, auch wenn sicher vieles in Noten aufgeschrieben war, sehr frei gespielt, mit viel Gefühl für den Klang des Raumes.
Es begann mit einer Choralinterpretation über "Komm Herr Jesu, führ' die Welt zum Ende". Zur Kirchenmusik an der Orgel deklamierte Wilfried Staufenbiel den Text in einer Art Sprechgesang, wozu Warnfried Altmanns klagendes Saxophon einen starken Kontrast bildete. Dann kommt Altmann von der Empore herunter, durchschreitet den Kirchenraum langsam bis zum Altarbereich und füllt das große Kirchenschiff beim Gehen mit Tönen. Mit Tönen, die sich als deutlich wahrnehmbares Echo an den Wänden der Kathedrale brechen und reflektieren und sich im Nachhall mit den nächsten Klängen überlagern
Als dann auch Staufenbiel wieder unten ist, gibt er ein Solo für Cello und Gesang. Das Lux aeterna mit lauter, deutlicher und ausdrucksstarker Stimme singend, zunächst ohne Begleitung, bis er dann sein Cello einsetzte. Und plötzlich ging das Requiem in dadaistischen Gesang über, mit einem Text von Hans Arp. Eine interessante Wendung der Musik und bei aller Ernsthaftigkeit doch mit Spaß an dem scheinbaren Nonsens von Worten, deren Silben von ihrer Bedeutung entkoppelt werden.Dann wieder Altmann auf seinem Sopransaxophon. Als wolle er den Raumklang ausloten, richtet er das Instrument in alle vier Himmelsrichtungen, antwortet auf das Echo, fügt neue Töne hinzu.
In einem Orgel-Solo läßt Mathias Mück die Orgel zunächst in der Art der mächtig französischen Orgeln des 19. Jahrhunderts klingen, bevor er dann im zweiten Satz zu meditativen Klängen wechselt, bis er die Orgel am Ende wieder laut losjubeln läßt.
Das letzte Stück auf dem Programm, eine Improvisation von Altmann und Staufenbiel über Da pacem Domine (verleih' uns Frieden gnädiglich), paßte nur zu gut in eine Zeit, in der Kriege wieder an der Tagesordnung sind. Die über 1000 Jahre alte Melodie spielten sich beide in Fragmenten gegenseitig zu, mit Tonleitern und Akkorden jonglierend wurde das Stück zunehmend jazziger und setzte den Abschluß eines interessanten Abends, der alte Kirchechoräle mit neuer Musik und Improvisation verband. Die Toleranz im Titel des Konzerts konnten man nicht nur als allgemeine Forderung an die Welt "da draußen" verstehen, sie wurde auch musikalisch eingefordert und fand in der Verbindung ganz unterschiedlicher Stile auch tatsächlich statt.
Die Interaktion zwischen den Musikern erforderte, daß Altmann und Staufenbiel bei den gemeinsamen Orgelstücken auf den verglasten Balkons der Orgel standen (übrigens ein interessantes Detail der 2005 gebauten Orgel). Für die Konzertbesucher war diese Anordnung allerdings etwas ungewöhnlich, hatten sie doch die Musik und die Musiker in ihrem Rücken. Von einigen war nach dem Konzert dann auch "wir hätten uns am liebsten herumgedreht" zu hören. "Hättet ihr doch machen können", war von Wilfried Staufenbiel belustigt zu hören, der sich zur Demonstration gleich rückwärts gewandt auf die Bank setzte, die Füße durch die Lehne hindurch gesteckt. Das heben wir uns dann für das nächste Konzert auf...
Organist Matthias Mück eröffnet das Konzert. Danach, an der Orgel sitzend, ist er das ganze Konzert über nicht mehr zu sehen. |
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