Mittwoch, 31. Oktober 2018

Benschu, Barth und Intrau

Am Reformationstag war in der Glinder St.-Matthäus-Kirche ein Konzert in einer ungewöhnlichen Besetzung zu hören: Musik für Akkordeon, Saxophon und Gitarre. Die so verschiedenen Instrumente passten sehr harmonisch zusammen und füllten die Glinder Kirche mit vielstimmiger Musik.
Ralf Benschu (sax)
Melanie Barth (acc)
Karsten Intrau (git)

Matthias Porzelle, der Barbys Pfarrer Björn Teichert vertrat, begrüßte die Konzertbesucher mit einem Zitat von Martin Luther: "Die Regiererin aller Bewegung des menschlichen Herzens ist die Musica". Viel mehr als ein solches Bonmot brauchte es gar nicht vor dem Konzert. Den Besuchern waren die Musiker wohlbekannt, Ralf Benschu ohnehin, aber auch Melanie Barth und Karsten Intrau waren bereits in Glinde zu Gast. In dieser Besetzung vor vier Jahren, und auch Benschu und Intrau spielten hier bereits gemeinsam im Duo.

Die Musik des Trios bewegte sich irgendwo zwischen französischer Musette, irischen und spanischen Klängen, Tango und Klezmer. "Ein Stückchen Weltmusik", wie Karsten Intrau sagte. Am Beginn stand nach französischen Klängen ein Tango von Piazolla, von Melanie Barth sehr ausdrucksstark auf ihrem großen Knopfakkordeon gespielt, in den Höhen von Ralf Benschu am Saxophon unterstützt und vom Rhythmus der Gitarrenakkorde von Karsten Intrau begleitet. Danach irische Klänge aus "Riverdance", mit Saxophon und Gitarre als Melodieinstrumente, die diesmal vom Akkordeon begleitet wurden. Und Klezmer-Melodien, bei denen sich Benschu und Barth gegenseitig einfache Melodien zuspielten und sich dabei immer weiter in die Musik hinein steigerten.

Melanie Barth erklärte, dass es für die Besetzung des Trios keine fertige Noten-Literatur gebe. "Man kann nicht wie bei anderen Besetzungen einfach in die Bibliothek gehen und sich etwas mitnehmen", sagte sie, "deshalb ist bei uns sehr viel Improvisation dabei". So wie es auch bei ihrer Adaption einiger Stücke aus der Filmmusik zu der "fabelhaften Welt der Amelie" war, bei der ihr Akkordeon von Gitarre und Saxophon begleitet wurde. Noch stärker im Mittelpunkt stand das Akkordeon bei einem Tango des Franzosen Richard Galliano, einem französischen Akkordeonisten, der die Spielweise in der französischen Musik erneuerte und, wie Melanie Barth sagte, auch ihr Spiel deutlich geprägt hat.

Für mich war vor allem erstaunlich, wie gut die Klänge von Saxophon und Akkordeon miteinander harmonierten. Zum Teil klangen die beiden so unterschiedlichen Instrumente wie unisono, wie in einem Gleichklang gespielt. Die Gitarre übernahm in vielen Stücken eher den Rhythmus-Part. Karsten Intrau konnte sein Instrument dann aber bei südamerikanischen Klängen aus den Anden zur Geltung bringen. Da perlten die Töne nur so aus seiner Gitarre. Erst am Ende kamen Saxophon und Akkordeon hinzu, spielten und improvisierten alle drei Musiker frei und kräftig drauflos. Ein großartiges Trio!

Am Ende des Konzertes ging es nochmal zurück nach Frankreich. Diesmal aber mit französischem Swing, Liedern wie c'est si bon. Man konnte die Augen schließen und sich an alte französische Filme erinnern. Ein wunderbarer Abschluss.

Bei der Verabschiedung der Musiker sagte Matthias Porzelle "ihr habt uns Musik aus der fabelhaften Welt der Amelie gespielt, für mich klang das so wie die 'fabelhafte Welt der Melanie'". Den Konzertbesuchern gab er einen Text des Reformaters Luther mit auf den Heimweg: "Verleih uns Frieden gnädiglich,/ Herr Gott, zu unsern Zeiten./ Es ist doch ja kein andrer nicht,/ der für uns könnte streiten".
 

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