Rolf Winkler (rechts) bei der Eröffnung der Ausstellung |
Rolf Winkler ist Physiker und hat lange Zeit in der geologischen Forschung gearbeitet. Fotografiert hat er schon seit seiner Jugend. Dabei interessierten ihn immer auch ungewohnte Blickwinkel und fotografische Experimente, aber auch Aufnahmen in der Natur.
Seine Sphärographien sind Fotos, die über die Reflexion an einer Kugel entstehen und einen ganz anderen Blick auf die Wirklichkeit geben. Während der Eröffnung der Ausstellung sagte er dazu:
Man hat sich über all die Jahre an die fotografische Abbildung gewöhnt und ist davon überzeugt, daß auf Fotos die Wirklichkeit 1 zu 1 abgebildet wird. Daß das nicht so ist, sieht man bereits bei Aufnahmen mit extremen Weitwinkeln, bei denen beispielsweise die Gesichter an den Rändern verzerrt dargestellt werden. Bei den Sphärographien ist das bis ins extreme getrieben. Im Foto sieht man (mit Ausnahme des Bereiches hinter der Kugel) den kompletten Raum abgebildet. Dies aber in einer zu den Rändern hin zunehmenden Verzerrung. Dabei entsteht das Bild bis zur digitalen Aufnahme vollkommen analog und an einem Stück, ohne es wie heute möglich, nachträglich aus einer Zahl von Einzelbildern am Computer zusammenzusetzen.Daß die Aufnahme derartiger Fotos doch nicht so ganz einfach ist, merkte man bei Gesprächen mit Besuchern der Ausstellung. Vor allem spielt der Aufnahmestandpunkt eine entscheidende Rolle, weil bereits dadurch die Wirkung des fertigen Fotos festgelegt wird und nicht mehr zu ändern ist. Aber auch die Entfernung der Kamera, die Wahl der Brennweite, der Blende und des Schärfepunktes wollen bereits vorab bedacht sein.
Rolf Winklers großformatige Stilleben zeigen in Nahaufnahme Details aus der Natur. Oft sind es Blüten, die er für die Fotos arrangiert, mitunter auch aus der gewohnten Umgebung herauslöst. Den Fotos stellt er Haikus zur Seite, kurze dreizeilige Gedichte nach einem japanischen Versmaß. Dadurch gibt er dem Betrachter zu dem, was ansonsten "einfach nur" eine Detailsansicht der Natur wäre, seine Sicht auf das Foto mit. Mitunter ist das auch eine mit einem leisen Humor, wenn er etwa neben einem Foto von Disteln mit dem weißen Flaum ihrer Fruchtstände schreibt
ein bett zum träumen
es kratzt und sticht sticht und kratzt
distelflaum lädt ein.
Die Ausstellung ist noch bis zum September im Gemeindezentrum St. Jakobi in Schönebeck zu sehen. Das Gemeindezentrum ist Mittwoch und Freitag von 9 bis 12 Uhr, Donnerstag von 16 bis 19 Uhr sowie nach telefonischer Absprache (Tel.03928/404887) geöffnet.
Eine Auswahl von Fotos und Texten von Rolf Winkler ist 2010 unter dem Titel Was Du nicht siehst im Dorise-Verlag erschienen.
Wer wollte, konnte auf einer während der Vernissage aufgenommenen Sphärographie erscheinen und dabei gleich deren Entstehung mitverfolgen.
Aufstellung im Treppenhaus zur Aufnahme |
Das fertige Foto, bei dem die einzige Nachbearbeitung im Herausschneiden der Kugel aus dem ansonsten störenden Hintergrund besteht: