Samstag, 31. August 2019

Pretziener Musiksommer: Sofja Gülbadamova

Die Pianistin Sofja Gülbadamova gehört schon seit Jahren zum festen Programmbestandteil des Pretziener Musiksommers. Diesmal hatte sie Musik im Programm, die sie im engeren oder weiteren Sinn unter das Thema "Wald" stellte.


Vor Beginn ihres Klavierabends spricht Sofja Gülbadamova über das Thema des heutigen Programms und über die Komponisten. Spricht über Robert Schumann, der während der Komposition seiner Oper Genoveva Bilder und Stiche zum Thema Wald an den Wänden hatte, die ihm vielleicht auch bildliche Inspiration zu den späteren Waldszenen waren. Aus diesen Waldszenen hebt sie eine besonders hervor, den Vogel als Prophet. "Es ist eine ganz besondere Musik", sagt sie, "der Welt würde etwas fehlen". Auch über Josef Suk spricht sie, den Schwiegersohn Antonín Dvořáks, der seinen bekanntesten Kompositionen erst schuf, nachdem er kurz nacheinander seine Frau und den von ihm verehrten Schwiegervater verlor. Die von ihm zu hörenden Stücke, ein Liebeslied und weitere romantische Kompositionen, stammten aus einer früheren Schaffensperiode, waren fröhlicher Natur.

Als sie ihren Klavierabend beginnt, setzt sich Sofja Gülbadamova konzentriert an den Flügel, wartet auf die völlige Stille in der Kirche, darauf dass auch das letzte Rascheln der Programmzettel verstummt. Dann beginnt sie mit Josef Suks Liebeslied, mit leisen Tönen im tiefen Bass. Leise schmachtende Töne, die bald wilder, exstatischer Freude Platz machen.

Bücher und Gespräche

Maria und Rüdiger Meussling setzten sich vor Beginn des Musiksommer-Konzertes in den Schatten eines Baumes im Pretziener Kirchgarten. Mitgebracht hatte sie ihre mit "ihren" Kirchen in Pretzien und Plötzky verbundenen Bücher.

Maria und Rüdiger Meussling (rechts) sitzen mit ihren
Büchern im Schatten eines Baumes. Immer wieder
setzen sich Freunde und Bekannte zu ihnen.

Schon vor vielen Jahren begann Maria Meussling damit, die Geschichte der Pretziener Kirche St: Thomas und die Restaurierung der Kirche und der darin gefundenen mittelalterlichen Wandgemälde aufzuschreiben (Der verlorene Christus von Pretzien). Es folgten Bücher über die Kirche St. Maria Magdalena in Plötzky, Geschichten im Umfeld der Kirche und ihres Heimatdorfes Plötzky und über ihre Arbeit als Restauratorin. Bücher wie Wenn Steine predigen (das ihr neuestes ist), Kirchturmgeschichten oder Der Sommer mit Hirsch Heinrich und andere Geschichten.  "Ich schreibe und Rüdiger macht die Handwerksarbeit" sagt sie und meint damit ihr Buch Das zerschnittene Gemälde, das ihr Mann, der vor seiner Ausbildung als Pfarrer eine Buchbinderlehre absolvierte, Exemplar für Exemplar in Handarbeit gebunden hat.

Sonntag, 25. August 2019

Ganz unten

Der Brunnen ist fast trocken, also ab nach ganz unten und schauen, ob man da noch was machen kann.


Die Elbe hat schon seit Wochen historische Tiefststände, auch das Grundwasser hier im Urstromtal der Elbe steht so tief wie noch nie. Heute waren es 3,42 Meter unter dem Brunnendeckel oder nach absolutem Maß: bei 44,60 m über NN. Oder, für die Bewässerung des Gartens viel wichtiger: Nur noch zwanzig Zentimeter Wasser stehen im Brunnen. Weil der Saugschlauch auch noch ein paar Zentimeter unter Wasser hängen muss (etwa 15 Zentimeter sinkt der Wasserstand bei einer Entnahme von 1200 l/h), ist das zu wenig, um länger als ein paar Minuten zu gießen. Und Woche für Woche geht der Wasserspiegel um weitere zwei bis drei Zentimeter zurück. Der bisher höchste Grundwasserstand war im Januar 2011, da stand es 1,415 m unter dem Rand bzw. bei 46,605 m über NN.

Also die Leiter rein und versuchen, im Brunnen noch etwas tiefer zu kommen. Eine Tauchpumpe saugt den Brunnen noch weiter leer, bis nur noch die letzten fünf Zentimeter Wasser drin bleiben. Selbstverständlich geht es nicht runter, ohne dass oben eine Sicherungsperson ist. Bei 32 Grad draußen ist es unten angenehm kühl.

Mittwoch, 21. August 2019

Fensterkreuze

Bei einem Workshop in Berlin sah ich diese verblüffende optische Erscheinung. Im strengen geometrischen Muster der Fassade des Innenhofes des VKU-Forums spiegelte sich in den Fenstern die eben so gestaltete gegenüber liegende Fassade. In den Fenstern waren aus dem richtigen Blickwinkel weiße Kreuze zu sehen.


Samstag, 10. August 2019

Konzert für Trompete und Orgel

Joachim Schäfer (Trompete) und Alina Kushniarova (Orgel) spielten heute in der Pretziener St.-Thomas-Kirche. Der Dresdener Trompeter Joachim Schäfer war schon oft und in unterschiedlichen Besetzungen Gast des des Pretziener Musiksommers. Diesmal kam er in Begleitung der in Weißrussland geborenen und in Bremen lebenden Organistin Alina Kushniarova. Das Konzert, das letzte am Ende einer dreiwöchigen Tournee, hatte er den beiden Instrumenten entsprechend unter den Titel "Das Instrument der Könige und die Königin der Instrumente" gestellt.


Die Kirche war diesmal bis zum allerletzten Platz gefüllt, Besucher saßen auch auf der Treppe zum Turm und im Bereich hinter der Orgel, neben dem heiligen Grab. Aufgeheizt von der sommerlichen Hitze war es auch in der Kirche angenehm warm. Noch bis zum Beginn des Konzertes summte die Kirche wie ein Bienenschwarm von Gesprächen der Konzertbesucher. Als aber die zum Konzert läutende Glocke allmählich verklang und Pfarrer Michael Seils zur Begrüßung nach vorn trat, wurde es plötzlich ruhig.

Das Programm begann mit barocker Orgelmusik von Guiseppe Romanino, über den außer dem Namen nichts bekannt ist. Einfache und klare Orgelmelodien sind zu hören, über den hoch Joachim Schäfers Trompete, mit beeindruckenden signalartigen Tönen. Der zweite, langsamere Satz hat dann Liedcharakter. In einer A-Dur-Sonate von Arcangelo Corelli wechselten sich Trompete und Orgel gleichberechtigt und abwechselnd in der Melodieführung ab, wobei die Orgel mehr Raum erhielt, die Melodien auszuschmücken.

Donnerstag, 8. August 2019

Ausstellung "Gräser und mehr"

Gräser in unterschiedlichen künstlerischen Formen sind in einer Ausstellung in der Galerie Süd der Feuerwache Magdeburg zu sehen. Anne Facius, Andrea Markus und Rolf Winkler haben sich auf unterschiedliche Art den Gräsern gewidmet.

Nadja Gröschner, Anne Facius, Karin Tietz,
Rolf Winkler und Andrea Markus (von links).

Nadja Gröschner vom Magdeburger Kulturzentrum Feuerwache übergab nach einer kurzen Begrüßung die Moderation an Karin Tietz, die die drei Künstler interviewte und zu ihren künstlerischen Ansätzen befragte. Alle trugen dabei Mützen bzw. Kappen aus Gräsern, die auf den ersten Blick wie Pelz aussahen.

"Wir haben hier drei Künstlerinnen und Künstler, die sich mit Natur beschäftigen", stellte Karin Tietz zu Beginn fest und fragte in die Runde "Wie habt Ihr Euch denn kennengelernt?" Aus den Antworten war indirekt auch die Bedeutung von Ausstellungen herauszuhören, die eben nicht nur den Besuchern Kunst zeigen, sondern auch Künstler miteinander in Kontakt bringen. Denn letztlich hatten alle Antworten etwas mit Ausstellungen zu tun, die man besuchte und neues fand – was zugleich zeigt, dass die Kunst- und Kulturszene in Sachsen-Anhalt dann doch nicht so klein ist, dass jeder schon jeden kennt.

Die Textilgestalterin und Weberin Anne Facius wurde danach gefragt, wie sie zu ihren Ideen kam, Gräser zu verwenden. "Immer wenn ich sah, wie sich Gräser sanft im Wind wiegten, dachte ich 'da muss man doch etwas daraus machen können'". Zunächst waren es gewebte Stoffe. In der Galerie hängen einige Wandteppiche aus Gräsern, die zeigen, wie unterschiedlich sowohl das Material, die Grashalme und Rispen sein können als auch die daraus entstehenden Strukturen. Das macht Lust darauf, diese auch anzufassen. Anne Facius bittet aber darum, das nicht zu tun, jedenfalls nicht gegen den Strich zu streifen, weil sonst die Halme brechen können. "Die Mäntel aus Gräsern wollte erst keiner tragen, weil sie zu fest waren", erklärt sie, "da kam ich dann auf die Idee, Kappen und Kragen aus Gräsern zu fertigen". Durchbruch für die Gras-Kunst war dann die BUGA 2015 in Premnitz, als sie gemeinsam mit anderen in ihren künstlerisch gestalteten Gras-Kappen über das BUGA-Gelände flanierte. Bald kam das Interesse der Mode-Branche (sicher auch unter dem Blick auf die Diskussion über Pelze und Pelztierhaltung), es folgten Auftritte auf dem Laufsteg. Mit ihrer Bemerkung "... wo sonst nur die jungen und schlanken auftreten – und so jung und schlank sind wir alle nicht mehr" hatte Anne Facius die Lacher des Publikums auf ihrer Seite.