Sonntag, 31. Oktober 2021

Benschu, Hochreither und Goldhardt

Ralf Benschu kam zum Reformationskonzert nach Glinde. Wie schon sehr oft (zum wievielten Mal eigentlich?) gab er dem Reformationsabend eine musikalischen Ausklang. Benschu kommt beinahe jedes mal in wechselnder Besetzung, diesmal mit zwei Begleitern auf Cello und Klavier. 

Ralf Benschu – Saxophon
Michael Hochreither – Violoncello
Jens Goldhardt – Klavier

Das Konzert stand ganz im Zeichen von Astor Piazolla. "Wir haben seinen hundertsten Geburtstag (Anm.: am  11. März 1921) zum Anlass genommen, ein Konzert mit seinen Stücken zu gestalten", erklärte Jens Goldhardt den Besuchern. "Als Verbindung zwischen den Stücken, auch von anderen Kompositionen, haben wir Sätze aus seinem Jahreszeiten-Zyklus genutzt". Passend zum Reformations-Jubiläum brachte er auch ein Luther-Zitat an: "Musica ist das beste Labsal – und auch für ist es ein Labsal, hier zu sein". 

Das Konzert begann mit Close your eyes and listen, einem ungewohnt leisem und lyrischen Stück von Piazolla. Die Jahreszeiten, erst der Frühling, später dann der Sommer, Herbst und Winter, klangen dann schon mehr nach dem, was man vom großen argentinischen Komponisten kennt. Tangos, aus denen man zuweilen auch Zitate von Vivaldi heraushören konnte (oder täuschte mich mein Ohr, weil Vivaldi gedanklich so naheliegt, wenn man an musikalische Jahreszeiten denkt?). Also Tangos, wie nicht anders zu erwarten – und doch etwas weniger tänzerisch, eher lyrisch und verspielt. Spätestens beim Winter, dem ruhigsten Stück des Zyklus, kam mir der Gedanke daran, dass ja in Argentinien, auf der Südhalbkugel, die Jahreszeiten andere sind als bei uns: dort beginnt gerade der Frühling, während in der Glinder Kirche der von Helmut Fabian angeheizte Ofen etwas Wärme spendete.

Samstag, 30. Oktober 2021

Sinuston-Festival: Sound Diffusion

Das Switch~ Ensemble mit seiner kammermusikalischen Besetzung führte Werke der Neuen Musik auf. Den vorwiegend akustischen Klänge konventioneller Konzertinstrumente gaben sie mit Video- und Toneinspielungen eine ungewohnte Umgebung.

Zach Sheets – Flöten
Rocio Bolaños – Klarinetten
Lauren Cauley – Violine
T. J. Borden – Violincello
Ami Garapic – Schlagzeug
Wei-Han Wu – Klavier
Jason Thorpe Buchanan – Leitung, Elektronik

Am Sonnabend wechselte das Sinsuton-Festival in den Magdeburger Moritzhof, in die große Konzertscheune. Dort gab es genügend Platz für das Ensemble und ein großes Setting an Elektronik und Videotechnik. Diese kam auch gleich beim ersten Stück, Smart Alienation von Igor C. Silva zum Einsatz. Mit einer Warnung vorab: es werde sehr Laut und es gebe schnelle Lichtwechsel. Die Lautstärke war dann aber unproblematisch, und die Lichtwechsel erwiesen sich als tatsächlich schnelle Einblendungen von Texten oder Screenshots. Zum Staccato von Tönen flackerten die Screens in harten Schwarzweiß-Kontrasten und teils nur für Sekundenbruchteile auf. Dem Ensemble kam die Aufgabe zu, damit in Dialog zu treten, in Interaktion mit der Elektronik kreativ etwas neues zu schaffen. Ein durchaus interessantes Stück, das mit seiner scheinbaren Unbestimmtheit aber sehr viel Kraft ausstrahlte. 

Freitag, 29. Oktober 2021

Sinuston-Festival: sync_ed

Letzter Act der langen Nacht war das Projekt Sync_ed von 8 Musikern, die ihre Synthesizer mittem im Salon des Gesellschaftshauses aufgebaut hatten. Um einen quadratischen Tisch stehend spielten sie sich gegenseitig ihre Sounds zu. 

Lorenz Kraach von MODEM 39
CV369
DJ Tork von MODEM 39
Nasca
Slaughter House Point
Microfunque
Florian von charmin rec.
Heli.B (vocals)

Irgendwie war die "Lange Nacht des Synthesizers" wohl nicht nur lang und musikalisch sehr interessant, sondern erforderte auch Konzentration auf die vielfältigen Klänge und war deshalb auch ein wenig anstrengend – so war dann das letzte Projekt des Abends auch eine willkommene Möglichkeit herunterzukommen. Viele setzten sich auf die Kissen, die an den Wänden entlang lagen, andere standen draußen im Foyer, hörten durch die offenen Türen zu oder unterhielten sich. Eine recht entspannte und lässige Atmosphäre, ein ruhiger Ausklang eines langen Abends.

Sinuston-Festival: Hybrid Core

Core, das Ensemble für experimentelle Netzwerkmusikperformance, vollzieht musikalisch das, was in Zeiten der Corona-Pandemie viele kennen: Videokonferenzen. Nur dass hier alle sechs Musiker das tun, was auf üblichen Videokonferenzen verpönt ist: sich gleichzeitig "zu Wort" zu melden. 

Constantin Basica – Piano, Synth
Chris Chafe – Celletto, Stegosaurus
Henrik von Coler – Hypermodular Synth
Fernando Lopez Lescano – modular Synth, El Dinosaurio
Juan Parra – Guitar, Modular Synth
Klaus Scheuermann – Modular Synth

Zur Hybrid-Veranstaltung "Hybrid Core" wurde es durch die Anwesenheit echter Menschen in der Zoom-Konferenz, eines der Musiker und vieler Zuschauer. Henrik von Coler hatte sein Equipment im Schinkelsaal aufgebaut, dazu eine große Leinwand, auf der teils seine Kollegen im Split Screen zugeschaltet waren, teils Kommentare zu den Geräuschen zu lesen waren, Bezeichnungen wie "groans", "buzzing", "guitar like music", "gasps", "whistles" oder "purring". Die Zuschauer wurden so in den Entstehungsprozess der Musik mitgenommen. Aber auch hier sind die Grenzen fließend, ist es Musik, ist es Geräusch? Lässt man die Klänge auf sich wirken, dann kann man sich durchaus auch Geschichten vorstellen, wenn es akustisch tönt und man dazu liest "shrieking", "coaching", "chimes", "rumbling", "roaring" oder "phaser firing". Und dies alles im Quadrosound der im Raum vreteilten Lautsprecher. 

Sinuston-Festival: Richard Scott

Extreme Elektronische Klänge, von musikalischen Konventionen so weit wie nur möglich entfernt, gab es von Richard Scott zu hören.

Der in Berlin  lebende Improvisationskünstler saß mit seinem Musikkoffer, in dem er seinen Synthesizer installiert hatte und einige weiteren Geräten mitten im Gartensaal des Magdeburger Gesellschaftshauses. Mit schnellen Bewegungen bediente er seine Technik, mischte experimentelle Klänge aus den Synthesizern mit Wortfetzen aus einem daneben stehenden Koferradio. Dann wieder kurze Töne, die in vielfältiger Folge aufploppen wie an die Oberfläche eines Sees steigende Blasen, mal metallisch scharf, mal wie angeschlagene Saiten eines analogen Instruments klingend. 

Sinuston-Festival: Dunkelwellen

Kai Niggemann & Conni Trieder mit ihrem Programm Dunkelwellen. 

Im dunklen Bühnenkostüm mit glitzernden Punkten stehen Kai Niggemann und Conni Trieder auf der Bühne, Kai Niggemann an den Synthesizern und Conni Trieder mit ihrer Querflöte an den Loop- und Effektgeräten. Und wirken damit wie zwei Zauberer aus dem Auenland. Und irgendwie ist es auch wie zaubern, was sie mit den so unterschiedlichen Instrumenten und Geräten anstellen. Töne, Klänge, Stimmungen. Mal dominieren die trotz des Metalls warmen, harmonischen Töne der Flöte, mal die sphärischen Klangwellen der Synthesizer. 

Sinuston-Festival: Slaughter House Point

Tag 2 des Sinuston-Festivals, der Magdeburger Tage der Elektroakustischen Musik, überschrieben mit "Lange Nacht des Synthesizers". An diesem Tag spielte sich alles im Gesellschaftshaus ab. Sinuston-Veranstalter Carsten Geerth ist zugleich Leiter des Gesellschaftshauses. Der klassizistische Schinkelbau ist normalerweise ein Haus, in dem man klassische Musik hört. Mit dem Siuston-Festival und vor allem  mit dem heutigen Abend hat Carsten Geerth neueste und durchaus experimentelle Musik in die altehrwürdige Spielstätte geholt.

Das große offene Foyer war schon vor dem Beginn der Konzerte mit sphärischen Klängen erfüllt. In einer Raumecke nahe der Bar saßen die beiden Musiker von Slaughter House Point und gaben schon mal einen Vorgeschmack auf den Abend.

Donnerstag, 28. Oktober 2021

Sinuston-Festival: Trioglyzerin – Die Abenteuer des Prinzen Achmed

Stummfilm neu interpretiert: Trioglyzerin fügt dem 95 Jahre alten Film "Die Abenteuer des Prinzen Achmed" eine neue Begleitmusik hinzu, mit akustischen und elektronischen Instrumenten.

Ulrich van der Schoor – Synthesizer, Klavier
Kristoff Becker – Violoncello
Tobias Becker – Oboe

Carsten Geerth, Leiter des Gesellschaftshauses Magdeburg, eröffnete die Magdeburger Tage der Elektroakustischen Musik, wie das "Sinuston"-Festival mit vollständigem Titel lautet. Zum 11. Mal finden die Konzerte der (überwiegend) elektronischen Musik nun schon statt. Seit 2008, zunächst alle zwei Jahre, ab 2012 jährlich – nur im vergangenen Jahr nicht, wie so vieles in der Pandemiezeit. "Ich freue mich sehr, dass die Konzerte wieder live stattfinden können", sagte Carsten Geerth dem Publikum. Dieses war zahlreich ins Magdeburger Oli-Kino gekommen. 

Am Auftakt des Festivals stand Filmmusik. Wobei dieser Begriff nur eine Kurzfassung darstellt und es auch nicht ganz trifft, denn Film und Musik, jedes davon war schon für sich bemerkenswert. Der Film: ein Stummfilm, ein Trickfilm. Der erste abendfüllende Trickfilm, ein Silhouettenfilm von Lotte Reiniger aus dem Jahr 1926.

In seiner Scherenschnitttechnik (die Silhouetten wurden von Lotte Reiniger tatsächlich als Scherenschnitt gefertigt und dann Bild für Bild animiert) wirkt der Film wie ein balinesisches Schattenspiel (nur dass die Gamelanmusik fehlt). Der Film wirkt wie ein Märchen aus tausendundeiner Nacht, von exotischen Geschichten und Märchen inspiriert. Lotte Reiniger verknüpft Figuren und Legenden aus aller Welt, vor allem aber aus der exotischen Welt zu einer spannenden und zauberhaften Märchengeschichte, mit Liebe, Kampf und Zauberei. Der afrikanische Zauberer (dessen Hände an Nosferatu erinnern), der Arabische Prinz, Aladin und seine Wunderlampe, eine Hexe und der Kaiser von China treffen in ein und derselben Geschichte aufeinander.

Sanfter Ochse

Ein dunkles Bock mit ausgewogenem Geschmack: der "Sanfte Ochse" von der Landsberger Brauerei. 

Der Sanfte Ochse ist ein dunkles Bockbier, mit 6,2 % Alkohol. Im Glas zeigt es sich von tiefdunkler Farbe und mit Crema-farbenem Schaum. Beim Antrunk fällt eine leichte Süße auf, die aber nicht vordergründig wirkt. In Zusammenhang mit den Röstaromen des Malzes spürt die Zunge eine Note von dunkler Schokolade. Die Hopfenaromen sind zurückhaltend, ebsnso ist auch das Bittere des Hopfens nicht stark augeprägt.