Freitag, 29. März 2019

American Rhapsody

Der Leipziger Jazz-Pianist Stephan König war heute als Solist im Konzert der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie zu hören. Für das unter dem Titel "American Rhapsody" stehende Programm hatte er sich von der Entstehungsgeschichte von Bernsteins Rhapsody in Blue inspirieren lassen. Der New Yorker Konzertveranstalter Paul Whitemann hatte 1924 die Idee, den Jazz auf die klassischen Konzertbühnen zu holen und setzte George Gershwin (anfangs gegen dessen Willen) auf die Programmliste. Nach der Veröffentlichung des Programms blieb diesem nichts anderes übrig als zuzusagen und die Rhapsody in Blue zu komponieren. Der Rest ist bekannt, "das Stück hat sich durchgesetzt und auch den Jazz gibt es immer noch in Verbindung mit klassischer Musik", wie König dem Publikum sagte.

Stephan König

Am Beginn stand Liszt's ungarische Rhapsodie, genauer: eine davon (das Programmheft verrät leider nicht, welche). Nach sachtem Beginn vom Orchester kräftig gespielt, mit viel musikalischem Effekt und Schlagzeug-/Blechbetont. Nach diesem Stück wies Dirigent Gerard Oskamp darauf hin, dass "die Salzlandsparkasse nicht nur unser wichtigster Sponsor ist, sondern diesmal sogar ihr Vorstandsvorsitzender Hans-Michael Strube an der Posaune aushilft". Er fügte noch "und er macht das sehr gut" hinzu.

Ernst von Dohnanyis Amerikanische Rhapsodie beginnt mit sanften Streicherklängen, über denen die Klarinette eine Melodie spielt. In den später dann kräftiger werdenden Orchesterklängen, baut sich eine Stimmung wie auf dem Lande auf, kurz bevor ein Gewitter ankündigende Wolken aufziehen. Musik, die eine Geschichte erzählt, Musik, die man sich auch gut als Begleitung eines Films vorstellen kann, in dem Planwagen westwärts ziehen. Im furiosen Mittelteil gibt es dazu die Hornsignale des Postillons.

Sonntag, 24. März 2019

Klaus Doldinger & Passport

Heute spielte Klaus Doldinger mit seiner Band Passport im Magdeburger Opernhaus. Eine wunderbare Erinnerung an die große Zeit des Jazz-Rock, der heute immer noch seine Wirkung entfaltet.
Klaus Doldinger – Saxophon, Flöte
Michael Hornek – Keyboard
Ernst Ströer – Perkussion
Martin Scales – Gitarre
Patrick Scales – E-Bass
Biboul Darouiche – Percussion
Christian Lettner – Schlagzeug

Klaus Doldinger und seine Band Passport habe ich zum ersten mal Anfang der 80er Jahre auf einer Amiga-Jazz-LP (Ataraxia) gehört, die dann bei mir zu Hause rauf und runter lief. Nun war er in Magdeburg bei seiner Tour zum 60(!)jährigen Bühnenjubiläum live zu erleben. Klaus Doldinger greift zum Saxophon und er und seine Band beginnen das Konzert mit Abrakadabra. Eine Zeit lang läßt er seine Band allein spielen, mit groovenden Klängen, die über weite Strecken von Martin Scales an der Gitarre und von Biboul Darouiche an den Percussions bestimmt werden. Als dann Doldinger wieder zum Saxophon greift, mit wenigen Tönen des großen Instruments mit dem Schlagzeuger in einen Dialog tritt, da ist plötzlich die musikalische Stimmung da, die schon von den alten Paßport-Platten vertraut ist.

Doldinger spricht zwischen den Titeln immer wieder über seine Musik, über Musiker, die er noch kennengelernt hat, "Benny Goodman habe ich noch selbst gehört", über die vielen Konzerte im Ausland bereits in jungen Jahren. "Auch im nahen Osten –  es ist so traurig was da passiert". Die Musik ist für ihn das verbindende Element. "Die Zeit geht voran, manches wird wilder, auch die Musik. Aber es geht immer weiter, und das ist gut so." Das könnte gleichsam Fazit einer so langen Bühnenerfahrung sein. Ja, das ist gut so, und mach weiter so!, möchte man dazu sagen.

Ataraxia ist dann gleich der zweite Titel. Synthie-Klänge und Sopransax, später dann E-Gitarre und leise gespieltes Schlagzeug. Anrührend schön. Bei Seven to Four ist Doldinger nur der Stichwortgeber für seine Band, als er nur für kurze Passagen zum Saxophon greift. Beim nächsten Titel dann wieder sphärische Keyboardklänge mit klaren, nur hingehauchten Tönen des Sax, dazu etwas Hall, auch das ist der typische Doldinger-Sound.

Donnerstag, 14. März 2019

Vorsicht, Heimat! Deutscher Karikaturenpreis

Im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus ist gegenwärtig eine Ausstellung von Karikaturen zu sehen, die unter dem Titel "Vorsicht, Heimat!" für den Deutschen Karikaturenpreis 2018 eingereicht wurden. Auf dem Rückweg von einer Veranstaltung blieb bis zur Abfahrt des Zuges noch etwas Zeit, diese interessante Ausstellung anzuschauen. 


Über 200 Zeichner haben im vergangenen Jahr Arbeiten zum vorgegebenen Thema "Vorsicht, Heimat!" eingereicht, 117 schafften es in die Shortlist, 4 wurden in unterschiedlichen Sparten mit dem Karikaturenpreis ausgezeichnet. Eine große Zahl unterschiedlichster Karikaturen, manche aufwendig gemalt oder gezeichnet, andere mit schnellem Strich auf's Papier gebracht. Viele der ausgestellten Karikaturen beschäftigen sich mit den Gefühlen für Heimat, thematisieren unterschiedliche Deutungen des Heimatbegriffes oder greifen aktuelle politische Themen, manche der Arbeiten sind auch einfach nur albern. Aber das ist liegt in der Ansicht des Betrachters. Ebenso wie die Wahl der Preisträger, die bei mir wohl anders ausgefallen wäre.

Montag, 4. März 2019

Käsemilben und Milbenkäse

Heute haben wir den wohl teuersten Käse der Welt gekostet: den Milbenkäse aus Würchwitz. Von diesem legendären Käse haben wir schon hier und da mal gehört oder gelesen, und nun endlich einen freien Tag genutzt, um zur Würchwitzer Käsemanufaktur zu fahren.

Die Kisten mit Milben, in denen der Milbenkäse reift

Würchwitz ist inzwischen zwar ein Ortsteil der Stadt Zeitz, ansonsten aber ein kleines Dorf mit kleinen alten Häusern. In eí nem davon, dem letzten Haus am nordöstlichen Ortsrand, befindet sich die kleine Manufaktur, in der Helmut Pöschel die bereits über 500 Jahre nachweisbare Tradition dieser ungewöhnlichen Käseherstellung fortführt. Feste Öffungszeiten der Manufaktur gibt es nicht. Am besten man fragt vorher, entweder über die Webseite oder telefonisch, oder man macht es wie wir und fährt auf gut Glück los und hofft, dass jemand anzutreffen ist. Wir hatten Glück und wurden dann auch sehr herzlich im Haus des Milbenkäses begrüßt.

Der Chef persönlich war vor Ort – und das war wirklich ein Glückstreffer, schließlich verstand sich Helmut Pöschel bestens darauf, alles, wirklich alles über seinen Käse und seine Milben zu berichten. Als erstes führte er uns in das „Allerheiligste“ der Käseproduktion: eine kleine Kammer, kaum drei oder vier Quadratmeter groß und mit unverputzten Sandsteinwänden. Sofort schlägt uns starker Ammoniakgeruch entgegen. „Das sind die Ausdünstungen der Käsemilben“, erklärte Pöschel, „die scheiden Ammoniak aus, wenn sie den Käse fressen“. Dann fällt der Blick auf alte Holzkisten, die auf den Holzregalen stehen. Zwei davon öffnet Helmut Pöschel. In einer ist erst mal nur eine gelbliche Masse zu sehen, ähnlich wie Sand, aus der die Umrisse einiger Käsestücke ragen. „Das sind etwa 250 Millionen Milben“, erklärt Pöschel.