Sonntag, 24. März 2019

Klaus Doldinger & Passport

Heute spielte Klaus Doldinger mit seiner Band Passport im Magdeburger Opernhaus. Eine wunderbare Erinnerung an die große Zeit des Jazz-Rock, der heute immer noch seine Wirkung entfaltet.
Klaus Doldinger – Saxophon, Flöte
Michael Hornek – Keyboard
Ernst Ströer – Perkussion
Martin Scales – Gitarre
Patrick Scales – E-Bass
Biboul Darouiche – Percussion
Christian Lettner – Schlagzeug

Klaus Doldinger und seine Band Passport habe ich zum ersten mal Anfang der 80er Jahre auf einer Amiga-Jazz-LP (Ataraxia) gehört, die dann bei mir zu Hause rauf und runter lief. Nun war er in Magdeburg bei seiner Tour zum 60(!)jährigen Bühnenjubiläum live zu erleben. Klaus Doldinger greift zum Saxophon und er und seine Band beginnen das Konzert mit Abrakadabra. Eine Zeit lang läßt er seine Band allein spielen, mit groovenden Klängen, die über weite Strecken von Martin Scales an der Gitarre und von Biboul Darouiche an den Percussions bestimmt werden. Als dann Doldinger wieder zum Saxophon greift, mit wenigen Tönen des großen Instruments mit dem Schlagzeuger in einen Dialog tritt, da ist plötzlich die musikalische Stimmung da, die schon von den alten Paßport-Platten vertraut ist.

Doldinger spricht zwischen den Titeln immer wieder über seine Musik, über Musiker, die er noch kennengelernt hat, "Benny Goodman habe ich noch selbst gehört", über die vielen Konzerte im Ausland bereits in jungen Jahren. "Auch im nahen Osten –  es ist so traurig was da passiert". Die Musik ist für ihn das verbindende Element. "Die Zeit geht voran, manches wird wilder, auch die Musik. Aber es geht immer weiter, und das ist gut so." Das könnte gleichsam Fazit einer so langen Bühnenerfahrung sein. Ja, das ist gut so, und mach weiter so!, möchte man dazu sagen.

Ataraxia ist dann gleich der zweite Titel. Synthie-Klänge und Sopransax, später dann E-Gitarre und leise gespieltes Schlagzeug. Anrührend schön. Bei Seven to Four ist Doldinger nur der Stichwortgeber für seine Band, als er nur für kurze Passagen zum Saxophon greift. Beim nächsten Titel dann wieder sphärische Keyboardklänge mit klaren, nur hingehauchten Tönen des Sax, dazu etwas Hall, auch das ist der typische Doldinger-Sound.

Vieles kommt bekannt vor, es ist Musik im Stil von Miamy Vice ebenso dabei wie Melodien, die merkwürdigerweise wie aus de Film Solo Sunny klingen. Aber das liegt sicher im Stil der Zeit begründet. Dann aber eine seiner bekanntesten Melodien, das Thema aus Das Boot. Wer den Film gesehen hat, kann schon mal Gänsehaut bekommen, als von der Bühne her das Dröhnen der Maschinen, das Quietschen von Metall, das metallische Ping der ASDIC-Geräte. Und dann: das Boot-Thema aus Doldingers Saxophon! Großartig! Auf der Bühne klingt das Stück noch ein Stück kräftiger und lebendiger als der Erinnerung nach aus dem Fernsehlautsprecher. 

Im Kontrast zu dieser bombastischen Filmmusik stehen geheimnisvolle Klänge, die Doldinger auf einer Flöte spielt, Biboul Darouiche singt dazu. Geheimnisvolle afrikanische Klänge entstehen, die Doldinger später in einen europäischen Kontext stellt, als er zu seinem Saxophon greift, und als Michael Hornekauf seinem Keyboard verzerrte Synthieklänge erzeugt. Globale Dance-Hall-Atmosphäre unter dem feuerroten Bühnenlicht.

Und noch eine große Fernsehmelodie darf nicht fehlen: die Titelmelodie des Tatorts. "Ich kann es immer noch kaum glauben, daß ich das damals einfach so aus dem Bauch heraus gemacht habe", sagt Doldinger. "Damals war übrigens Udo Lindenberg Schlagzeuger meiner Band." Zuerst kommt die bekannte Melodie vom Band, dann, nach kurzer Pause greift die Band das Thema auf und spielt es live, variiert es, macht ein tolles Stück Jazz daraus.

Während der Zugabe greift Klaus Doldinger zum Mikrophon, fragt das Publikum "wollen wir zusammen etwas singen", dann gibt es einen Dialog zwischen Doldinger, der kurze Tonfolgen auf dem Sax vorgibt, und dem Publikum, das diese wiederholt. Tschubidubidudab!


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