Donnerstag, 18. Februar 2016

Japans Impressionisten

Heute hatte ich bei der Bundesnetzagentur in Bonn zu tun und mein Zug kam eine Stunde zu früh an. Was macht man mit der Zeit? Zum Beispiel eine Ausstellung in der Bundeskunsthalle besuchen (die der Bundesnetzagentur zufällig gleich gegenüber liegt).

Japans Liebe zum Impressionismus hieß eine sehenswerte Ausstellung, die allerdings bereits am Sonntag zu Ende geht.

Claude Monet
Im Boot
1887

Beste Gelegenheit, Bilder von Manet, van Gogh oder Renoir oder anderen, mir bis dahin völlig unbekannten Künstlern zu sehen. Allen gemein ist, daß sie von Japanern gesammelt wurden, die Anfang des 20. Jahrhunderts begeistert von dieser Kunstrichtung waren, sie auch selbst ausübten.

Maler wie Camille Pissarro oder Sisley, mit dahingetupften Farbflecken, die erst aus der Ferne betrachtet zu einer in der Sonne flirrenden Wasserfläche wurden.
Claude Monet mit den Frauen im Boot, oder dem Bild der Grotte Port Domois und weitere von ihm - aus der Nähe dicke Pinselstriche, von denen jeder eine Welle ist, aus weitem Abstand schon ein wenig fotorealistisch. Hoch interessant auch van Goghs düstere Bilder von kargen Hütten oder frierenden Holzsammlern im Schnee. Ohne die warmen Sonnenblumen aus Arles. Und dann als weitere Überraschung: Paul Gaughin, typisch und wiederkennbarer sein Stil. Aber statt Südsee malt er bretonische Mädchen, trotzig dreinschauend.

Dann die japanischen Impressionisten, z. B. Torajiro Kojima, im Stil den westlichen Kollegen gleich und nur in Nuancen, in der Motivwahl anders. Oder, unmittelbar nebeneinander gehängt: Claude Monet und Shigeru Aoki, von jedem seine "Meeresklippen", fast gleich und doch keine Kopie.

Vincent van Gogh
Holzsammler im Schnee
1884

Paul Gauguin
Zwei bretonische Mädchen am Meer
1889

Torajiro Kojima
Trichterwinde 1920

Claude Monet
Klippen im Meer

Sonntag, 14. Februar 2016

The Revenant

Habe gestern abend The Revenant gesehen. Ein grandioser Film, ein Meisterwerk! Herausragend! Der Film von Regisseur Alejandro Iñárritu kann getrost in eine Reihe mit großen griechischen Tragödien oder deutschen Heldensagen gestellt werden.

Der Held des Films verliert seine Familie, wird von seinem Kameraden verraten und steht als (fast) Toter wieder auf ("Ich habe keine Angst mehr vor dem Sterben, ich bin schon tot", sagt er an einer Stelle des Films), kämpft sich durch eine lebensfeindliche Schneelandschaft, angetrieben nur vom Wunsch nach Rache. Auch in diesem Bestreben der Folgerichtigkeit antiker Dramen gleichend. Trotz aller Gewalt der Handlung überwiegt doch die Ruhe und Weite, die der in der nordamerikanischen Landschaft von British Columbia gedrehte Film über weite  Strecken ausstrahlt. Die Gewalt, das Grauen, die Unerbittlichkeit des Lebens und Sterbens sind notwendiges Stilmittel, aber nicht Hauptinhalt.

Wer mehr lesen möchte, dem empfehle ich die Rezension, die Anfang Januar im Kulturmagazin Corso des DLF zu hören war und die mich neugierig auf den Film machte.  


Der Film lief bis 14.02. im Magdeburger Studiokino. Dort ohne Produktwerbung und allenfalls einem einzigen Film-Trailer vorneweg. Kino wie es sein soll! (Und dem sei hinzugefügt: dort gibt es auch nicht den gräßlichen Popkorngeruch der großen Kinopaläste.)