Sonntag, 26. Juni 2022

Holzhaustheater: Mit Petticoat und Rock 'n' Roll

Für die 2022er Kalimandscharo-Festspiele des Holzhaustheaters Zielitz schrieb Sigrid Vorpahl ein ganz neues Stück. Eine Romeo-und-Julia-Geschichte in der DDR der 1950er Jahre kombinierte sie mit dem Druck auf kleine Gewerbetreibende, etwas Industriespionage und der über den eisernen Vorhang schwappenden Westmusik. 

Romeo und Julia heißen hier Gerda und Joachim und entstammen verfeindeten (Mode)Häusern. Gerdas Vater Ernst Weberknecht hat eine kleine Schneiderei, Joachims Vater Heinz Lohmann ist der "rote Dior" Heinz Lohmann. Mit dieser Bezeichnung ist die Figur deutlich erkennbar angelehnt an den Magdeburger Modemacher Heinz Bormann, der über die Grenzen der DDR anerkannte Mode entwarf.

Sonntag, 19. Juni 2022

Der Messias: Großes Halleluja in der Johanniskirche

Gleich drei Chöre holte Carsten Miseler für die Aufführung des Messias in der Schönebecker Johanniskirche zusammen, dazu 4 Solisten und ein Alte-Musik-Ensemble. So wurde daraus ein wirklich goßes und großartiges Projekt.

Kantorei Schönebeck
Kantorei Aschersleben
Chorgemeinschaft Hötensleben
Sarah Mengs – Sopran
Inga Jäger – Alt
Björn Christian Kuhn – Tenor
Tobias Mengs – Bass
Saxonia Music Company
Carsten Miseler – Leitung

Carsten Miseler, Inga Jäger, Sarah Mengs, Tobias
Mengs und Björn Christian Kuhn (von links)

Die Präsenz der drei Chöre mit ihren über achtzig Sängerinnen und Sängern war schon allein optisch ein grandioser Anblick, wie sie den ganzen Altarraum der prunkvollen Schönebecker Kirche auf mehreren Ebenen ausfüllten. Und dann erst die Musik! 

Schönebecks Kantor Carsten Mieseler hatte sich großes vorgenommen, mit seinen Chören den Messias komplett aufzuführen. Ein über zwei Stunden dauerndes Werk, das oft nur teilweise zur Aufführung kommt. Hier nun komplett und so waren zu Beginn von Solisten und Chor Texte zu hören wie "Ein Kind ist uns geboren" und "Es waren Hirten in derselben Gegend". Man konnte sich also etwas verwundert wie Weihnachten im Sommer vorkommen (was beispielsweise in Australien normal wäre). Um das zu verstehen muss man den Aufbau von Händels Oratorium kennen. Diese vereint drei große Erzählungen des Christentums: im ersten Teil Christoi Geburt, im zweiten Teil seinen Tod am Kreuz und im dritten Teil die Hoffnung auf Auferstehung und Wiederkehr. 

Samstag, 18. Juni 2022

Sinfonieorchester Magdeburger Musikfreunde: Neuer Mut

Mit "Neuer Mut" hatten die Musikerinnen und Musiker des Sinfonieorchesters Magdeburger Musikfreunde unter Leitung von Gero Wiest ihr aktuelles Programm überschrieben. Für sie war das Konzert das erste gemeinsame nach zweieinhalb Jahren Zwangspause. Und so kann man "Mut" auch in seiner Bedeutung als "Beherztheit" verstehen, als  Bestreben, mit frischen Schwung endlich wieder loszulegen. 

Perlende Harfenklänge (Maura Knierim als Gast) leiteten den Beginn des Konzertes ein, solo, ohne jede Orchesterbegleitung. Als dann tief die Bläser einsetzte, kam eine musikalische Stimmung auf wie von einem Waldidyll mit fließendem Wasser. Dieses berührende Motiv stammte aus Bedřich Smetanas "Mein Vaterland", aus dem ersten Satz (der eigentlich eine alte Burg über der Moldau beschreibt). Ein durchaus anspruchsvolles Stück, an den schwungvollen wie auch an den leisen Stellen im weiteren Verlauf. Teils mussten die Streicher so leise und zart spielen, dass man überlegen musste, ob man vielleicht das Kirchen-Heimchen hört. "Ich liebe dieses Stück", sagte mir Dirigent Gero Wiest. "Darin kann man auch Erinnerungen an Schlachten-Musik und an Ritterfeste auf der großen Burg sehen".

Freitag, 17. Juni 2022

Gommeraner Burgbräu

Heute galt "Global Thinking, lokal drinking". Zwei Flaschen Gommeraner Burgbräu aus der Brauerei in der  Wasserburg Gommern. (Die Flaschen sehen im Foto gleich aus, das Etikett mit Namen des Bieres und den nötigen Angaben besteht in der Banderole um den Verschluss der Bügelverschlussflasche.)


Zuerst das Gold: ein naturtrübes, bersteinfarbenes Bier. Auch aus der Flasche eingegossen entwickelt es eine schöne und feste Schaumkrone. Der leicht fruchtige Duft wird auch im Antrunk deutlich, eine fruchtiger Hofengeschmack, dessen nur leicht bittere Note erst später zum Tragen kommt. Ein angenehm leichter Malzgeschmack bildet dafür die Basis. 

Samstag, 4. Juni 2022

Dixieland in Zens – Old Merry Tale Jazzband

Dixieland von der Waterkant – Addi Münsters Old Merry Tale Jazzband fand im Künstlergarten der Familie Feldbach in Zens beim Festival "Klänge im Raum" über 400 begeisterte Zuhörer. 

Jost "Addi" Münster – Posaune, Leitung
Hans Malte Witte – Saxophon, Klarinette
Lennart Axelsson – Trompete
Philipp Straske – Gitarre
Lorenz Boeschel – Klavier
Gerald Bartels – Bass
David Bowler – Schlagzeug

Mit Blick auf den übervollen Feldbachschen Garten – 400 gedruckte Tickets waren verkauft, aber auch danach wurden noch Gäste reingelassen – hörte man sowohl von Ortsbürgermeister Frank Ahrend als auch von Gastgeber Michael Feldbach bei der Begrüßung Worte wie "Wow, das ist ja Wahnsinn". Das Publikum wollte nach zwei Jahren Zwangspause wohl endlich wieder Live-Musik hören, wollte sein Heimatfest feiern, das dieses Konzert mit Unterstützung des ganzen Dorfes und vor allem des Vereins Heimatfreunde Zicken-Zens letztlich auch darstellt. Die Heimatfreunde kümmerten sich wieder um Getränke, Kuchen und Grill. Und um viele Arbeiten vor und nach dem Konzert. Für Frank Ahrend war es auch "ein Symbol, dass es wieder mit der Kultur losgeht".

Das 28. Mal "Klänge im Raum" und das 24. mal "Dixieland in Zens" sind schon sehr viel – Addi Münster, 87, Bandleader und Posaunist der Old Merry Tale Jazzband, kann auf wesentlich größere Zahlen zurückblicken: Er kam ein halbes Jahr nach der Gründung, immerhin schon im Jahr 1956, zur Band und leitet sie seit 1957. "Wir hätten letztes Jahr unser 65. Jubiläum feiern wollen. Das ging aus bekannten Gründen nicht, wegen diesem dummen Virus. Aber das holen wir jetzt im 66. Jahr nach", sagte er dem Publikum. "Ich habe mich sehr gefreut, als ein Anruf kam, ob wir in Zens spielen könnten", sagte Münster, "und dann musste ich erst mal nachschauen, wo das eigentlich liegt. Aber nun werde ich es nicht vergessen".

Die Band startete mit "The Sunny side of the street" und angesichts des Wetters (die Band stand auf der Terrasse in vollem Sonnenschein) merkte Addi Münster an, "Ein Titel, der hier so richtig her passt". Mit der Musik nahm die Band die Zuhörer mit in die Jazzgeschichte. Teils mit Titeln, mit denen die Band bereits in den 60er Jahren Erfolg hatte, so zum Beispiel mit ihrer Filmmusik zum Film "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn" oder "Hallo kleines Fräulein, haben Sie heut' Zeit". Und selbstverständlich internationale Standards, wie den Beale Street Blues oder When the Saints goes marching in.