Samstag, 26. Mai 2018

Pretziener Musiksommer – Lukas Storch

Heute wurde der 44. Pretziener Musiksommer eröffnet. An der Orgel saß der Leipziger Organist Lukas Storch.

Pfarrer Michael Seils hob bei der Eröffnung auch das langjährige Wirken seines Amtsvorgängers Rüdiger Meussling hervor, der gemeinsam mit seiner Frau Maria die Konzertreihe 40 Jahre lang organisiert hatte. Daß er in seiner kurzen Ansprache auch von "Zukunftsmusik" sprach, lies auf einen weiteren langen Fortbestand der sommerlichen Musikreihe schließen, auf die das Wort "traditionell" inzwischen wirklich zutrifft.

Lukas Storch an der Hüfken-Orgel
in St. Thomas Pretzien

Mit Lukas Storch saß im ersten Konzert des diesjährigen Pretziener Musiksommers ein gerade dreißig Jahre junger Musiker auf der Orgelbank. Pfarrer Michael Seils hatte seine Frau Franziska, die in Halle an der Hochschule für Kirchenmusik lehrt, gefragt, ob sie nicht mal „Kontakt zu einigen der besten Absolventen herstellen könne“. Diese direkte Art der Künstlervermittlung führte zu einem ausgezeichneten Konzerterlebnis in der Pretziener St.-Thomas-Kirche.

Lukas Storch, der nach dem Studium der Kirchenmusik noch ein Improvisationsstudium in Leipzig absolvierte und jetzt Kirchenmusiker im Leipziger Süden ist, hatte sein Programm im mitteldeutschen Raum angesiedelt. Den Beginn machte der Meister der Kirchen und Orgelmusik, Johann Sebastian Bach. Dessen  Fantasia "Komm heiliger Geist" aus den Leipziger Chorälen wählte Lukas Storch passend zur Pfingstzeit aus. Bachs klare Melodien unterlegte er mit einem wogenden auf und ab von Tönen. 

Neben Johann Sebastian Bach gab es Werke von Friedrich Wilhelm Zachow und Samuel Scheidt. Zwei Hallenser Komponisten der Barockzeit, an denen in Halle kein Musikstudent vorbeikommt, wie Lukas Storch sagte. Die zwölf Variationen von Zachow über die Choralmelodie "Jesu meine Freude" schienen zugleich eine musikalische Führung durch die Möglichkeiten der Pretziener Orgel zu sein, die Storch mal perlend hell, mal tief im dunklen Bass klingen ließ.

Noch interessanter waren Storchs Orgel-Improvisationen. „Ich möchte der Musik der alten Meister gegenüberstellen, wie man heute damit umgehen kann“, sagte er dazu. Und das klang dann auf eine reizvolle Art modern. Sich wiederholende Muster von kurzen, leisen Tonfolgen erinnerten anfangs an Minimal Music, später kamen Trompetentöne hervor, aus denen sich die gewaltige Choralmelodie „Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“ (und damit auch zum Pfingstfest passend) entwickelte. Storchs Version würde auch zur Filmmusik taugen. In einer anderen Improvisation mischte Lukas Storch Kirchenmusik mit Tangoklängen, unterlegte sie mit den langsamen Sub-Bass-Vibrationen des Modulators und fügte Trompetenklänge hinzu, bis sich die Orgel am Ende wie ein Orchestrion, eine Jahrmarkts- oder eine Kinoorgel anhörte. Das war Musik, die Freude ausstrahlte.

Samstag, 19. Mai 2018

Dixieland in Zens – Alte Wache

Schon zum 22. Mal gab es im großen romantischen Garten der Famile Feldbach in Zens ein Dixielandkonzert. Diesmal war die "Alte Wache" aus Potsdam zu Gast.
Erhard Pannek – Trompete, Gesang
Silke Zimmermann-Haase – Saxophon
Hans-Dieter Ristau – Posaune
Gunnar Beetz – Tenorbanjo, Gesang
Detlef Czopp – Schlagzeug
Helmuth Feibicke – Tuba
Dixiland in Zens: die "Alte Wache" aus Potsdam
sorgt für viele Besucher

Zu Beginn des Konzertes, nach den ersten  Dixieland-Klängen, begrüßte Michael Feldbach die etwa 460 Gäste und bedankte sich bei allen, die an der Vorbereitung beteilgt waren, unter anderem der Heimatverein Zens und die Freiwillige Feuerwehr Zens. Und er wies auf ein großes Sparschwein hin, in dem Geld für einen guten Zweck – für den Eigenanteil der Kirchgemeinde zur Reparatur der Kirchturmuhr - gesammelt wurde.

Außerdem konnte er auch in diesem Jahr wieder auf eine Ausstellung hinweisen, die heute im Carport des Feldbachschen Anwesens zu sehen war: in diesem Jahr stellte Matthias Röhricht unter dem Titel "Fernsichten" Fotos mit sehr interessanten Perspektiven vor, in denen mittels super-langer Telebrennweiten Nah und Fern scheinbar zusammenrückten.

Das Dixielandkonzert in Zens ist ein fester Termin innerhalb der „Klänge im Raum“, dem Musikfest des Salzlandkreises. Viele kommen oft nicht einmal der konkreten Band wegen, sondern gehören zum Stammpublikum, das weiß, daß es jedes Mal gut unterhalten wird. Das Konzert findet immer am Pfingstsonnabend statt – deshalb sollte sich jeder schon mal den nächsten Termin in den Kalender eintragen. Pfingstsonnabend 2019 ist am 8. Juni.

Michael Feldbach begrüßt die Gäste des
Dixiland-Konzertes
Nun aber zur Band. Die spielte ganz unaufgeregten und bodenständigen Dixieland, so selbstverständlich, fröhlich und locker, wie das nach jahrzehntelanger Bühnenerfahrung eben geht. "Die meisten von uns spielen schon seit 35 Jahren zusammen", sagte Bandleader Erhard Pannek. Pannek leitete nicht nur die Band, sondern hatte auch manche Anekdote zur Musik und zur Band dabei, und gleich am Anfang auch den Kalauer, wonach eine Alte Wache besser sei als eine schlafende Junge. Wenn Panecke wenig später auf das Alter der Band und der Musiker zu sprechen kam, dann fällt mir dazu natürlich auch gleich eine Textzeile (von Udo Lindenberg) ein, die gut und gern auch das Zeug zum Kalauer hätte: „Bei Onkel Pö spielt 'ne Rentnerband, seit zwanzig Jahren Dixieland...“

Wie auch immer, ob alt ob jung, müde wurde bei der Alten Wache keiner. Die Musik der Band war, wenn auch wohltuend oldschool, erfrischend munter. Besonders toll, wenn dann auch noch Gesang hinzukam, von Erhard Panecke mit seiner passend zur Dixieland-Athmosphäre passenden rauchig-kratzigen Stimme, mehrstimmig oder (wie bei „Rosanna, oh Rosanna“) im Wechselgesang.