Schon zum sechsten mal veranstalteten Claudia und Carsten Kriegenburg aus Pechau einen Stummfilmabend mit dem Wanderkino "Laster der Nacht". Gunthard Stephan (Violine) und Tobias Rank (Piano) haben aus einem umgebauten Feuerwehrauto, einem 45 Jahre alten Magirus Deutz, ein fahrbares Kino gemacht, mit dem sie in ganz Deutschland unterwegs sind, um alte Filmtradition am Leben zu erhalten. Am Auto die Leinwand befestigen, die beiden Filmprojektoren aufstellen – und schon ist das Kino fertig hergerichtet. Das geht genz unkompliziert auch im Freien.
So war es eigentlich auch geplant: am Deich des Umflutkanals zu sitzen und im Hintergrund der Kinoleinwand auf die allmählich im Blau der Nacht verschwindende Elbauenlandschaft zu blicken. "Der Pechauer Landwirt hatte für das schöne Hintergrundbild extra Raps angepflanzt, der jetzt so schön gelb blüht", sagte Carsten Kriegenburg. Aber der Regen machte wieder mal einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen also die Schlechtwettervariante: in der Scheune des Landwirtes, trocken und gemütlich.
Es war herrlich, die alten Schwarzweißfilme voller Komik zu sehen. Schon lange haben wir nicht so gelacht wie bei der Zerstörungsorgie, die Stan Laurel und Oliver Hardy bei einem Stau auf einer Landstraße entfachten. Und dazu die geniale Begleitung, im Stil der alten Zeit. Rank und Stephan reagierten, den Blick auf die Leinwand gerichtet, auf die Handlung der Filme bzw. nahmen sie so geschickt vorweg, daß die Spannung der Filme noch unterstützt wurde.
Etwas nachdenklicher, wenngleich nicht ohne Komik, war nach den Kurzfilmen und der Pause Charlie Chaplins Spielfilm "Shoulder Arms", in dem er den ersten Weltkrieg verarbeitete. Der Film war passend zum hundertsten Jahrestag des Kriegsbeginns. Wenn sein Hauptheld zum Schluß, wenn auch nur im Traum, den deutschen Kaiser gefangennimmt und damit den Krieg beendet ("Frieden für die ganze Menschheit!" war auf der Leinwand zu lesen), so konnte man schon Parallelen zu Chaplins zweitem großen Kriegsfilm, dem Großen Diktator erkennen.
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