Tobias Rank – Piano
Gunthard Stephan – Geige
Auf dem Programm standen diesmal:
- Die Kleinen Strolche – Das Affengeschäft (1926)
- In der Tiefe (1907) von Ferdinand Zecca
- Der Abenteurer (1917) von und mit Charlie Chaplin
- Nur nicht schwach werden (1921) mit Harald Lloyd
Die Zuschauer hatten ihren Spaß an den lustigen Filmen. Einer der Filme, der in einer Unterwasserwelt spielende "In der Tiefe", war eher ein Experimentalfilm aus der Zeit, da die Bilder nicht nur "das Laufen lernten", sondern die Regisseure, Schauspieler, Kameraleute und Schnittmeister auch mit den Möglichkeiten des neuen Mediums experimentierten. Aus heutiger Sicht wirkte das Ergebnis etwas erheiternd, wenn etwa Haie oder andere Meeresbewohner wie aus Papier ausgeschnitten wirkten.
Ansonsten begeisterte die Situationskomik der Kleinen Strolche ebenso wie die subversiv anarchistische Rolle von Charlie Chaplin, der sich als aus dem Gefängnis entlaufener Abenteurer durchs Leben und mit den Obrigkeiten und Honoratioren schlägt und der Polizei immer wieder entkommt. Auch bei Harold Loyd mischt sich Gesellschaftskritik mit sehr viel Situationskomik – und mit dem schaudernden Blick in die Tiefe, herab von der Baustelle eines Hochhauses.
Und, selbstverständlich, auch die Musik von Tobias Rank und Gunthard Stephan begeisterte und machte auf faszinierende Art begreifbar, wie Filme zur Stummfilmzeit wirkten (und welches Kulturgut sie heute noch darstellen). Mit ihrer improvisierten Musik verstärkten sie die Handlung der Filme, deren Geschehen ansonsten allenfalls durch kurze Zwischentexte erläutert wurde. Mit der Dynamik ihres Spiels setzten sie Akzente, unterstrichen besonders dramatische oder lustige Stellen.
Die Zeit bis zum Beginn des Kinoabends überbrückte Carsten Kriegenburg, der selbst Kinotechnik sammelt, mit Erinnerungen an die Zeit der Wanderkinos und Erläuterungen zu den von ihm als Anschauungsobjekten mitgebrachten alten Kinoprojektoren.
Noch vor 50 Jahren waren die Filmvorführer des Landfilms mit ihren Filmen und Projektoren unterwegs, auch in Pechau, wie Kriegenburg erläuterte. "Schon damals gab es Vorführungen am Deich", sagte Kriegenburg. "Der TK 35 ist der Lanz-Bulldog unter den Kinoanlagen", erklärte er seinen Projektor (und wer auf dem Land lebt, kann mit dem Vergleich etwas anfangen). Und für die, die in der Filmtechnik nicht so bewandert sind, erklärte er auch das Funktionsprinzip eines Projektors: "Das ist wie ein Diavortrag mit 24 Bildern pro Sekunde. Diese muss der Projektor mit Zehntelmillimeter-Genauigkeit einzeln transportieren und zeigen".
Neben den Ausstellungsobjekten stand Herbert Hambach und erläuterte Details der Technik. Er ist gleichfalls Besitzer alter Kinotechnik und zeigt auch mit seinem Wanderkino gelegentlich alte Filme. Diese allerdings als Tonfilm und nicht mit Live-Begeleitung. Aber auch Carsten Kriegenburg wies darauf hin, dass man bei ihm ebenfalls einen Kinoabend mit alten Filmen auf alten Maschinen buchen kann. Da führte der Kinoabend also nicht nur Liebhaber alter Filme, sondern auch alter Technik zusammen.
Als Carsten Kriegenburg nach den Erklärungen in die Runde schaute und "Jetzt ist es aber dunkel genug?" fragte, ertönte ein lautes "Jaaaa" aus den Mündern der anwesenden Kinder. Und mit einem Kinderfilm, den kleinen Strolchen, begann dann die Kinonacht.
Die Gänse auf dem Kanal schienen ebenfalls auf das Kinoprogramm zu warten. |
So sah der Open-Air-"Kinosaal" am Deich aus: mit Parkett und Rang. |
Den Blick auf die Leinwand gerichtet begleiten Gunthard Stephan (links) und Tobias Rank das Geschehen des Films. |
Weit nach Sonnenuntergang war der Nachthimmel im Norden immer noch hell. Eine laue, sternenklare Nacht trug zum Filmvergnügen bei. |
Freunde der Technik können an dieser Stelle noch weiterlesen und einen Blick auf Details der Kinoprojektoren werfen. Der TK 35/56 mit dem Steuerpult mit vielen Schaltern und Reglern gehört zur Sammlung von Carsten Kriegenburg. Das TK 35 steht für Ton-Kino-Anlage 35 mm, die 56 für das Baujahr. Die Technik wäre noch einsatzfähig, allerdings hatten Tobias Rank und Gunthard Stephan 16-Millimeter-Filme und einen neueren Projektor (Bauer P8) dabei.
Der modernere Bauer P8 beim Umspulen des Films |
Fotos 6 und 7: ©Rolf Winkler
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