Bei der heutigen Telemann-Sonntagsmusik (die zugleich Teil der nachgeholten Telemann-Festtage war) stand Musik für Violine und Gambe im Mittelpunkt.
Konstanze Beyer – Violine
Hille Perl – Viola da gamba
Mechthild Winter – Cembalo
Konstanze Beyer, Mechthild Winter und Hille Perl (von links). Foto: Viktoria Kühne |
Normalerweise stehen – dem Namen der Konzertreihe entsprechend – Telemanns Kompositionen im Mittelpunkt des Interesses der Konzertbesucher. Und sie fehlten auch diesmal nicht. Telemanns Sonate A-Dur (TWV 41:A1), in der die beiden Streichinstrumente die Melodien mal gemeinsam unisono spielten, mal sich in der Melodieführung abwechselten, oder sein Trio in D-Dur (TWV 42:D9). Heute aber begeisterte mich ein Stück vom Buxtehude. Im dritten Satz der A-Dur-Sonate (op. 2 Nr. 5) stand die von Konstante Beyer gespielte Violine im Vordergrund; Hille Perl begleitete sie auf Ihrer Gambe – gezupft wie der Bass bei einem Jazz-Konzert. Also auch mit derselben Lockerheit, als sie die tiefen Saiten ihrer Gambe zupfte. Großartig!
Man sehe mir diesen Vergleich zum Jazz nach, der vielleicht schon dadurch zustande kommt, dass ich regelmäßig genau so viele Jazz- wie Alte-Musik-Konzerte besuche. Und an dem auch eines nicht ganz abwegig ist: dass die Alte Musik sehr viel Raum für Improvisation bietet. Diese Begleitung jedenfalls hatte etwas sehr spontanes, gleichwohl auf das Spiel des anderen Instrumentes abgestimmtes. Eine Freude zuzuhören und auch zuzusehen.
Auch in einem anderen Punkt fiel mir ein Zusammenhang völlig unterschiedlicher Musikrichtungen auf. Im Jazz gehört das Klavier meist zur Rhythmus-Section. Hier war es im Konzert das Cembalo, das im Hintergrund immer präsent war, aber nicht mit Melodien, sondern indem es den Musikstücken eine Struktur gab, einen Rhythmus lieferte. Die Töne des Cembalos mit seinen von einer Feder gezupften Saiten waren dafür noch besser geeignet als es die eines Klaviers sind. In einigen Stellen hatte man beinahe den Eindruck, minimal music zu lauschen, wenn die Akkorde auf dem Cembalo mit nur kleinen Änderungen stetig wiederholt wurden. Beim Solo für Cembalo, einer Passacaglia von Johann Kasper Kerl, brachte Mechthild Winter dann aber auch die Melodiestimme des Cembalos zum Ausdruck.
Als Zugabe gab es noch mal ein Stück von Buxtehude, einen Satz aus einer B-Dur-Sonate (op. 1). Musik, die mich an Pachelbel erinnerte. (Beide lebten etwa zur gleichen Zeit und Pachelbel widmete seinem Lübecker Kollegen einige seiner Werke. Die musikalische Ähnlichkeit kann jedoch auch einfach nur in meinem Geist bestehen und muss nicht einer musikwissenschaftlichen Analyse standhalten)
Ein wunderbares Konzert, das dann schon wieder am Anfang einer unerwarteten Konzertpause stand: in Umsetzung der Corona-Schutzvorschriften müssen bis Ende November alle Kulturveranstaltungen entfallen.
Hille Perl. Foto: Viktoria Kühne |
Der geschnitzte Kopf der Gambe |
Es ist immer wieder erfrischend, einen Beitrag von Dir zu lesen.
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