Alter Schwede, was für ein großartiger Komponist! – Telemanns Musik führte diesmal quer durch Europa, mit Stücken, die Musik unterschiedlicher Völker nachahmten (auch die der Schweden). Dazwischen Kammermusik von François Couperin und Cembalostücke von Carl Phillip Emanuel Bach. Aufgeführt von
Jana Semerádová (Flauto traverso) und dem
Ensemble CASTOR:
Petra Samhaber-Eckhardt (Violine)
Rodolfo Richter (Violine)
Peter Aigner (Viola)
Philipp Comploi (Violoncello)
Barbara Fischer (Violone)
Erich Traxler (Cembalo)
Die tschechische Traversflötistin Jana Semerádová ist Preisträgerin des 2. Internationalen Telemann-Wettbewerbs 2003. Das Ensemble CASTOR kommt aus Österreich und ist wie Telemanns Musik aus international besetzt.
Das Programm begann mit Telemanns B-Dur-Ouvertüren, in der er unterschiedliche Nationen musikalisch charakterisiert. Am Anfang stehen da die Türken, wild und laut – dabei war beeindruckend, wie Philipp Comploi mit dem Bogen sein Cello so kräftig wie ein Schlagzeug benutzt, um den wilden Ritt durch die Steppe zu verdeutlichen. Im Folgenden: Les Suisses – bedächtige Schweizer, Les Moscovites – russische Melodien, Les Portougais – bedächtige, dann tänzerische Melodien aus Südwesteuropa. Am Ende dieses Orchesterstücks stehen die Transportmittel der Zeit: Les Boiteux und les Coureurs – die „hinkenden“ Pferde der Postkutsche und die Rennpferde.
Nach dem kammermusikalischen Auftakt kam Jana Semerádová auf die Bühne. Ihre warmen Flötentöne in Couperins „La Francaise“ passten gut zur französischen Barockmusik, die Couperin nach italienischen Vorbildern formte. Melodiestücke der Soloflöte wurden vom Ensemble wiederholt und umgekehrt. In der Mitte des Programms war Erich Traxler solo am Cembalo zu hören. Mit zwei Stücken eines Patenkindes von Telemann: Carl Philipp Emanuel Bach, einem der Cembalo- und Klaviervirtuosen seiner Zeit.
Mit einer Telemann-Sonate stand noch einmal Jana Semerádová auf der Bühne des Gartensaals, bevor das Konzert mit einer weiteren musikalischen Völkerkunde Telemanns ausklang, mit seiner Ouvertüre in G-Dur „Les Nations anciennes et modernes“, einer musikalischen Beschreibung einiger Völker, bei denen er jeweils Alt und Jung gegenüberstellte. Les Allemands (die Deutschen), Les Danois (die Dänen) und les Suedois (die Schweden) . Dazu noch Les vielles femmes - die alten Frauen. Gekonnt in Noten gesetzte Beschreibungen, vielleicht auch Karikaturen? Spaß hat es jedenfalls gemacht. Alter Schwede!
Apropos Gartensaal: in diesen ist derzeit die sonst im Schinkelsaal beheimatete Sonntagsmusik umgezogen – in Corona-Zeiten mit den jetzt vorgeschriebenen Abständen passen dort mehr Konzertbesucher hinein. Vielleicht liegt es an der gewölbten Holzdecke des Gartensaals, jedenfalls bemerke ich im Gartensaal eine schöne warme Akustik.
Fotos: Justin Cleve, Carsten Lange
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