Heute waren Wenzel & Band zu Gast in der Feuerwache Magdeburg. Das Konzert war als Hafenkonzert geplant, am Hafenbecken des Magdeburger Wissenschaftshafens, und wäre dann vielleicht so etwas ähnliches wie Wenzels regelmäßiges Konzert im Fischerdörfchen Kamp gewesen, wo er jedes Jahr zum Sommeranfang beim Hafenfest auftritt. Aus technischen Gründen wurde das Konzert in die Feuerwache verlegt, und des windigen und kalten Wetters wegen war das auch gut so. Nadja Gröschner, Chefin der Feuerwache, merkt zur Verlegung des Hafenkonzertes an, "das Schiff ist in den Hafen zurückgekehrt".
Hans-Eckardt Wenzel – p, g, acc, voc
Thommy Krawallo – b, g
Hannes Scheffler – b, g
Manual Agosthino Peireira – trp
Stefan Dohanetz – dr, perc
Wenzel hat in "Machdeburch" (warum ich das so schreibe, werden regelmäßige Besucher seiner Konzerte verstehen) sein treues Publikum. Deshalb war auch die Feuerwache voll bis zum Rand. Jedenfalls was "voll" unter Corona-Bedingungen bedeutet, Stühle mit jeweils etwas Abstand und damit viel weniger Leute als sonst. Und die coronabedingten Einschränkungen der Kultur, die lange Zeit der Auftrittsverbote klangen auch in Wenzels Moderation des Konzerts immer wieder an. Sein "schön dass ihr hier seid" bekam dann doch eine grundsätzlichere Bedeutung, wenn er hinzufügte, "wie sind ja schlimmes gewohnt, schön dass wir überhaupt zusammen sein können". Wenn der erste Satz eines Romans bedeutsam ist, so ist es vielleicht auch das erste Lied eines Konzertes. Heute war es "Sing den Trotz Dir aus der Kehle / gib Dich nicht geschlagen..." Passte irgendwie zum abarbeiten an all dem Elend der Kultur. Aber nun gibt's ja wieder Konzerte.
Dass es diesmal kein Steh- sondern ein Sitzkonzert war, fanden wir mal ganz angenehm, und es wirkte sich anscheinend auch auf die Musik aus. Uns schien sie ein wenig ruhiger als sonst zu sein. Vielleicht wegen der Wechselwirkung zwischen Sänger und (diesmal nicht wild herumtanzenden) Publikum. Neben ruhigen Liedern wie "Ich sehne mich sinnlos nur nach Dir", "Große Runde, große Fahrt" oder dem "betrunkenen Liebeslied"gab es aber auch lautere und schnellere, Lieder die man einfach laut mitsingen musste. "Schöner Lügen" gehört ganz gewiss dazu, "Die Erde ist da für Dich und mich", "Ahoi!" oder "Die zeit der Irren und Idioten" – ein Lied, bei dem es dann doch viele nicht auf den Sitzen hält und der Saal tobt.
Anders als die normalerweise im November/Dezember stattfindenden Konzerte (Magdeburg lag da oft am Beginn der aktuellen Tournee) gab es diesmal keine CD, die genau zu den Konzerten veröffentlicht wurde. Wenzel kündigte die CD "Das allerschönste noch nicht gesehn" aber schon mal an (und auf seiner Webseite gibt es schon einen Einblick in die CD, leider mit noch gesperrten Tonbeispielen, Veröffentlichungsdatum soll der 1. September sein) und spielte auch einige Songs daraus. Auch den Titelsong, der mich an einen Text von Theodor Kramer erinnerte, wenn Wenzel sang "setzt Euch zu uns, nehmt Gläser und Wein, ... bald wird es kalt und es heißt Abschied zu nehmen".
Auch am Ende des Konzertes gab es nochmal ein Lied der neuen CD, ein leises. "Diese Nacht ist uns gegeben / halten wir uns daran fest / dass wir etwas lauter leben / haltet uns ganz fest / Wenn das Glück wird Dir zerfallen / wenn es nur für einen reicht / Glück ist nur, wenn's reicht für alle / diese Nacht vielleicht". Ein Lied, bei dem die Hoffnung mitschwang, sich "dieser Idiotie nicht zu beugen", wie es im Text weiter hieß. Bei einer der letzten Zugaben setzte sich Stefan Dohanetz ans Klavier, Wenzel nahm ein letztes Mal seine Gitarre und sang sein Herbstlied. So melancholisch, so schön. Als der Applaus kein Ende nahm, kam Wenzel allein zurück auf die Bühne, setzte sich ans Piano und sang sein Gutenacht-Lied: "Allen Paaren auf den Bänken / allen Säufern in den Schenken / allen die in Bann und Acht / wünsch ich eine Gute Nacht ..."
Vielen Dank für die Rezension - wieder einmal auf den Punkt gebracht. Ich erlebe das Konzert noch einmal und habe gleich wieder Wenzels Musik im Ohr. Dann freuen wir uns auf die neue CD und auf das nächste Konzert. Ich bin gern wieder im nächsten Jahr dabei.
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