Mittwoch, 17. November 2021

Magdeburger Bilder

In einer Suite für Schlagwerk Solo stellte Hermann Naehring seinen persönlichen Blick auf Magdeburg dar. Später kam Warnfried Altmann hinzu, beide spielten Stücke von Bela Bartok. Das Konzert im Foyer des Forum Gestaltung Magdeburg fand im Rahmen des 28. Tonkünstlerfestes Sachsen-Anhalt statt.

Hermann Naehring und Warnfried Altmann

Leise Schläge auf Blech und später auch ebenso leise auf die riesige Taiko-Tommel, die doch so laut dröhnen kann, und auf Röhrenglocken stehen am Beginn von Hermann Naehrings Magdeburger Bildern. "Am Fluss" ist das erste Bild überschrieben. Eine sanfte Elbe, die leise dahinfließt. Naehring steht dabei inmitten seines riesigen Instrumentariums aus Percussion-Instrumenten, als suchte er sich Zutaten zu seiner Musik zusammen, ein wenig Schlagzeug hier, ein paar schreiend laute und gleich wieder gestoppte Schläge aufs Blech dort. Zuweilen wirkt er wie ein Magier, auch von seiner Erscheinung her, wenn er seine Klänge zusammenzaubert, auf die Wirkung lauscht, manchmal selbst überrascht davon, dann wieder etwas neues hinzufügt. 

Pferdegetrappel in den Gassen der Altstadt meint man zu hören, Regen auf den Dächern, das Xylophon singt unter seinen klöppelnden Händen, eine Muschelkette raschelt, leise Klangschalen und ein orientalisches Monochord erzeugen exotische Atmosphäre, die später doch noch laut dröhnende Taiko füllt das Foyer des Forum Gestaltung. Und immer wieder schön ist beim Erlebnis des Live-Konzertes auch Musiker und Publikum zu sehen, das verschmitzte Lächeln des Musikers beim Erzeugen der Klänge, das Staunen in den Gesichtern der Konzertbesucher über die manchmal wirklich ungeahnt erzeugten Klänge. 

Christian Hoffmann, Chorleiter und Musiklehrer am Burger Gymnasium, hatte seine Musikklasse mit nach Magdeburg gebracht, die wohl mit vielen Anregungen nach Hause fuhr. In der ersten Reihe sitzend wurden sie von Naehring zum Teil auch direkt einbezogen.

Die Magdeburger Bilder sind im Programmheft so benannt:

Am Fluss
Meditation III
N P Kulturfestung
2020
Meditation II
Ratswaage
Dom
Meditation I
N P Kulturfestung II
Stop
Alles auf Anfang
Für die Zuhörer ist es eher eine grobe Orientierung, denn die Übergänge sind fließend. Aber das spielt auch keine Rolle, denn es ist eher das Gefühl für Musik und Klang, die Assoziationen beim Hören, die wichtig sind. "Die Magdeburger Bilder beruhen darauf, dass ich in Magdeburg oft gespielt habe", sagt Naehring über seine Musik. Und als er nach dem langen ersten Set nach einer Zugabe gefragt wird, sagt er, "Zu dem Stück kann ich nichts hinzufügen, das ist in sich geschlossen. Aber ich spiele auf der Marimba noch etwas klassisches, das ist unverbindlich."

Im zweiten Set kommt Warnfried Altmann (Sax) hinzu. Altmann improvisiert über Bartoks Melodien, Naehring fügt orientalische Rhythmen auf einer afrikanischen Trommel und einer Rahmentrommel hinzu. Hört man die beiden spielen, mag man gar nicht glauben, dass dabei immer noch Bartoks Noten auf dem Notenständer liegen. "Ja, aber die sind wirklich so toll", sagt Warnfried Altmann, "und auch hier, diese Begleitung (zeigt dabei auf die Noten), die hat Hermann so gespielt". 

Zwischen den Bartok-Adaptionen stehen freie Improvisationen, mit Altmanns schreiend lautem Saxophon, voller Energie gespielt.Und am Ende gibt es nochmal eine Zugabe, bei der Hermann Naehring am Marimbaphon steht. Eine Sarabande, die sich für mich nach "Naehring in spanischen Gärten" anhört.

Beatrix Lampadius, Vorsitzende des
Tonkünstlerverbandes, bei der Begrüßung
der Musiker und Anmoderationdes Konzertes

1 Kommentar:

  1. Herzlichen Glückwunsch! Eine tolle Beschreibung des Konzerts, und gelungene Fotos. Viele Grüße und weiterhin Erfolg!

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