In der Kathedrale St. Sebastian spielten Kathedralmusiker Matthias Mück und sein Organisten-Kollege Stefan Nusser, begleitet von Thomas König (Violine) und Jerzy Bojanowski (Klarinette). Neben Eigenkompositionen von Stefan Nusser und Thomas König standen Werke von Max Reger, Bela Bartok und Bela Kovacs auf dem Programm. Das Konzert fand innerhalb des 28. Tonkünstlerfestes Sachsen-Anhalt statt.
Jerzy Bojanowski, Thomas König, Dr. Stefan Nusser und Matthias Mück (v.l.n.r.) |
In Stefan Nussers "Versöhnung" werden dissonante Orgeltöne abgelöst von einer sehr hellen und klaren Violinstimme, die durch die gesamt große Kirche klingt. Auf einzelne Tonfolgen der Violine antwortet die Orgel wie ein Echo. Nach dem leisen Beginn tönt die Orgel später tief und mächtig.
Thomas Königs Komposition "Melangolie" war vom Titel her unverkennbar ein Wortspiel, vielleicht als melancholische Melange zu interpretieren. Das Stück beginnt mit einer Folge zweier Töne, sich stetig wiederholend, erst langsam, dann immer schneller werdend, bis sie im Hall der Kirche ineinander übergehend zu einem werden. Stefan Nusser übernimmt an der Orgel diese Töne, fügt aber laute und tiefe Dauertöne hinzu. Die Orgelklänge werden immer dissonater, verbreiten eine nervöse und gereizte Stimmung, bis sie am Ende wieder mit der Violine im Gleichklang sind.
Bei Bartoks Volksmusikstücken übernimmt Jerzy Bojanowski an der Klarinette die Stimmführung, gibt die Melodie vor, der Matthias Mück an der Orgel folgt. Der "Tanz der Slowaken" ist schon dem Namen nach schwungvoll und auch im leisen und romantischen "Abend auf dem Lande" gibt es ein tänzerisches Zwischenspiel, zu dem die Orgel Borduntöne liefert. Auch die bekannten "Rumänischen Volkstänze" klingen vertraut und sind doch in der Kombination aus Klarinette und Orgel anders. Die Orgel wird im Spiel von Matthias Mück ein wenig zu einer Jahrmarktsorgel.
In der abschließenden Improvisation von Thomas König, Jerzy Bojanowski und Matthias Mück wechselten romantische Klänge, düstere Posaunentöne, einmal erinnerte ein Durcheinander von Tönen an das Stimmengewirr einer großen Menschenmenge und sogar Glöckchen waren zu hören, ob so etwas in der Orgel vorhanden sind oder sich hohe Töne nur so anhörten, vermag ich gar nicht zu sagen. Und eine Passage klang wie eine leicht jazzige Version von "Peter und der Wolf".
Eine Zugabe des Kathedralorganisten Matthias Mück an seiner Hausorgel gab es auch noch, und er wurde dabei aufgefordert, "die Eule rauszulassen". Was das bedeutete, konnte man dann beim Blick auf die Orgel sehen: ein Türchen öffnete sich und tatsächlich saß dort eine kleine Eule. Huhu!
Orgelkonzerte haben für Besucher den Nachteil, dass das Instrument in vielen Kirchen im Rücken der Konzertbesucher steht und der Künstler hoch oben auf der Orgelempore unsichtbar bleibt. Einige setzten sich kurzerhand andersherum auf die Bänke, einige Sitze konnte man auch drehen. Der Fotograf hatte es etwas einfacher, wenn er vorn stand und durch die große Kathedrale zur Orgel blickte. Aber die Organisten live am Spieltisch zu fotografieren war auch ihm nicht erlaubt, zu eng ist es dort oben.
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