Montag, 14. Februar 2022

9 O'Clock

Zum Valentinstag gab's Salonmusik mit kleinen Anekdoten, präsentiert von 9 O'Clock. Das Publikum in gut gefüllten Saal des Gemeindezentrums St. Jakobi in Schönebeck war begeistert.

Juliane Behrens-Simonis – Gesang, Violine, Akkordeon, Banjo, singende Säge
Vivian Anastasiu –Klavier, Violine, Gesang
Alejandro Carillo Rosario sen. – Bass, Gitarre, Gesang

Das Trio begann mit einem locker arrangierten Medley, das von Hallo Dolly bis zu Mecky Messer führte. Juliane Behrens-Simonis lockerte das Programm immer wieder mit kleinen Moderationen auf. Eine Botschaft war ihr gleich zu Beginn des Abends wichtig: "it's so nice to be back where you belong", sagte sie, dem Bandtitel entsprechend auf englisch – "Ich freue mich, wieder dort zu sein, wo wir als Band hingehören, auf der Bühne". Und sie zitierte als Bestätigung einen Spruch von Karl Valentin: "Über kurz oder lang kann das nimmer länger so weitergehen, außer es dauert noch länger, dann kann man immer noch sagen, es braucht halt alles seine Zeit, und Zeit wär's, dass es bald anders wird".

Juliane Behrens-Simonis ist Violinistin in der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie (in der auch die anderen Musiker Mitglied sind). Geige spielen kann sie wunderbar. Wenn es mal schräge Töne gibt, dann mit musikalischer Absicht. So wie bei der Melodie von Alexis Sorbas, bei der kratzende Töne auf den Saiten der Geige Vivian Anastasiu am Klavier begleiten. Die Filmbilder (den Film und und seine Musik kennt wohl jeder im Publikum) entstehen im Kopf dazu. Musikalische Komik scheint eben auch immer mal durch. Aus dem Gesang der Lerche wird dann auch mal eben die Melodie von O Macarena.  Gerade zu solchen schwungvollen Klängen trägt auch Vivian Anastaiu einen guten Teil bei, wenn er am Klavier sitzend auch mal die Trommeln schlägt oder osteuropäische Geigenklänge anstimmt.

Andere Lieder sind dann wieder sehr gefühlvoll, etwa wenn sie Somewhere over the Rainbow singt. Und dann auch mal Westernklänge, in We'll pick a fine time to leave me lucille. Ja, das Programm passt zum Valentinstag. Viele Lieder haben etwas mit der Liebe, mit menschlichen Beziehungen zu tun. Die Texte, die immer mal wieder rezitierten kurzen Gedichte, sind von einem oft etwas hintersinnigen, beinahe schwarzen Humor. Eugen Roths Brief an die Geliebte oder Tucholskis Beschreibung, warum am Ende einer Liebesgeschichte doch besser abgeblendet wird, im schönsten Berlinerisch.

Auch Alejandro Carillo Rosario steuert ein gefühlvolles Lied bei. Zur Begleitung seiner Gitarre singt er Madre mio, ein Lied über seine Mutter, das er ihr auch gewidmet hat. 

Juliane Simonis-Behrends spielt nicht nur "normale" Instrumente, sondern auch die selten auf der Bühne zu hörende singende Säge. "Gerade in den 1920er Jahren war sie oft auf Bühne zu hören, auch in der Filmmusik". Und zur Herkunft ihrer Säge sagt sie, "die Sägen im Baumarkt sind auch nicht mehr das, was sie früher mal waren" und hält ihre ein Meter lange Säge in die Höhe, die aus einem Spezialgeschäft stammt.  

Als Zugabe holen sie noch Alejandro Carillo Rosario jun. auf die Bühne, der ein letztes Lied der Band auf der Gitarre begleitet (eigentlich ist er Konzertmeister in der Kammerphilharmonie und damit im Hauptberuf Violinist). "Das Kälbchen" heißt das letzte Lied und ist eigentlich eher traurig. "Es handelt davon, dass die Kuh gar nicht so froh ist, dass sie ein Kälbchen hat, weil sie weiß was mit ihm passiert", sagen die Musiker. Vater und Sohn der aus Venezuela und Panama stammenden Musikerfamilie singen und spielen es aber südamerikanisch-fröhlich.


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