Freitag, 3. August 2012

Mini DSO – Spielzeug für Elektrotechniker

Schnell mal das eben angekommene Mini-"DSO" ausgepackt. Ein niedliches kleine Gerät, dem man die (vermutliche) Herkunft der Hardware ansieht. Ein MP3- und Video-Player im Format von 105 x 53 x 9 Millimeter, mit einem 57 x 43 Millimeter kleinen Bildschirm. Die Bedientasten sind noch mit Symbolen wie Play/Pause oder Vorlauf/Rücklauf beschriftet. Die Verarbeitung ist aber einigermaßen ordentlich, und für den Anschluss der mitgelieferten x1/x10-Meßspitze gibt es eine koaxiale MCX-Buchse (mit einem winzigen Kopfhörersymbol daneben). Praktischerweise gibt es einen eingebauten Signalgenerator für einen ersten Test - der Ausgang des Signalgenerators ist die Stelle, an der sonst an tragbaren Geräten die Handschlaufe angeknotet werden kann.

Um mich nicht auf den eingebauten Signalgenerator zu verlassen, der nicht besonders scharfe Rechtecksignale zu erzeugen schien (was aber nachträglich betrachtet auch an der Messung gelegen haben kann), habe ich das Oszi an einen separaten Signalgenerator angeschlossen. Zum Vergleich den großen Bruder des Mini-DSO danebengestellt und parallel an die Messleitung gehängt.

Den technischen Daten nach verfügt das Oszilloskop über eine Bandbreite bis 1 MHz. Vermutlich ist aber weit darunter bereits Schluß.

Zuerst mal ein paar Rechtecksignale erzeugt – Bei 10 kHz sieht das Signal noch ganz ordentlich aus. Bei 50 kHz sind die Flanken schon deutlich abgeschrägt, aber noch als Rechteck brauchbar. Bei 100 kHz ist eher ein Trapez zu erkennen und spätestens bei 200 kHz ist aus dem Rechteck ein Dreieck geworden. Gegenüber dem Dreieck bei 200 kHz ist kein Unterschied zu erkennen. Anscheinend ist der angegebene Datenblattwert von 1 MHz die Abtastrate. Dann ist auch klar, daß das Ergebnis zwangsläufig so ausfallen muß.

Aber bis 100 kHz mißt das Gerät einigermaßen. Auch die Spannungen stimmten relativ gut mit dem Referenzgerät überein. Das Mini-DSO verfügt über vieles, was man von einem DSO erwartet: unterschiedliche Triggerfunktionen (den Triggerzeitpunkt kann man aber, soweit ich gesehen habe, nicht verstellen), Cursormessung, Anzeige von Spannungen, Zeiten, Frequenzen. Am Bildschirm werden jeweils nur wenige Messwerte (es ist einstellbar, welche) angezeigt. Es gibt noch einen Anzeigemodus, bei dem alle verfügbaren Werte angezeigt werden, dann allerdings über das Signal übergeblendet.

Man kann Messungen auf einer Mini-SD-Karte speichern. Das konnte ich aber noch nicht testen. Eine Anleitung wurde nicht mitgeliefert (es gibt irgendwo im Netz eine). Die Bedienung ist aber selbsterklärend und schnell verstanden, die jeweiligen Einstellungpunkte (die Spalte von jeweils zwei Buchstaben am rechten Bildschirmrand) werden für kurze Zeit am Bildschirm als Text angezeigt.

Die Gerätesoftware ist open source und liegt unter code.google.com/p/dsonano, dort gibt es auch ein Mini-Handbuch.

Fazit: Man bekommt für 65 EUR das was man bezahlt hat. Ein überaus handliches Gerät, das für schnelle Messungen zwischendurch, im Bereich bis 100 kHz, durchaus seine Berechtigung hat. Wunder kann man davon natürlich nicht erwarten.

Erhältlich ist das Gerät z.B. bei Amazon oder Ebay unter den Suchworten wie Mini DSO, DSO 201, DSO nano. Es gibt inzwischen eine Nachfolgeausführung, bei die Meßsignale über einen 3,5-Millimeter-Klinkenstecker statt des MCX-Steckers angeschlossen sind (Achtung: ein Klinkenstecker kann beim Anstecken die angeschlossene Spannung kurzschließen) und statt der Oszi-Tastspitze nur zwei Mini-Meßklemmen geliefert werden ("DSO nano v2").

Rechteck 10 kHz
Rechteck 50 kHz
Rechteck 100 kHz
Rechteck 200 kHz
Dreieck 200 kHz
Dreieck 100 kHz
Sinus 10 kHz
Messwertanzeige

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