Sonntag, 1. September 2019

Ouvertüre zur neuen Saison der Telemann-Sonntagsmusik

Unter dem schlichten Titel "Ouvertüre" für das inzwischen 563. Konzert startete die Telemann-Sonntagsmusik in ihre neue Saison.
Robert Sellier – Tenor
Thomas Ernert – Oboe
Birgit Schnurpfeil – Violine
Henriette Auracher – Violine
Hartmut Neubert – Viola
Katharina Holzhey – Violoncello
Johannes Weiss – Cembalo

Am Beginn des Konzertes zur Eröffnung der neuen Sonntagsmusik-Saison gab es ein reines Telemann-Programm: Geistliche Kantaten sowie Ouverturensuiten und Triosonaten, zwei instrumentale Gattungen, mit denen der Komponist prägend auf das Musikleben seiner Zeit eingewirkt hat.

Der Opern- und Konzertsänger Robert Sellier wirkte er in zahlreichen Barockopernproduktionen mit und arbeitet seit langem intensiv mit verschiedenen Alte-Musik-Ensembles zusammen – so wie heute mit seinen erfahrenen Kollegen aus dem Händel-Festspielorchester Halle. So waren die beiden immer ein wenig zerstrittenen größten Städte des Landes musikalisch vereint. 

Eines der interessantesten Stücke war für mich eines für Solo-Violine. Johannes Weiss, der auch durch das Programm führte, sagte dazu "Diese Solo-Stücks dienten immer auch dazu, besondere Eigenheiten oder Fähigkeiten des Instrumentes besonders hervorzuheben". Für die Umsetzung hatten sich die beiden Violinistinnen etwas ganz besonderes ausgedacht: Henriette Auracher verschwand, noch während es den Applaus des vorangegangenen Stückes gab, unauffällig durch die Tür am Ende des Saales – die zu einer Treppe hoch auf die Empore führt. Birgit Schnurpfeil begann das Solostück zu spielen, hielt mit erhobenem Bogen kurz inne, wie um dem Klang nachzulauschen. Irgendwo von oben her, unsichtbar für die Besucher, wurde die Melodie fortgesetzt. Das wiederholte sich noch mehrere Male. Das war ganz großes Können, zumal sich auch die beiden Musikerinnen nicht sehen konnten, und das war auch eine wunderbare Erfahrung der Musik, zauberhaft! Man konnte förmlich den Geist der Musik spüren. Mitunter war es nicht einfach nur ein ineinander Übergehen der Klänge beider Instrumente, man meinte zuweilen ein paralleles Spiel der beiden zu vernehmen. Aber das konnte doch gar nicht möglich sein, so ganz ohne Blickkontakt. Oder etwa doch? Wie auch immer: gekonnt und ganz große Klasse! Zugleich war es ein Beweis der akustischen Qualität des Schinkelsaales. Denn für den Zuhörer unten im Saal war es ohne hinzusehen nicht zu unterscheiden, wer von beiden gerade die Violine spielte. (Bedauerlich war nur, dass es bei diesem zauberhaften Stück im Publikum einige Idio... wenig sensible Zeitgenossen gab, die sich darüber austauschen mussten, wo denn nun der Klang der unsichtbaren zweiten Violine herkam. Mit verhaltener Stimme zwar, aber für die übrigen doch deutlich vernehmbar.)

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