Freitag, 18. Juni 2021

Tango und Swing im Schloss Hohenerxleben


Tangos, und Swing, aber auch Operette und heitere Kaffeehaus-Klänge füllten die Luft um die alten Schlossmauern. Ein Serenadenkonzert mit 
Lucia Keller Klavier
Vivian Anastasiu Violine
Jerzy Bojanowski Klarinette
Wolfgang Pilz Klavier
 
Der Hof des Schlosses Hohenerxleben war bis zum letzten Platz besetzt. Kein Wunder bei dem schönen Wetter (so würde man das normalerweise auch erwarten) und erst recht kein Wunder bei einem Konzert nach acht oder neun Monaten Pause. Die Freude darüber, das Warten auf Kunst und Kultur war auf beiden Seiten groß, bei Künstlern und Veranstalter ebenso wie beim Publikum. 

Judith Kruder, Schauspielerin und künstlerische Leiterin des Ensembles Theatrum, brachte das auch in ihrer Moderation des Abends zum Ausdruck. Denn auch wenn es in dieser Zeit Livestream gab (anzuschauen auf der Webseite des Schlosses Hohenerxleben), so ist doch das gemeinsame Konzerterlebnis durch nichts zu ersetzen. 

Der Schlosshof lag zu Beginn des Abends in der Hitze der von der Sonne des Sommertages aufgeheizten Mauern. Aufkommender Wind wirbelte die Noten durcheinander, zauste der Pianistin das Haar und brachte wohltuende Erfrischung im sonnenwarmen Hof. Am blauen wolkenlosen Himmel flogen Schwalben und Mauersegler. Sie und die vielen Schlossspatzen schienen im Takt der Musik zu tschiepen. (In Wirklichkeit war dies eine akustische Täuschung: die Vogelstimmen waren an den lauteren Stellen der Musik nicht zu hören und an den leiseren Stellen kam der Eindruck auf, sie würden das eben gehörte wiederholen).

 
Die Musiker wechselten sich in den einzelnen Sets miteinander ab. Den Beginn machten Jerzy Bojanowski und Wolfgang Pilz. Bojanowski ist Klarinettist der Kammerphilharmonie des Salzlandkreises,  mit Pilz musiziert er bereits seit Jahren ab und an gemeinsam, und dies wie man hören konnte sehr stimmungsvoll. 

Dann kamen Lucia Keller und Vivian Anastasiu auf die Bühne. Keller ist die Haus- und Hof-Pianistin des Schlosses, singt und spielt bei Aufführungen des Theaters. Anastasiu ist inzwischen schon seit Urzeiten Geiger der Kammerphilharmonie, schon seit 1986, wie er später sagte. 

Lucia Keller und Vivian Anastasiu bestritten auch den Hauptteil des Abends. „Die beiden haben die Zeit der Corona-Pandemie genutzt, um hier im Schloss neue Programme zusammenzustellen und zu üben“, erklärte Judith Kruder, „auch davon ist in der Aufzeichnung des Livestreams etwas zu sehen“. - Und diesmal auch live zu hören. Operettenmelodien von Franz Lehar gab es, Tangos von Astor Piazolla, aber auch Kompositionen zeitgenössischer Komponisten wie Kaspar Domke aus Halle oder Ingo Höricht aus Bremen. „Ich kenne mein Publikum“, sagte Vivian Anastasiu nach dem Konzert, „und neben den eingängigen klassischen Stücken kann ich auch immer etwas neues mit ins Programm rein nehmen“.

Von Jerzy Bojanowski und Wolfgang Pilz gab es eine sehr kräftige Version von Fritz Kreislers Liebesleid und Liebesfreud. Und anschließend Melodien aus der West-Side-Story, von beiden vierhändig am Klavier gespielt. 

Nach einem erneuten Wechsel der Musiker spielten Lucia Keller, Jerzy Bojanowski und Vivian Anastasiu zu dritt, anschließend sang Lucia Keller zu Bojanowskis Klavierbegleitung "Be still my heart", voller Gefühl in der Stimme.

Am Ende des Konzertes dankte Judith Kruder den Musikern, die auf ihre Gage verzichteten, so dass die Spenden für das Konzert vollständig der Kulturarbeit und dem Erhalt des Schlosses zugute kommen. Und wie geht es in der nächsten Zeit weiter, steht schon das Programm für den Sommer, nachdem es unerwartet schnell Lockerungen gab? "Es geht zum Glück endlich wieder aufwärts", antwortete sie, "wir sind dran am Programm, es ist fast fertig. Und schon am übernächsten Sonntag, am 27. Juni, steht die Premiere von 'Die Neuberin' bevor, ein Stück über die große Theaterfrau des 18. Jahrhunderts".



Impressionen vom Schlosshof:



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