Der tschechische Gitarrist Pavel Steidl eröffnete das Gitarrenfestival. Mit ihm hatten die Organisatoren einen Meister der Barockgitarre eingeladen.
Pavel Steidl beginnt mit Stücken der Alten Musik, von Komponisten wie Jan Antonio Lossy oder Daniel Spohr. In der Barockzeit für Laute geschrieben und nur noch einem Fachpublium bekannt, aber Steidl erweckt sie zum Leben. Er spielt die Stücke mit einem hohem Maß an persönlichem Ausdruck, begleitet die Stücke mit leisem Gesang, eher ein Mitsummen der Melodiestimme, und formt die ausklingenden Töne der Gitarre mit seinen Händen. Ihn zu hören ist wunderbar, aber ihn live spielen zu sehen noch viel schöner. Übrigens einer der großen Vorteile von Livemusik gegenüber Funk und Fernsehen - probiert das mal selbst wieder aus!
Sein Programm moderiert er überwiegend auf englisch. Einmal wechselt er ins deutsche, vielleicht weil das Zitat von einem deutschen Musiker stammt, von Daniel Spohr, der sagte, es gibt in der Musik den „richtigen Vortrag“ und den „schönen Vortrag“. Nach dem Konzert sagt er im Gespräch: „Man kann die Stücke nach den Noten spielen, man kann aber auch seine eigenen Empfindungen hineinlegen. Im besten Fall kommen in der Musik die DNA des Komponisten und die DNA des Interpreten zusammen.“ Ich bin mir ganz sicher: Pavel Steidel ist von der zweiten Art. Seine Barockstücke stammen von Musikern mit Bezug zu Prag, aber was spielte das in dieser Zeit für eine Rolle - die gesamte Gegend war ein gemeinsamer Kulturraum. Und dennoch sieht er einen typisch tschechischen Einfluss: “this music is so Prague“, sagt er.
Dabei ist Steidl nicht unbedingt an die Alte Musik gebunden, später spielt er auch spanische Gitarre oder eigene, teils experimentelle Kompositionen. Ein Stück etwa, in dem er mit Rhythmen experimentiert, Blues und Obertongesang hinzufügt. Überhaupt, Blues: „In meiner Jugend habe ich nur Blues gespielt“, sagt er, „alles andere kam später“. Und das war wirklich gut so. Ein wunderbarer Auftakt für das Gitarrenfestival.
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