Das TFF im Namen des Rudolstädter Festivals steht für Tanz- und Folkfest. Hervorgegangen unter anderem aus dem früheren Tanzfest Rudolstadt, der Tanzbewegung in der DDR. Aus diesem Grund gibt es nicht nur ein Instrument des Jahres (in diesem Jahr: die Harfe), ein Land des Jahres (die Schweiz), sondern auch einenTanz des Jahres (den Walzer). Das mag mancher für altertümlich halten, aber mal ehrlich, was wäre z.B. Bob Dylan ohne den Walzer. Und das TFF Rudolstadt lebt auch heute noch vom Tanz, getanzt wird vor den Bühnen, auf der Mitmachbühne im Tanzzelt im Heinepark und auch auf den Bühnen. Traditionell gibt es auch den Auftritt des Thüringer Folkloretanzensembles auf der Großen Bühne auf dem Markt. Auch wenn es etwas folkloristisch erscheint – es ist mehr als das. Die Tänze sind gelebte Geschichte, und nebenbei merkt man den Tänzern den Spaß an.
Weiter zur Bühne auf dem Neumarkt. Dicht umlagert war Anton Bruhin. Und das obwohl, oder gerade weil, er ein sehr kleines, unscheinbares Instrument spielt: die Maultrommel. So etwa habe wohl viele einmal in der Hand oder am Mund gehabt – und dann enttäuscht wieder beiseite gelegt, weil der der Klang etwas eintönig war oder gar nicht erst so recht herauskam. Bei Anton Bruhin sah man, wie's geht: Man hat mindestends drei unterschiedlich gestimmte Maultrommeln gleichzeitig in den Händen.
Anton Bruhin, Maultrommelspieler aus der Schweiz. |
Christine Lauterburg, Schweiz |
Jedes Jahr gibt es eine Musikinstrumenten-Straße. Geht man zum Neumarkt, so reihen sich dicht an dicht Stände mit handgefertigten Instrumenten, Geigen, Trommeln, Harfen, Drehleiern, Percussion, Flöten, ... und natürlich auch Maultrommeln in allen Tonlagen.
In der Musikinstrumenten-Straße. |
Vor dem Konzert in der Stadtkirche bildete sich schon lange vor dem Konzert von Dorothee Oberlinger eine lange Schlange. Dorothee Oberlinger, ein Star der Alte-Musik-Szene, spielt meisterhaft auf diversen Blockflöten. Diesmal war sie als "Barocco Celtico" gemeinsam mit dem schottischen Harfenisten Tom Daun zu hören. Zauberhafte Klänge! Übrigens bat man vor dem Konzert darum, nicht während der Musik die Kirche zu verlassen, vor allem nicht über die Treppen – da das Konzert aufgezeichnet wird und die knarrenden Treppen zu hören wären (was sie auch wirklich laut taten).
Nochmal in der Stadtkirche, diesmal mit Blick auf die Bühne. |
Und nun wieder im Heinepark: auf der Konzertbühne spielt der jüdische Musiker Daniel Kahn mit "Painted Bird" vor einem begeisterten Publikum. Seine Lieder, teils englisch, teils deutsch, oft mit einem erkennbar jüdischen Witz, der selbst wenn es ernst wurde, in die Geschichte zurückgehend, gleich wieder sehr fröhlich wurde.
Daniel Kahn und Painted Bird |
Blick auf die Konzertbühne im Heinepark... |
...und auf die Zuhörer. |
Als letztes vollständiges Konzert sahen wir uns das des Schweizer Vocaltrio Nørn an. Benannt nach den Nornen, den schicksalsbestimmenden Frauen der nordischen Sagenwelt. Die drei Sängerinnen sangen in einer erfunden Sprache, angelehnt an nordische Weisen. Die verstreichende Zeit wurde vom Konzeptkünstler Georg Traber versinnbildlicht, der aus einem auf der Bühne stehenden Leiterwagen Stück für stück eine Zeitmaschine baute, eine (tatsächlich funktionierende) Pendeluhr, die den Gang der Zeit verdeutlichte. Eine verblüffende Installation, die an die Kunst von Jean Tingely erinnnerte.
Auch wenn die fehlende Sprache das ganze etwas schwer verständlich machte – im Zusammenspiel und mit etwas Phantasie war es eine großartige Aufführung. Schade nur, daß von den meisten Plätzen aus kaum etwas zu sehen gewesen sein dürfte.
Die Zeitmaschine. |
Danach ging es noch an einigen Konzerten vorbei, mal hier und dorthin geschaut und gehört, bevor es am Abend wieder nach Hause ging. Mit dem Gefühl, in den zwei Tagen nur einen kleinen Teil der vielen Konzerte geschafft zu haben. Im nächsten Jahr finden wir hoffentlich wieder Zeit für einen längeren Besuch des TFF Rudolstadt. Dann mit dem Länderschwerpunkt: Kolumbien, dem magischen Instrument: Konzertina und dem Tanz des Jahres: Streetdance.
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