Freitag, 6. Juli 2012

TFF 2012 – der Freitag

Bereits am Freitag gab es wie an den folgenden Tagen das Problem, zu entscheiden zu welchem Konzert man geht. Nicht einfach bei den vielen parallelen Konzerten auf den großen und kleinen Bühnen. Also erst mal ab in die Stadt, einigen Straßenmusikern lauschen. Darunter ein Marimbaspieler, dem man auch an den weiteren Tagen hier und dort in der Stadt hören konnte. Die warmen Töne des Instruments klangen weit durch die engen Gassen, vor denen es aufgestellt war. Und auch SumSum aus Israel und Frankreich gehörten zu den ersten musikalischen Eindrücken. Mit Gypsy- und Osteuropamusik begeisterten sie das Publikum in der Fußgängerzone.



SumSum (ISR, F)

Auf den großen Bühnen (der auf der Heidecksburg) begann der Freitag für uns mit Pigor und Eichhorn. Feines Musikkabarett, und auf jeden Fall interessant, die beiden, die wir sonst nur aus Sendungen wie den Querköpfen oder von RBB Radio Eins kannten, mal gesehen zu haben. Denn zu einem normalen Tour-Auftritt wären wir wohl eher nicht gegangen. Die Lacher hatten die beiden auf jeden Fall spätestens bei "Nieder mit der IT" auf ihrer Seite.

Pigor und Eichhorn (D)

Gleich im Anschluß ging es rüber auf die Burgterasse, zum Konzert der Magic Concertinas. Die Konzertina war das Magie-Instrument des diesjährigen TFF. Und so wurden Konzertinaspieler aus der ganzen Welt eingeladen um miteinander zu musizieren. Darunter Holly Geraghty (IRL), Alistair Anderson (GB), Rainer Prüß (D), Juanjo Mosalini (ARG).
Und als Gast – als (wie es das TFF-Programmheft schreibt) deutschland- und weltweit letzter Spieler der deutschen Konzertina – kam der 78jährige Horst Voit auf die Bühne. Trotz seines hohen Alters spielte er mit scheinbar leichter Hand Tanzmelodien, wie er sie so oft mit seiner Band in den Tanzsälen der umliegenden Dörfern spielte. Und als Reverenz an Rudolstadt: Hoch Heidecksburg. Dann das Unfaßbare: bei seiner Zugabe schien es, als hätte er sich nur ein wenig verspielt und er habe in einer resignierenden Geste seine Finger von den Tasten gleiten lassen. Erst Augenblicke später, als er leblos auf seinem Stuhl zusammensank, merkten seine Mitmusiker und das Publikum, daß schlimmeres passiert war. Voit wurde in den hinteren Bereich der Bühne getragen, es wurde nach einem Arzt gerufen. Pumpende Bewegungen ließen die Herz-Druckmassage erahnen, was auf einen Herstillstand schließen ließ. Schweigend und in bedrückter Stimmung verließ das Publikum die Terasse, noch bevor das Konzert später auch offiziell abgebrochen wurde. Zwei Stunden später konnte Jo Meyer vor dem nächsten Konzert zumindest bekanntgeben, daß die schnelle Hilfe Horst Voit vorerst retten konnte. Gleich elf Ärzte seien aus dem Publikum auf die Bühne gekommen und auch der Rettungswagen war sofort zur Stelle. In der Presse war später zu lesen, daß Horst Voit nach einem Herzinfarkt auf der Intensivstation liegt. Mehr war nicht zu erfahren - wünschen wir ihm von hier aus gute Besserung.

Magic Concertina
Rainer Prüß (D)
Leonie Avenant und Mariaan Wiese (ZAF)
Horst Voit (D)

Zurück auf dem Marktplatz sahen wir auf der dortigen Bühne ein kurzes Stück der China-Revue, bevor es wieder bergan ging (das Auf und Ab zwischen Stadt und Burg ist schon eine sportliche Anstrengung), um dort noch ein wenig vom Konzert der Thüringer Philharmoniker und Gong Linna zu hören und dann zur Burgterasse zu wechseln.

Yi Jia Ren (CN)
Thüringer Symphiniker (D) und
Gong Linna und DabaiSang (CN)

Dort spielten dann Dota Kerr und die Stadtpiraten. Deutschsprachige Musik mit anspruchsvollen Texten, in denen sie sich sowohl mit dem menschlichen Miteinander als auch mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzt. Das Konzert war wunderbar und begeisternd!

Dota und die Stadtpiraten (D)
Konsertbesucher auf der Burgterasse

Auf der Marktbühne begann währenddesssen das Konzert von Heinz Ratz und Strom und Wasser featuring "The Refugees". Bereits auf dem letztjährigen TFF hatte Ratz darüber berichtet, daß unter den Asylbewerbung auch viele Musiker seien, die in ihrer Heimat wegen ihrer Musik verfolgt würden und in den Asylbewerberheimen ohne Instrumente und damit ohne Musik machen zu können leben würden, oft von der Abschiebung bedroht. Ihnen die Musik und die Würde zurückzugeben war Ratz' Ziel, und zumindest ein wenig wird er es auch erreicht haben.

Heinz Ratz und Strom und Wasser featuring "The Refugees"

Nach dem Ende der Konzerte in der Stadt ging es nachts noch bis halb zwei im Park weiter. Auf der großen Bühne ließ Systema Solar die Luft brennen. Sie brachten aus Columbien die lateinamerikanische Musik mit, mit der sie als DJs über die Dörfer ziehen. Mitreißende Rhythmen.

Systema Sola (CO)

Mitreißend war aber auch das, was Tickled Pink im Tanzzelt auf die Bühne brachten. Traditionelle englische Tänze und Reels mit durchaus rockigem Klang, mit zwischengeschobenen Anleitungen zum Tanzen (wer bereits am Nachmittag bei ihrem Tanzworkshop dabei war konnte die dort erlernten Tanzschritte zum Einsatz bringen). Die Tanzfläche bebte unter den Schritten der Tänzer und selbst als erklärter Nicht-Tänzer wagte ich mich auf die Tanzfläche – und war überrascht über den Spaß dabei.

Tickled Pink (GB)

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