Donnerstag, 17. Oktober 2019

Kinderporträts von Elisabeth Heinemann, Lieder und Gedichte von Pia Monika Nittke

Gedichte und Lieder für Kinder begleiteten die Eröffnung der aktuellen Ausstellung der Magdeburger Fotografin Elisabeth Heinemann im Magdeburger Konservatorium.


Für Helga Kleiner, die durch das Programm der Vernissage führt, sind sowohl Elisabeth Heinemann als auch Pia-Monika Nittke und Lothar Henning bekannte Größen in der Magdeburger Kunstszene. "Eigentlich brauche ich sie gar nicht vorstellen", sagt sie, dann gibt es selbstverständlich einige Hinweise auf das Leben der Künstler. "Die drei habe ich zum ersten Mal bei meiner Arbeit für UNICEF kennengelernt", sagt Helga Kleiner, "und seitdem gibt es immer wieder Berührungspunkte". Einer davon ist sicher Elisabeth Heinemanns Porträtserie von Flüchtlingskindern, aus der auch einige in der Ausstellung zu sehen sind.

Porträts von Kindern haben für Elisabeth Heinemann eine besondere Bedeutung: "Sie drücken in ihren Gesichtern unverstellt ihr Empfindungen aus, Fröhlichkeit, Erstaunen, aber auch Traurigkeit und Ernst, so wie in meiner Fotoserie mit Porträts von Flüchtlingskindern", sagt sie dem Publikum. "Vor Kindern liegt noch ein langer weiter Weg – ich versuche mit meinen Bildern, einen kleinen Ausschnitt davon zu zeigen". Und wer die großformatigen Schwarzweiß-Fotos genau betrachtet, der kann sich hinter vielen Fotos kleine Geschichten vorstellen. Einige Porträts zeigen ihren Enkel, andere Kinder von rumänischen Familien, die sie rund um den Moritzplatz traf. "Ich war begeistert davon, wie fröhlich sie gespielt haben".

Pia-Monika Nittke, die Mutter von Elisabeth Heinemann, war lange Zeit Pianistin am Magdeburger Theater. Daneben hat sie sich auch mit Literatur beschäftigt und Gedichte geschrieben. Einige sind im Oschersleber Dr.-Ziethen-Verlag erschienen. Die Geburt ihres Urenkels war für sie Anlass, auch für Kinder Gedichte zu schreiben. 2018 komponierte sie innerhalb von sechs Wochen einen einfallsreichen Zyklus von 24 Kinderliedern für Gesang und Klavier, basierend auf ihren eigenen Texten („Fliege hoch, bunter Ball“).

Einige davon wurden von der Musikschülerin Lena Obermeit vorgetragen, am Klavier begleitet von Lothar Henning, dem Chorleiter des Vokalkreises am Magdeburger Konservatorium. Mit klarer und heller Stimme, unverschnörkelt gesungen, klingen die Lieder seltsam vertraut. Erinnern an die einfachen Kinderlieder, wie sie früher im Kinderradio kamen oder auf alten ETERNA-Schallplatten zu hören sind. Darin werden kleine Geschichten erzählt, mit einfachen Versen, die von Kindern schnell verstanden werden können. Lieder, in denen die ersten Kinderjahre zum Ausdruck kommen, das Ankommen in der Welt, die ersten Schritte. Aber auch vom Hinterherlaufen hinter Schmetterlingen handeln die Texte, es sind Tierlieder und Schlaflieder zu hören.

Andere Gedichte liest Pia-Monika Nittke selbst. "Halt ihn fest, den Luftballon,/ sonst fliegt er übers Dach davon./ Er schwebt dann in ein fernes Land,/ das dir bislang noch unbekannt." heißt es in einem, und vor dem inneren Auge erscheinen Zeichnungen aus einem Kinderbuch. Ein anderes Lied, das vom Christkind, klingt wie ein altes Weihnachtslied und hat dabei doch Bezüge zu den Problemen der heutigen Zeit.

"Ich wechsle mal den Platz", sagt sie dann, setzt sich selbst ans Klavier und spielt eine kleine Tonfolge. "Die hatte ich mir als kleines Mädchen mit etwa 10 Jahren ausgedacht", sagt sie, "das ist nun 75 Jahre her und mein Urenkel hämmert schon die ersten kleinen Melodien auf seinem Kinder-Xylophon". Über diese Kinder-Melodie spielt sie am Klavier eine Improvisation.

Zum Schluss liest Pia-Monika Nittke ihr Gedicht vom Zoobesuch. In einer Art Sprechgesang über der von ihr selbst vorab aufgenommener Klavierbegleitung rhythmisch akzentuiert gesprochen, klingt es ein wenig nach Lesebühne. Das Publikum hört schmunzelnd zu, denn auch ein wenig Komik ist im Text enthalten.

Die Ausstellung in der 2. und 5. Etage des Konservatoriums kann bis zum 31. Januar 2020 montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr betrachtet werden.

Textabdruck mit freundlicher Genehmigung von Pia-Monika Nittke.
Fotos (2 bis 15 und 19) Rolf Winkler.

Halt ihn fest, den Luftballon
Halt ihn fest, den Luftballon,
sonst fliegt er übers Dach davon.
Er schwebt dann in ein fernes Land,
das dir bislang noch unbekannt,
dahin treibt ihn der Sausewind.
Dort findet ihn ein andres Kind,
das schickt den Ball zu dir zurück,
wünscht dir in einem Briefchen Glück.

Und wenn du groß bist, fliegst du dann -
irgendwann -
mit einem Flugzeug ins fremde Land,
zu jenem Kind, das den Luftballon fand.
Das Christkind ist geboren
Das Christkind ist geboren
in einer kalten Winternacht,
sonst wären wir verloren.
Die Englein halten Wacht.
Die Stern´ am Himmel gleißen.
Sie zeigen den drei Weisen
den Weg aus Morgenlanden,
bis sie die Krippe fanden.
Der Esel und die bunte Kuh,
sie schau´n mit großen Augen zu,
wie sie das Kind bedenken
mit Gold und viel Geschenken.

Auch uns in heut´gen Tagen,
uns kommen so viel Fragen.
Die Botschaft ist zu uns gelangt,
obwohl die Menschheit bangt.
Das Kind sucht unsre Herzen,
wollt´ unter tausend Schmerzen
uns alle einst erlösen,
die Guten, wie die Bösen.
Auch wenn wir auf der Suche sind,
so finden wir das Jesuskind.
Wir eilen zu der Krippe schnell.
Im Herzen wird es froh und hell.
Im Zoo
Musikalischer Spaziergang durch den Tiergarten
Heute geh´n wir in den Zoo.
Unser Kind lacht deshalb froh,
weil wir viele Tiere seh´n,
wenn wir vor´m Gehege steh´n.
Panther, Löwen, Leoparden,
alle auf das Futter warten.
In dem Käfig turnen Affen,
die sich kratzen, uns begaffen.
Streit gibt´s um die Kokosnuss.
Im Affenhaus, da gibt´s Verdruss.
Bären in den Winterpelzen,
Schweinchen, die im Dreck ´rumwälzen.
Storch stolziert auf langen Beinen,
möchte noch weit größer scheinen.
Landschildkröte will sich regen,
braucht viel Zeit zu ihren Wegen.
Träge zieht den Kopf sie ein,
will im Panzer sicher sein.
Füchslein luchst aus seinem Bau.
Nicht umsonst heißt´s: Es ist schlau!

Der Platzhirsch pocht auf sein Revier,
beherrscht seine Hirschkühe - er hat vier.
Weh dem, der seine Nähe sucht!
Rivalen jagt er in die Flucht.
Erdmännchen streckt im Takt sich hoch.
Die Spitzmaus huscht ins Mauseloch.
Ein Goldfisch im Aquarium,
der schnappt nach Luft, bleibt ständig stumm.
Der Esel und das wilde Pferd,
sie anzuschauen sind es wert.

Der Pfau, er schlägt ein großes Rad,
zeigt, dass er bunte Federn hat.
Er will vor anderen glänzen,
beweist das auch in Tänzen.
Eitel sind die Pfauen,
das wissen Pfauenfrauen.
Erbost krächzt laut ein Rabe,
ihn stört das Imponiergehabe.
Belustigt schau´n wir dabei zu,
bis die beiden geben Ruh´.

Aus dem Elefantenhaus
trottet Jumbo langsam ´raus.
Seehund schwimmt zum Wasserrand.
Nashorn buddelt in dem Sand.
Du kletterst auf die Rutsche,
fährst in einer Ponykutsche.
Sittiche und Papagei
machen höllisches Geschrei.
Und wir seh´n ganz nebenbei,
Vogel Strauß, der legt ein Ei.
Roland Kähne, stellvertretender Leiter des
Konservatoriums begrüßt die Gäste im Kleinen
Saal (der sich als viel zu klein für die vielen
an Fotografie, Lyrik und Musik
Interessierten erwies).
Helga Kleiner spricht über die Fotografien von
Elsiabeth Heinemann und die Texte von
Pia-Monika Nittke
Lena Obermeit singt Lieder von Pia Monika Nittke
Lothar Henning, Leiter des Vokalkreises des
Mageburger Konservatoriums, begleitet den
Gesang am Klavier
Pia-Monika Nittke
Elisabeth Heinemann

2 Kommentare:

  1. Ach Thoralf, es ist einfach erfreulich, Deinen Bericht von diesem Abend zu lesen. Er ersetzt nicht das Erleben der Vernissage, aber er lässt die Stimmung, die Athmosphäre aufleben und stärkt die Erinnerung an den Abend.

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  2. Am 28.10. um 18 und 22 Uhr kommt innerhalb von M hoch 3 im Offenen Kanal ein kleiner Bericht von mir von der Vernissage. Schaut mal rein. Ditmar Pauke

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