Hans-Eckardt Wenzel – p, g, acc, voc
Thommy Krawallo – b, g
Hannes Scheffler – b, g
Manual Agosthino Peireira – trp
Stefan Dohanetz – dr, perc
Wenzel (von links), Thommy Krawallo, Hannes Scheffler und Stefan Dohanetz |
Die neue CD wird, wie Wenzel sagte, eine Live-CD sein (ein Mitschnitt seines Konzertes am 22. Juni 2019 in Kamp auf 2 CDs). Ich freue mich schon drauf, denn live ist die Musik am besten, vor allem, weil auf den live-CDs auch Wenzels Texte zwischen den Liedern enthalten sind. Die CD war nur leider noch nicht fertig (denn "normalerweise" – das heißt eigentlich immer – bringt er die jeweils neue CD schon fertig gepresst mit nach Magdeburg, wenn er wie in den letzten Jahren Anfang November zu Beginn seiner Tour dort auftritt). Das mit der CD war zu verschmerzen, denn es gab ja lediglich nichts zum mit nach Hause nehmen (und gleich auf der Heimfahrt hören).
Am Beginn seines Konzertes singt Wenzel an gegen den allgegenwärtigen Konsum, gegen das alles sich kaufen können (Nimm Dein Glas und wirf es an die Wand / hier in diesem aufgeblasnen Land / ... / sing den Trotz Dir aus der Kehle/ gib Dich nicht geschlagen/ kotze Dir nicht Deine Seele / Deine Seele aus dem Magen). Lieder voller Poesie (komm zu mir und mach mich wach / halt Dich fest an mir und trink mich leer), denen man endlos lauschen möchte, gibt es ebenso wie Lieder, die vom Publikum laut mitgesungen werden. Tschingeling war so eines, aus Wenzels Woody-Guthrie-CD. Oder auch "Die Länder der Erde gehören keinem alleine, die Erde ist da für Dich und mich", wie Wenzels deutsche Fassung von Guthries "This Land is Your Land" beginnt. Den Anfang singt er, bevor die Band kräftig einsetzt, ganz leise zur Gitarre. Und das Publikum, textsicher, singt deutlich vernehmbar mit. "Diese Zeit jetzt, diese Wahlen – da muss man durchhalten", sagt er den Konzertbesuchern. "Dafür sind wir hier, und dafür seid Ihr hier". Dass wir "nicht mittun bei der großen Schweinerei", wie es in einem weiteren Lied heißt.
In vielen seiner Lieder liegen Gesellschaftskritik und Liebeslied immer wieder nahe beieinander: Wenn etwa ein Lied sanft mit Der Abend liegt sanft vor den Füßen / komm lass uns ein Stückchen noch geh'n / den Mond und die Sterne zu grüßen / ich mus heut was schönes noch sehn beginnt und mit der Verzweiflung über die Zustände der Welt und des Landes endet, in einer Welt, die "sich mit Kriegen ihr Gesicht zerkratzt": Und doch bin erschrocken ich, fremd hier und fern / wenn nur diese Fratzen nicht wär'n.
Was hilft? Ein volles Glas darf es manchmal auch sein. Denn Wenzel hat eben auch so wunderbare Trinklieder in seinen Programmen. Füllt die Gläser / sucht nicht nach Gründen / wenn wir bei uns sind / trinkt es sich gut singt er für "seinen" österreichischen Winzer Friedl Umschaid, über den er sagt "Es ist gut, einen Winzer zum Freund zu haben" und der jedes Jahr viele Kisten seiner mit bunten Etiketten bedruckten "Kamp Edition" zu Wenzels Sommerkonzert in den hohen Norden mitbringt (bei uns zu Hause warten noch ein paar Flaschen davon auf das ausgetrunken werden). Auch Liebeslieder lassen sich gut mit den Trinkliedern kombinieren (Ist es der Wein / ist es die Stunde / ...) – auch das passt bei ihm so gut zusammen.
Kräftige, laute Lieder gehören auch immer in die Konzerte von Wenzel. Schon deshalb, weil man sie so wunderbar mitsingen kann. Lieder wie Überall die gleiche Scheiße oder Stacheldraht, Elektrozaun. Aber auch Man müsste schöner lügen können / vergessen wer man ist und wer man war / ... Lieder wie Ahoi, Ahoi oder die Zeit der Irren und Idioten. Aber selbst die eher melancholischen Texte können bei Wenzel so verpackt sein, dass man selbst beim lauten mitsingen die leise Wehmut spürt. So wie bei Mohn und Kamille oder beim Kamper Hafenlied: Und wenn wir uns verloren gehn / und wenn wir uns wieder entfernen / Dann bleibt vielleicht das Bild bestehn, / wie wir hier am Hafen steh'n ("in der Feuerwache stehn" singt Wenzel in Magdeburg) / Unter all den Sternen / hier im kühlen Abendwind / Froh das wir am Leben sind.
Zu Ende geht das Konzert mit Dem Herbstlied (nicht solo, sondern mit der gesamten Band und mit Stefan Dohanetz am Piano) und, als die Besucher noch nicht gehen wollen, mit Wenzels Gute-Nacht-Lied (Text: Theodor Kramer): Allen Paaren auf den Bänken, / allen Säufern in den Schenken, / allen, die in Bann und Acht, / wünsch ich eine gute Nacht. // Allen in den Krankensälen / allen, denen Glieder fehlen, / allen, deren Kreuz schon kracht, / wünsch ich eine gute Nacht. // Allen, die’s zu üppig treiben, / allen, die sich früh zerreiben, / allen, die dies glücklich macht / wünsch ich eine gute Nacht.
Manual Agosthino Peireira |
Hannes Scheffler an der Mazola-Gitarre. |
Wenzel ("Ich habe so große Hände") darf bei seiner Gitarre bleiben , Hannes und Thommy müssen auf Ukulele und Bass-Ukulele umsteigen. |
Aus Sicht der Techniker auf die Bühne geschaut... |
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